Furchtloser HSV kämpft sich ins Viertelfinale

Mit Spielfreude und Willenstärke hat der Hamburger SV ein schon verloren geglaubtes Spiel bei Galatasaray Istanbul gedreht und die Runde der letzten Acht erreicht. Der nächste Gegner wird bereits am Mittag ermittelt.
von  Abendzeitung
Paolo Guerrero (M.) dreht nach seinem zweiten Streich zum Jubeln ab
Paolo Guerrero (M.) dreht nach seinem zweiten Streich zum Jubeln ab © dpa

ISTANBUL - Mit Spielfreude und Willenstärke hat der Hamburger SV ein schon verloren geglaubtes Spiel bei Galatasaray Istanbul gedreht und die Runde der letzten Acht erreicht. Der nächste Gegner wird bereits am Mittag ermittelt.

Der Hamburger SV ist der «Hölle vom Bospurus» unbeschadet entkommen und steht nach Werder Bremen als zweiter Bundesliga-Vertreter im Viertelfinale des Uefa-Pokals. Die Hanseaten gewannen am Donnerstagabend das Rückspiel bei Galatasaray Istanbul nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 (0:1) und qualifizierten sich damit nach 19 Jahren erstmals wieder für die Runde der letzten Acht. Das Hinspiel in Hamburg war vor Wochenfrist mit einem 1:1-Unentschieden zu Ende gegangen. Die Treffer für die «Rothosen» erzielten Paolo Guerrero per Doppelschlag (57./60.) sowie Ivica Olic in der Nachspielzeit.

Jol: «Ein besonderer Tag»

Vor 23.500 Zuschauern im Ali-Sami-Yen-Stadion schienen Harry Kewell (42./Foulelfmeter) und Milan Baros (48.) bereits den K.o. für den ersatzgeschwächten Bundesliga-Vierten besiegelt zu haben. Doch der HSV bewies große Moral, gewann auch sein fünftes Uefa-Cup-Auswärtsspiel und kämpft weiter um drei Titel. Bereits am Mittag erfolgt im Uefa-Hauptquartier in der Schweiz die Auslosung der Viertel- und Halbfinalpartien. Die möglichen Gegner kommen neben Werder aus der Ukraine (Donezk, Kiew), England (Manchester City), Frankreich (Lyon, Marseille) und Italien (Udinese Calcio).

«Heute ist ein besonderer Tag für uns. 0:2 hinten und dann 3:2 gewonnen. Wir haben die drei Treffer verdient und sind glücklich», so Matchwinner Guerrero nach dem Schlusspfiff. Trainer Martin Jol fiel ein Stein vom Herzen. «Das 2:0 kurz nach der Pause war eine große Enttäuschung. Dann hat Paolo zwei wunderschöne Tore gemacht. Man braucht auch ein Quäntchen Glück», meinte der Niederländer erleichtert.

Ohne Petric und Trochowski

Ein Plakat türkischer Fans mit der Aufschrift «Kein Ausgang aus der Hölle!!!» in deutscher Sprache empfing die Hamburger beim Betreten des Stadions, und tatsächlich schien die Atmosphäre in dem «Hexenkessel» Jols Spieler zunächst zu lähmen. Nach 15 selbstbewussten Anfangsminuten tat der HSV in einem zerfahrenen Spiel zu wenig für die Offensive. In dieser Phase wurden vor allem die verletzten Mladen Petric und Piotr Trochowski schmerzlich vermisst.

Auch vom türkischen Meister war zunächst wenig zu sehen. Der Ex-Schalker Lincoln blieb als Regisseur wie im Hinspiel blass. Bei seiner Auswechslung in der 66. Minute marschierte er mit einer abfälligen Handbewegung gegenüber Trainer Bülent Korkmaz verärgert direkt in die Kabine. Dagegen war Baros, der wegen einer Sperre im Hinspiel gefehlt hatte, von den Hamburgern kaum zu bremsen.

Milan Baros nicht zu halten

Kurz vor der Pause erwies Jerome Boateng den Gästen mit einem Doppel-Fehler einen Bärendienst. Erst vertändelte der Abwehrspieler im Mittelfeld den Ball, dann brachte er Baros im Strafraum zu Fall. Der vom Angreifer zum Innenverteidiger umgeschulte Australier Kewell verwandelte den Strafstoß eiskalt zur Führung für Galatasaray. Drei Minuten nach Wiederbeginn war die Viertelfinal-Chance nach einer traumhaften Kombination der Hasherren fast auf den Nullpunkt gesunken. Arda Turan spielte Baros mit einem mustergültigen Pass frei, der Tscheche schüttelte seinen Bewacher Joris Mathijsen ab und lupfte den Ball über Frank Rost zum 2:0 ins Netz.

Guerreros Doppelschlag wendet das Blatt

Doch auf einmal bäumten sich die Hamburger entschlossen gegen die drohende Niederlage auf. Aus dem Nichts erzielte der zuvor schwache spielende Guerrero den Anschlustreffer. Nach toller Vorarbeit von Jonathan Pitroipa versenkte der Petric-Ersatz einen nicht unhaltbar wirkenden Schuss aus 18 Metern im Tor (57.). Drei Minuten später setzte er sich gegen drei Gegenspieler energisch im Strafraum durch und traf aus spitzem Winkel unter die Latte (60.).

Die letzte halbe Stunde des Spiels war dann ein echter Europapokal-Krimi. Galatasaray drängte, der HSV lauerte auf Konter. Einen solchen hätte David Jarolim fast erfolgreich abgeschlossen, doch der Hamburger Kampitän scheiterte aus 15 Metern am Pfosten (75.). Auf der anderen Seite verhinderte Keeper Frank Rost mit einer starken Fußabwehr die Entscheidung zu Gunsten der Türken (89.). Den insgesamt hochverdienten HSV-Sieg machte schließlich Olic perfekt. Aus vollem Lauf überwand der Kroate «Gala»-Keeper de Sanctis mit einem meisterhaften Heber und erzielte damit schon sein siebtes Tor in dieser Uefa-Pokal-Saison. (nz/dpa)

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