Frühaufsteher ohne Nerven: So tickt DFB-Kapitän Manuel Neuer

Früh ins Bett, früh aufstehen und immer sportlich bleiben - mit Manuel Neuer hat Jogi Löw einen makellosen Sportsmann zum Kapitän gekürt. Die Wermutstropfen: In Interviews bleibt Neuer manchmal zu kontrolliert. Und einige Beobachter hätten sich einen anderen Capitano gewünscht.
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Früh ins Bett, früh aufstehen und immer sportlich bleiben - mit Manuel Neuer hat Jogi Löw einen makellosen Sportsmann zum Kapitän gekürt. Die Wermutstropfen: In Interviews bleibt Neuer manchmal zu kontrolliert. Und einige Beobachter hätten sich einen anderen Capitano gewünscht.

Es ist keine Untertreibung zu sagen, dass am Mittwoch nur eine kleine Fußball-Ära zu Ende gegangen ist, als Bastian Schweinsteiger (32) sein Amt als Nationalmannschaftskapitän abgegeben hat. Nur zwei Jahre lang war "Schweini" Deutschlands offiziell wichtigster Kicker - und hat in dieser Zeit auch kaum gespielt. Nun hat das Land einen neuen Capitano. Und es ist davon auszugehen, dass Jogis Neuer alles dafür tun wird, damit seine Ära etwas länger anhält. Denn Manuel Neuer ist, nach allem was man so hört, vor allem eins: Sportsmann. Vollprofi. Und das bis ins Letzte.

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Das mag dann manchmal richtiggehend langweilig klingen. Vorbei die Zeiten, in denen Spieler wie Mario Basler (47) oder Günter Netzer (71, "Aus der Tiefe des Raumes") die Nächte in die Diskos verbrachten - oder die Diskos gleich kauften. Die beiden waren allerdings auch keine Nationalmannschaftskapitäne. Oliver Kahn (47) wiederum schon. Trotz Nächten im P1. Neuer erzählte auf die nächtlichen Olympiaübertragungen aus Rio angesprochen unlängst der "Welt": "Ich bin sehr strikt, was meine Bettruhe angeht. Spätestens um 24 Uhr ist der Fernseher aus. Als Leistungssportler brauche ich acht Stunden Schlaf" - und ab neun Uhr sei schließlich jeden Morgen Training angesagt.

Nie das Zähneputzen vergessen

Der "Bunten" vertraute der Star-Keeper sogar an, dass er auch auf Fernreisen auf eine Zahnbürste "nicht verzichten" könne. Und am Neujahrstag 2016 überraschte Neuer seine gut vier Millionen Instagram-Follower nicht etwa mit einem Kater-Selfie, sondern mit einem Schnappschuss vom Wüstenradeln in Dubai. Wild ist der neue DFB-Kapitän also nur, wenn es darum geht, gegnerische Stürmer abzugrätschen; notfalls auch 50 Meter vor dem eigenen Tor. So wie im WM-Achtelfinale gegen Algerien. Bruder Marcel erklärte die Arbeitsethik einmal mit der Ruhrgebietsmentalität: Rund um die gemeinsame Heimat Gelsenkirchen hätten die Menschen "stets hart für ihren Lebensunterhalt gearbeitet und gekämpft".

Selbstverschuldete Skandale Neuers sind rar. Wenn, dann rühren sie von übertriebenen Professionalismus. So wie im Sommer 2015, als der 30-Jährige in einem "kicker"-Interview Schleichwerbung platzierte. "Ich wähle Partner, hinter denen ich auch stehe. Es muss zu mir passen. Allianz zum Beispiel steht für Rückhalt, wie ich als Torwart auch. Coke zero steht für das Zu-null, das ich immer schaffen will; Sony für die Schärfe des Bildes, die ich auch benötige", sagte Neuer in dem Gespräch. Der Spott ließ nicht auf sich warten. Nun gut: Auch als Nationalmannschafts-Kapitän muss man sich bisweilen furchtlos und blindlings in Werbejobs werfen.

Wäre Boateng der bessere Kapitän gewesen?

Abseits dieser peinlichen Aktion schaffte es Neuer in den vergangenen Jahren nur einmal in die Klatschspalten: Als er sich privat eine neue Partnerin wählte. Aber auch sein Leben mit der neuen Flamme Nina Weiß (22) scheint gediegen zu verlaufen. Und mit der langjährigen Lebensgefährten Kathrin Gilch (34) war - wie es aussieht - schon lange vorher Schluss. Alle zwischenzeitlichen Spekulationen ertrug Neuer kühl und mit eisernen Nerven. Genauso kühl und lässig, wie die "Koan Neuer"-Schmähungen der FCB-Fans nach seinem Wechsel aus Schalke. So kühl, wie er 2012 als einer von nur drei Bayern-Profis seinen Elfmeter im Elfmeterschießen des Champions-League-Finales gegen den FC Chelsea versenkte.

AZ-Kommentar: Warum nicht Boateng als DFB-Kapitän?

Wenn es also irgendetwas an Manuel Neuer auszusetzen gibt, sein perfektes Profitum einmal außen vor gelassen - dann vielleicht bestenfalls, dass er nicht Jerome Boateng (27) ist. Denn der ein oder andere Beobachter hätte sich den bei der EM zum Leader aufgestiegenen Abwehrrecken als Kapitän gewünscht. Gerade, um ein Zeichen gegen Anfeindungen wie von AfD-Politiker Alexander Gauland zu setzen. Und natürlich wäre die Binde am Arm Boatengs ein Symbol für Multikulti gewesen. Manuel Neuer wird sich jedenfalls als DFB-Kapitän kaum Fehltritte leisten. Revolutionen oder heftige Diskussionen lostreten aber wohl auch nicht.

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