Flicks WM-Vorspiel: DFB-Team will zurück in die Weltspitze

Die deutsche Nationalmannschaft startet in Herzogenaurach die finale Vorbereitung auf die Nations League. "Wir wollen uns da ein Sieger-Selbstvertrauen aufbauen", sagt Thomas Müller.
von  Maximilian Koch
Will mit der Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze: Bundestrainer Hansi Flick. (Archivbild)
Will mit der Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze: Bundestrainer Hansi Flick. (Archivbild) © dpa/Federico Gambarini

Herzogenaurach - Hansi Flick gab sich großzügig. Nach einem freien Wochenende gönnte der Bundestrainer seinen strapazierten Stars einen zusätzlichen halben Tag bei ihren Familien.

Kapitän Manuel Neuer, der das Wochenende beim Wandern am Tegernsee genossen hatte, und die anderen mussten erst am Montagabend zum Treffpunkt in Herzogenaurach erscheinen. Doch ab Dienstag ist es im beschaulichen Franken mit der Ruhe vorbei: Ein knappes halbes Jahr vor der WM zieht Flick die Zügel an.

Nations League ist Härtetest für die WM

"Deadline ist Dienstag, dass da alle auf dem Niveau sind, dass sie ihre Leistung abrufen können", sagte er mit Blick auf den heißen Start in die Nations League mit den Kracherspielen gegen Europameister Italien am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Bologna und drei Tage später gegen den EM-Zweiten England in München (20.45 Uhr/ZDF).

Die einst belächelte Nationenliga ist ein wichtiger Härtetest für die Winter-WM in Katar (21. November bis 18. Dezember). Das "Mini-Turnier" in den nächsten Wochen mit weiteren Duellen mit Ungarn (11. Juni) und Italien (14. Juni) eignet sich aus Flicks Sicht perfekt, um den Ernstfall zu simulieren. "Nach der Nations League können wir ein Fazit ziehen, wie weit wir sind", betonte er. Das Ziel sei es, "die Nations League möglichst zu gewinnen". Es ist Flicks WM-Vorspiel.

Kimmich und Goretzka nicht im Mittelfeld gesetzt

Bei den Nationalspielern sind nach dem Familien-Trainingslager in der vergangenen Woche in Marbella die Sinne geschärft. "Wir wollen uns da ein Sieger-Selbstvertrauen aufbauen", kündigte Thomas Müller vor den Tagen im letztjährigen EM-Quartier beim Partner Adidas an. "Wir brauchen jetzt Ergebnisse, um die Stimmung im Land ins Positive zu drehen", sagte Ilkay Gündogan.

Zudem geht es um einen Platz im WM-Kader. Nach den Spielen im Juni bleiben nur noch zwei Begegnungen im September mit Ungarn und England, dann muss Flick seine Auserwählten für die Jagd nach dem fünften Stern berufen.

Den Konkurrenzkampf heizt der 57-Jährige jetzt schon an. "Wir haben auf jeder Position eine enorm hohe Qualität", erklärte Flick und verweigerte auch seinem Herzstück im Mittelfeld eine Einsatzgarantie: Die Doppel-Sechs mit den Bayern-Profis Joshua Kimmich und Leon Goretzka sei keinesfalls "von Haus aus gesetzt", betonte er.

DFB-Team mit Flick zurück in die Weltspitze?

In den anstehenden Prestigeduellen soll sich sein Stamm aber einspielen - und das gewisse WM-Feeling entwickeln. "Das Wichtigste ist", betonte DFB-Direktor Oliver Bierhoff, "dass wir als Mannschaft einen weiteren Schritt nach vorne gehen. Das ist der erste Härtetest Richtung WM." Zudem wolle man in der Gruppe bestehen.

"Jetzt haben wir richtig Bock zu zeigen, dass wir es auch gegen die großen Nationen richten können", sagt Leon Goretzka (Mitte.).
"Jetzt haben wir richtig Bock zu zeigen, dass wir es auch gegen die großen Nationen richten können", sagt Leon Goretzka (Mitte.). © GES/Augenklick

"Wenn man absteigen würde, wäre das imageschädigend und sportlich schädigend, das will man vermeiden", sagte Bierhoff, der mit Flicks bisheriger Arbeit sehr zufrieden ist: "Ich glaube, dass die Mannschaft mit Hansi das Gefühl hatte, dass sie einen Neustart gehen kann. Er hat einen absoluten Leistungsanspruch." Ziel von Flick ist es, die DFB-Auswahl nach zwei schlechten Turnieren (WM 2018, EM 2021) bei der WM wieder "in die Weltspitze" zu führen.

Doch zunächst soll in der Nations League das Halbfinale erreicht werden. "Man hat gesehen, dass das Final Four ein interessanter Wettbewerb ist, den die Spieler bestreiten wollen", sagte Bierhoff.

Bayern-Star Goretzka bestätigte diese Einschätzung. "Jetzt haben wir richtig Bock zu zeigen, dass wir es auch gegen die großen Nationen richten können", sagte er. Und auch Müller ist heiß: "Wenn wir gewinnen, super spielen und überzeugen", meinte er, "dann haben wir natürlich auch im November das Gefühl: Hey, wir können absolut was reißen."

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