Fußball-WM 2018: Taktik-Experte: Mats Hummels ist ein Risiko im System von Joachim Löw
München - Zusammen gelten sie als eines der besten Innenverteidigerpaare der Welt: Mats Hummels und Jerome Boateng vom FC Bayern. Gemeinsam wurden sie mit dem DFB-Team 2014 Weltmeister in Brasilien, zusammen sollen sie die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2018 in Russland zur Titelverteidigung führen.
Mats Hummels ist auch ein Risiko
Gerade Hummels ist dabei für Joachim Löw im Spielaufbau eine wichtige Konstante. Doch der Abwehrmann der Bayern stellt für den Bundestrainer bei der Weltmeisterschaft auch ein Risiko dar. Warum, das erklärt Taktikexperte Constantin Eckner von der Fachseite spielverlagerung.de im Gespräch mit der AZ.
"Im Spielaufbau wird Hummels den ersten Ball spielen, Toni Kroos lässt sich dann in seine Richtung fallen. Wenn jetzt Deutschland 30 Angriffe im Spiel hat, kann nicht jeder über Kroos laufen. Es wird aber auch die Fälle geben, dass Kroos nicht zurückkommt, sondern Hummels mit Ball vorstößt, selber den Weg ins Mittelfeld mit dem Ball geht", erzählt Eckner.
Wie beim BVB und beim FC Bayern
Hummels Aufgabe sei grundsätzlich, dass er den ersten Ball immer gut verwerte und sich keine Ballverluste erlaube, "gerade gegen Mexiko", meint Eckner weiter. Auf die Mexikaner trifft der Weltmeister an diesem Sonntag im ersten Gruppenspiel (17 Uhr, im AZ-Liveticker) im Moskauer Luschniki-Stadion.
Lesen Sie auch: Auf diese DFB-Spieler kommt es gegen Mexiko an
Hummels werde auch dann wieder das machen, was er beim BVB und dem FC Bayern auch immer gemacht habe, sagt der Taktikblogger: "Dass er 15 Meter vorstößt, selber einen Pass oder einen langen Ball spielt." Und genau in solchen Situationen wird es laut Eckner riskant.
Mats Hummels hat "Zenit überschritten"
"Hummels war noch nie der schnellste und hat in der Athletik abgebaut. Er hat athletisch den Zenit überschritten. Heute sagt man ja, dass das beste Alter bei Fußballern 27 ist, nach athletischen Kriterien", erklärt er. "Das kann gefährlich werden." Jüngst im DFB-Pokal-Finale war Hummels gegen Stürmer Ante Rebic von Eintracht Frankfurt zwei Mal zu spät gekommen, nahm dies - wie bei Twitter zu sehen - für die Nationalmannschaft als Motivation, es bei der WM 2018 besser zu machen.
Auf eines kommt es laut Eckner an: "Hummels und Boateng haben bei Bayern mit ihrem Stellungsspiel gezeigt, dass sie viel bereinigen können. Hummels muss aber eine Situation eben schon bereinigt haben, ehe er in ein Laufduell startet. Umgekehrt darf es nicht sein. Wenn er ins Laufduell muss, wird es kompliziert."
Löw wolle das wiederum auch vermeiden, indem Deutschland auf dominanten Ballbesitz hinarbeite. Und weiter: "Löw setzt darauf, dass die Mannschaft bei Ballverlust so kompakt steht, dass sie den Ball möglichst schnell wieder hat. Bei Löw steckt nicht zuletzt viel Pep Guardiola drin", meint er und warnt: "Wenn aber die deutsche Nationalmannschaft an irgendwas scheitern wird, dann ist es die Defensive Deswegen: Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz." Ansonsten wird Hummels bei Ballverlusten zum Risiko.
Lesen Sie hier: Nach Kritik an Özil: Lahm setzt auf Problemlöser Neuer