Franz und die Ethiker
Gunnar Jans, AZ-Sportchef, über die drohende Fifa-Sperre für Beckenbauer.
Die Lichtgestalt, eine persona non grata? Stadionverbot für einen, der Weltmeister war als Spieler, Trainer, Funktionär und dazu den Ball vom Weißbierglas ins Torwandloch schießt? Nur weil er einen auf Juristenenglisch formulierten Fragebogen in den Müll warf, mit dem man ihn dazu noch indirekt der Korruption verdächtigte? Wen wundert’s, dass Beckenbauer vom „Aprilscherz“ franzelte, als er von der Sperre durch den Welt-Fußballverband erfuhr?
Ausgesprochen hat die die Ethik-Kommission der Fifa. Allein deren Einrichtung klingt absurd: als hätte die katholische Kirche einen Be- auftragten für gleichgeschlechtliche Liebe. Ausgerechnet die Fifa, deren Boss Sepp Blatter, Symbol für Korruption, mit 78 Jahren seine fünfte Amtszeit durchsetzt – gegen den Widerstand der Europäer. Retourkutsche? Ein Ablenkungsmanöver.
Was für eine Strafe soll das auch sein und wofür? Das einzige Amt, das er noch hat, ist: Ehrenpräsident beim FC Bayern; der wird sein Fehlen verschmerzen. Aber soll Franz=Fußball nicht mehr gelten und er drei Monate kein Spiel mehr sehen dürfen, vom WM-Finale bis zu den Amateuren? Nicht mehr über das reden dürfen (ja: auch vor Kameras, gegen Honorar), von dem er am meisten versteht? Für einen, der von Beruf Franz Beckenbauer ist, muss das grotesk sein.
Jetzt hat der „Kaiser“ angekündigt, er werde doch kooperieren und die Fragen beantworten. Die Emissäre der Ethik dürfen zufrieden sein – ein Sieg für die Moral der Fifa? Der Franz wird sagen: Schau mer mal. Und denken: Schleicht’s euch!