Freundschaftsspiel gegen England: Lukas Podolskis Abschied aus der deutschen Nationalmannschaft
Lukas Podolski sagt "Tschö" in der deutschen Nationalmannschaft - Fans, Spieler und Trainer danken ihm und gebühren ihm einen emotionalen Abschied. Doch das größte Geschenk macht er sich selbst.
Dortmund - Wie gemalt. Ein Traumabend mit einem Traumtor. Mehr ging nicht für Lukas Podolski. Den großen Zapfenstreich machte er mit dem Linksschuss in den Winkel zu seinem Abend (69.), das 1:0 gegen England. Es war der perfekte Abschied. In er 84. Minute wurde er ausgewechselt und wollte am liebsten alle und jeden umarmen.
Immer mal wieder stimmten Fans gestern Abend im Dortmunder "Signal-Iduna-Park" den Schlachtruf von Poldis Leib- und Magenverein an: "Erster Fußball-Klub Köööln!" Die "Nummer zehn" zeigte den Daumen und bedankte sich. Auf die Tribünen hatten viele Besucher Fahnen mit dem rot-weißen Stadtwappen mitgebracht.
Obwohl Podolski in Polen geboren wurde, wuchs er im Kölner Umland auf. Und obwohl er nie Kölsch trinkt, denkt man bei Köln an den Dom – und an den Poldi. Alle(s) für einen – denn er war einer für alle: Lukas Podolski. Fußball-Deutschland, einig Poldischland feierte seinen jecksten Nationalspieler.
Tausende Erinnerungen, hunderte Sprüche, ein WM-Titel
Mit seinem 130. und letzten Länderspiel und nun 49 Toren in den DFB-Ruhestand verabschiedet. Sieben Turniere, ein WM-Titel, tausend Erinnerungen, Hunderte Sprüche. Vor der Partie wurde Podolski geehrt. In einer kurzen Ansprache nannte ihn DFB-Präsident Reinhard Grindel "auch weltmeisterlich neben dem Platz. Wir verneigen und bedanken uns bei Lukas Podolski."
Der Star des Abends, diesmal Kapitän h.c., hatte feuchte Augen, schnappte sich das Mikro und bedankte sich "für 13 geile Jahre". Er schloss "meine Familie, meine Frau, meine Kinder" in seine Dankesrede mit ein und schloss folkloristisch mit: "Danke Dortmund, danke Köln und danke Deutschland!" München fehlte. Die drei Jahre ab 2006 beim FC Bayern ließ der 31-Jährige lieber weg.
"Eine Legende. Danke Lukas!"
ARD-Experte Mehmet Scholl, der Poldi Bayerns, sagte in der ARD: "130 Länderspiele macht man ja nicht, wenn man Hofnarr oder Gaukler ist." Miteinander gespielt haben die beiden eine Saison, 2006/07 war das. "Lukas hat mir das letzte halbe Jahr gerettet", erzählte Scholl, "mit ihm war es immer lustig." Ein kritischer Satz fiel dann doch. Scholl über Poldi: "Die Zielstrebigkeit ist auch mal auf Kosten von Geselligkeit gegangen, aber er hat trotzdem eine wunderbare Karriere gehabt."
"130 mal Kölsche Jeck" stand auf einem Plakat. Auf einem anderen: "130 Spiele. 48 Tore. Eine Legende. Danke, Lukas!" Mit seinem Jubiläumstreffer, der Nummer 49, liegt Podolski in der ewigen DFB-Torjägerliste auf Rang vier hinter Miroslav Klose (71 Tore), Gerd Müller (68) und Ex-DDR-Stürmer Joachim Streich (59).
Poldis Paukenschlag
Die zur Party eingeladenen Engländer hatten es jedoch nicht so mit der Höflichkeit, machten im Grunde dort weiter, wo sie beim letzten Test vor knapp einem Jahr in Berlin mit dem 3:2-Erfolg nach 0:2 aufgehört hatten. Mutig, schnell, frecher, einfach besser. Liverpools Lallana traf nach einem Sololauf nur den Pfosten (31.). Im mit 60 109 Fans überraschenderweise nicht ganz ausverkauften Stadion setzte Poldi dann den Paukenschlag.
Die Nacht wollte Podolski noch im DFB-Hotel in Kaiserau im Kreise seiner Jungs und dem "Team hinter dem Team" verbringen. Im Grunde waren die Helfer und Helfershelfer Poldis allerliebste Mannschaft. Für Galatasaray Istanbul spielt Podolski die Saison noch zu Ende, danach geht es nach Japan, zu Vissel Kobe. Mit Frau Monica und den beiden Kindern. Auf seine DFB-Familie muss er künftig verzichten.
Lesen Sie auch: Deutschland siegt 1:0 - Ausgerechnet er! Poldi trifft zum Abschied gegen England