Finale – was sonst!
Die deutschen Fußball-Frauen ziehen mit einem 3:1-Sieg gegen Norwegen ins EM-Endspiel ein. Am Donnerstag können sie gegen England zum fünften Mal in Serie Europameister werden.
HELSINKI Der Traum vom fünften EM-Titel in Serie lebt. Die DFB-Frauen sind gestern ins Finale eingezogen. Vor allem, weil Bundestrainerin Silvia Neid beim 3:1-Sieg gegen Norwegen ein glückliches Händchen bei den Einwechslungen besaß. Die Tore für die Fußball-Frauen erzielten in der zweiten Halbzeit Simone Laudehr (59.) durch einen strammen Schuss, Célia Okoyino da Mbabi (61.) per Kopf und Lira Bajramaj (91.). Alle drei waren nach der Pause gekommen und brachten die Wende.
Doch bis Theo Zwanziger auf der Ehrentribüne endlich über den Finaleinzug jubeln konnte, strapazierten die Spielerinnen die Nerven des DFB-Präsidenten aufs Äußerste. Bereits in der zehnten Minute waren die Norwegerinnen in Führung gegangen. Stürmerin Isabell Herlovsen hatte den Balll nach einer Ecke mit dem Knie ins Tor befördert. Die Torschützin ist übrigens die Tochter des früheren Profis Kai-Erik Herlovsen, der in den Achtzigern für Mönchengladbach kickte, wo auch seine Tochter 1988 geboren wurde.
21 Jahre später profitierte sie bei ihrem Tor davon, dass Torfrau Nadine Angerer erst zu zögerlich aus ihrem Kasten ging und dann auch noch von Abwehrspielerin Saskia Bartusiak behindert wurde.
Deutschland zum ersten Mal in diesem Turnier in Rückstand – und danach völlig von der Rolle. In der ersten Halbzeit erinnerte nichts mehr ab die souveräne Vorstellung beim ersten Gruppenspiel, als sie Norwegen mit 4:0 geschlagen hatten. Immer wieder unterliefen den Mittelfeldspielerinnen vermeidbare Fehler im Spielaufbau, immer wieder kamen die einfachsten Pässe nicht an. Und Sturmführerin Birigt Prinz enttäuschte vor dem Tor, wie schon das gesamte Turnier über, auf ganzer Linie. Die wenigen Chancen, die sich Deutschland in der ersten Halbzeit herausspielte, kamen durch Einzelaktionen von Linda Bresonik, die in der 37. Minute nur die Latte traf und Inka Grings (43.) zustande. Zudem verloren sie kurz vor der Halbzeit noch Bresonik, die nach einem Zweikamof umknickte und mit Verdacht auf einen Kapselriss ausgewechselt werden musste. Nach der Verletzung von Ariane Hingst, die sich im Viertelfinale einen Meniskus- udn Knorpelschaden zugezogen hatte und sechs Monate ausfällt, bereits die zweite wichtige Spielerin, die der Mannschaft am Donnerstag im Finale gegen England fehlen wird.
Dass sie es überhaupt ins Finale schafften, hatten sie den Jokern zu verdanken – und einer viel besseren zweiten Halbzeit, in der sie wieder die Dominanz zeigten, die man von den Fußball-Damen gewohnt ist. Sogar Birgit Prinz wäre da beinahe noch ein Tor gelungen. Aber das hebt sie sich auf fürs Finale.
- Themen:
- Europameister
- Theo Zwanziger