Für den letzten großen Traum: Müller und Hummels erfinden sich noch einmal neu
Foxborough - Nach seinem bemerkenswerten Leitwolf-Auftritt vor dem Teamhotel Renaissance verabschiedete sich Mats Hummels (34) mit den passenden Worten. "Ich gehe jetzt erst mal zum Physio", sagte der DFB-Verteidiger schmunzelnd. Doch das war schon ernst gemeint — denn ohne seine ausgiebige Körperpflege im fortgeschrittenen Fußballeralter wäre Hummels wohl nicht mehr in die Nationalmannschaft zurückgekehrt.
Müller und Hummels sind Hoffnungsträger für die Heim-EM
"Körperlich ist es ein großer Aufwand, um noch mithalten zu können mit den 20-Jährigen", berichtete Hummels: "Aber es fällt leicht, weil es Spaß macht, auf dem Niveau Fußball zu spielen." Mit Mitte 20 sei er noch nicht täglich bei den Physiotherapeuten gewesen, aber "jetzt liege ich vor und nach jedem Training da", verriet Hummels: "Das ist ein Anpassungsprozess ans Alter. Thomas Müller macht auch sehr viel neben dem Platz — sonst kann man nicht so lange Leistungssport betreiben."
Aber die beiden, Hummels und Thomas Müller (34), können es eben noch. Und deshalb sind sie zwei große Hoffnungsträger für die Heim-EM im Sommer 2024. Das zeigt sich deutlich während der USA-Reise, die mit dem Testspiel gegen das US-Team diesen Samstag in Hartford (21 Uhr/RTL live) den ersten Höhepunkt erreicht. Hummels und Müller gehen voran — im Training und neben dem Platz. Sie vertreten die Mannschaft nach außen, geben ihr ein Gesicht. Und Halt.
Gemeinsam haben die beiden Weltmeister von 2014 ein letztes großes Ziel im DFB-Dress: den Titelgewinn im Sommer. "Wir wollen bei der Heim-EM erfolgreich Fußball spielen", sagte Müller: "Wir sind hochmotiviert und freuen uns. Natürlich hat man nach dem letzten Spiel gegen Frankreich auch als Spieler wieder das Gefühl, gewinnen zu können." Und einzig und allein das zählt mit Blick auf die EM. "Es ist ja völlig klar, auch mit der Vertragslaufzeit des Trainers unterstrichen: Es geht nur um Ergebnisse", sagte Müller über den Vertrag von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) bis Ende Juli 2024. Da kann die Erfahrung der beiden Routiniers zu einem entscheidenden Faktor werden.
Müller: "Ich bin zu allen Schandtaten bereit"
Wer hätte das vor wenigen Wochen gedacht? Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick (58) hatte in den September-Länderspielen eigentlich auf Müller verzichtet, aufgrund der Verletzung von Niclas Füllkrug (30) nominierte er den Bayern-Star aber nach. Und Müller erzielte gegen Frankreich (2:1) nach der Flick-Trennung sogleich ein Tor. Hummels war sogar seit dem EM-Aus 2021 nicht mehr nominiert worden. Nun wollen beide den EM-Titel holen.
"Mats und ich sind ja im Parallelflug unterwegs von: Die braucht man nicht mehr, bloß nie mehr einladen bis zu: Oh, die brauchen wir unbedingt", sagte Müller in seiner unnachahmlichen Art. "Mats ist ein Spieler mit sehr viel Qualität, er kann uns sehr gut weiterhelfen." Als Abwehrchef für die Mission EM-Triumph. "Ich habe jetzt nicht vor, 2028 oder 2030 noch Turniere zu spielen", sagte Hummels — und ergänzte zu seinem Endspurt mit Müller: "Wir greifen jetzt einmal noch richtig an für den Sommer und dann schauen wir, was das gibt."
Die persönlichen Perspektiven sind dabei unterschiedlich. Hummels wird schon gegen die USA als zentraler Part der Abwehrreihe gesetzt sein, Müller füllt die Jokerrolle aus. "Julian kennt mich, da gibt es wenige Fragezeichen. Ich kann in der Offensive jede Position spielen", sagte der Bayern-Star: "Ich bin zu allen Schandtaten bereit."
Auffällig: Müller und Hummels sind von Nagelsmanns ersten Maßnahmen als Bundestrainer sehr angetan. "Die guten Trainer müssen ganz klar die Richtung vorgeben — und das macht er bisher", sagte Müller. Und Hummels ergänzte: "Er will, dass wir das Spiel kontrollieren in beide Richtungen. Dass wir mit dem Ball dominant sind, dass die Spieler sehr aktiv sind, sich am Spiel beteiligen. Das ist eine Sache, die mir sehr gut gefällt." Zwei Siege gegen die USA und Mexiko am Dienstag seien nun "sehr wichtig", sagte Hummels, "um das Feuer zu schüren, das ein Land bei der Heim-EM tragen kann."
Die beiden Routiniers sind bereit für einen großen DFB-Abschied.