Frauentrainer FC Bayern: "Stolz auf Lena und Leonie"
Hier freut sich der Frauentrainer des FC Bayern mit seinen EM-Heldinnen Lotzen und Maier. Thomas Wörle erzählt, warum die junge Lena anfangs zu wild war und wie er sie gezähmt hat.
AZ: Herr Wörle, Sie haben den EM-Sieg der DFB-Frauen in Schweden auf der Tribüne erlebt. Sind Sie stolz auf Bayern-Spielerin Lena Lotzen?
THOMAS WÖRLE: Natürlich. Es ist großartig, dass von uns, vom FC Bayern, eine Spielerin dabei war, die ja jedes Spiel im Turnier gemacht hat. Und auch Leonie Maier, die ja jetzt zu uns wechselt - da hat uns sehr Stolz gemacht. Abends habe ich auch noch den Vater von der Leonie und die Eltern von Lena beim Bankett im Spielerhotel getroffen, die Mädels haben natürlich ausgelassen gefeiert.
Was bedeutet der EM-Sieg für Frauenfußball hierzulande?
Es ist der sechste Titel hintereinander, das ist öffentlichkeitswirksam. Wir starten ja mit einem Topspiel beim Triple-Sieger Wolfsburg am 7. September in die Saison und spielen dann zu Hause im Grünwalder Stadion gegen Freiburg am 14. September – ich hoffe, dass wir den Schwung aus der EM dahin mitnehmen können.
Glauben Sie, dass es jetzt besser als nach der WM klappt, die Leute zum Ligabetrieb in die Stadien zu locken?
Damals sind die Deutschen früh ausgeschieden. Jetzt haben wir den EM-Titel. Außerdem zeigen die guten Einschaltquoten, dass viele, viele Menschen – auch Männer – die viele Vorurteile hatten, gemerkt haben: „Wow, der Frauenfußball hat sich nochmal weiterentwickelt.“ Jetzt müssen wir Bundesligisten dem DFB den Frauenfußball noch schmackhafter machen.
Was bedeutet denn der Sieg gerade für Ihre Mannschaft beim FC Bayern?
Mit Lena Lotzen und Leonie Maier haben wir zwei, deren Gesichter bekannt werden. Sie sind noch sehr jung und haben Potenzial. Gerade Lena. Und ihr Gesicht kennt man mittlerweile – vor allem in München. Darum wird sie auch ein Zugpferd sein für unsere Mannschaft, auch wenn sie erst 19 ist. Mit Leonie bekommen wir noch eine dazu, die uns noch jünger und attraktiver macht. Und ich habe keine Sorge, dass die beiden den Druck nicht aushalten.
Wieso?
Sie sind beide total bodenständige Menschen, total geerdet, haben ein super Elternhaus und wissen ganz genau, was es für uns bedeutet, dass sie vorweg gehen.
Sie haben Lena Lotzen seit drei Jahren begleitet – wie sehen Sie ihre Entwicklung?
Damals, als sie mit 16 zu uns kam, war sie ein sehr junges, schüchternes und körperlich auch sehr, sehr schmächtiges dünnes Mädchen, wobei man schon relativ gut erkennen konnte, was für Anlagen sie hat. Beidfüßigkeit, ihr unglaublicher Zug zum Tor und sie war damals eigentlich schon so frech, wie sie heute immer noch ist. Sie hat sich von Jahr zu Jahr bei uns entwickelt. Sie musste ihre Balance erst finden. Sie war lange Zeit eine, die immer mit dem Kopf durch die Wand wollte, hatte viele Sprunggelenksverletzungen, weil ihre Spielweise hier und da zu wild war. Sie musste ihr Spiel erst anpassen: Weniger wild, mehr mit Auge und Erfahrung.
Wann war der Durchbruch?
Vergangene Saison. Sie hat 13 Tore in der Liga gemacht. Es hat sich also angedeutet, dass sie sehr gut in Schuss ist.
Sie ist also noch immer auf der Leiter nach oben?
Ja, sie hat großes Potenzial. Sie ist jetzt dabei, sich zu stabilisieren, kann ihre Leistung kontinuierlich abrufen und ihr Ding ist garantiert noch nicht vorbei. Sie wird sich noch weiter entwickeln und da freuen wir uns alle drauf.