Gedenken an Enke: „Gefühle zulassen“
Am ersten Bundesliga-Spieltag nach dem Selbstmord von Robert Enke wird in allen Stadien des Torhüters gedacht. Hannover 96 verliert– aber der Trainer ist trotzdem stolz.
GELSENKIRCHEN Die ganze Liga trauerte. Gedenkminuten für Robert Enke († 32) in allen Stadien. Kölns Keeper Faryd Mondragon kniete dabei sogar nieder. Und der neue Kapitän von Enkes Klub Hannover 96 bemühte sich verzweifelt, die Fassung zu bewahren. „Es war sehr schwierig“, sagte Arnold Bruggink nach dem 0:2 der 96er bei Schalke. Seine Stimme stockte. Tränen liefen dem Niederländer über die Wangen, als er fortfuhr: „Doch als es nach der losgegangen war, ging es auch irgendwie.“
Hannovers Trainer Andreas Bergmann zeigte vollstes Verständnis für die erneut aufkommenden Emotionen. „Wir haben Robert ja weiter in unserem Herzen. Auch für mich war es heute nicht einfach. Ich wusste, dass es noch einmal emotionale Momente geben würde. Und ich finde, dann sollte man solche Gefühle auch zulassen.“
Das erste Bundesliga-Spiel elf Tage nach dem tragischen Freitod des Idols Robert Enke war keine normale Partie, aber eine weitere wichtige Etappe auf dem langen Weg zur Normalität. Bergmann war froh, dass dann wieder „Bundesliga-Atmosphäre“ herrschte, „mit Anfeuerungen und Schlachtgesängen der Fans“. Das Resümee des Coaches: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Sie hat eine gute Leistung gezeigt. Wie die jungen Leute mit der Situation umgegangen sind, war wirklich gut.“ Sportchef Jörg Schmadtke ergänzte: „Die Mannschaft hat gezeigt, welchen Charakter sie hat. Es gab schon vorher einen Prozess des Zusammenwachsens. Aber der tragische Fall von Robert hat uns noch enger zusammenrücken lassen.“
Schalke-Kapitän Heiko Westermann gestand: „Es war schon ein mulmiges Gefühl. Vor dem Anpfiff habe ich mich an das letzte Spiel in der Arena gegen Hannover erinnert. Da habe ich vorher gemeinsam mit Robert ein Interview gegeben. Solche Dinge kann man nicht ausblenden.“
Auch Bundestrainer Joachim Löw gab in „BamS“ knapp zwei Wochen nach dem Selbstmord des Nationalkeepers Einblicke in sein Seelenleben: „Die Trauer ging ganz tief rein. Und ich spüre, dass ich sehr viel Energie und Kraft gelassen habe.“