FC Chelsea: Ein Held vorm Abschied

Auf ihn muss Bayern im Finale besonders aufpassen: Chelsea-Stürmer Didier Drogba. Dabei könnte das Spiel am Samstag sein letztes für die Blues sein.
LONDON Es hatte was von einer Abschiedsparty für Didier Drogba am Sonntag an der Stamford Bridge. Um ihn fürs Finale am Samstag zu schonen, und weil Chelsea schon als Premier-League-Sechster feststand, hatte Trainer Roberto Di Matteo den 34 Jahre alten Stürmer mit der Nummer elf im letzten Saisonspiel zunächst auf der Bank gelassen. Trotzdem skandierten die Chelsea-Fans pünktlich zur elften Minute lauthals seinen Namen – Drogba bedankte sich mit einer schüchternen Geste ins Rund. Die Anzeichen mehren sich dieser Tage, dass der bullige Stürmer seinen 340 Pflichtspielen (156 Tore) für Chelsea nur noch eins hinzufügen wird, nämlich das in München am Samstag.
Elf Titel hat Drogba mit den Blues geholt, seit er 2004 aus Marseille kam. Doch erst Titel Nummer zwölf würde dem Mann von der Elfenbeinküste einen letzten, großen Traum erfüllen. Drogba brennt gegen den FC Bayern vor allem darauf, das unrühmliche Finale von 2008 vergessen zu machen, als er in der Verlängerung wegen einer Backpfeife gegen Manchesters Nemanja Vidic vom Platz flog und das Elfmeterschießen hilflos mitansehen musste. Chelsea verlor, Drogba war den Tränen nahe. Bayern sollte also gewarnt sein. „Für solche Endspiele spielt man Fußball", sagt Drogba angriffslustig.
Was nach dem Endspiel kommt, ist offen. Die Blues wollen den auslaufenden Vertrag verlängern, allerdings nur für ein Jahr, was Drogba zu wenig ist. „Die Leute vergessen oft, dass ich erst spät mit dem Fußball angefangen habe. Ich bin erst mit 25 auf höchstem Niveau angekommen, ich fühle mich noch frisch", sagt der Ivorer. Bessert Chelsea sein Angebot nicht auf zwei Jahre auf, zieht es den Angreifer dem Vernehmen nach zu Shanghai Shenhua nach China, das schon Nicolas Anelka von Chelsea holte, und Drogba angeblich über zwei Jahre ein Wochensalär von rund 162 000 Euro bietet, insgesamt 16,9 Millionen Euro, definitiv kein Pappenstiel.
Eine Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Die Kollegen kämpfen um ihren Didi, wie Drogba im Team genannt wird. „Ich wünsche mir sehnsüchtig, dass er bleibt”, sagt Frank Lampard, „er ist ein fantastischer Spieler, eine Maschine – man muss sich nur mal seinen Körper ansehen! Er hat in all den Jahren nichts von seiner Geschwindigkeit und seinem Killerinstinkt eingebüßt.” Kapitän John Terry sieht’s ähnlich: „Wenn die Menschen auf der Welt an Chelsea denken, denken sie zuerst an Drogba und Lampard. Sie sind Chelsea. Ich hoffe, ich sehe ihn nach dem Sommer wieder. Es wäre wirklich schade, er hat unglaubliches für diesen Klub geleistet.”
Allein der Verein bleibt bei all dem britisch unterkühlt. „Didier liebt diesen Verein, wir lieben ihn. Wir tauschen uns weiter aus, aber jetzt steht erst mal das Finale an. Danach setzen wir uns zusammen”, sagte Vorstandsboss Ron Gourlay vergangene Woche. „Wofür er sich auch entscheidet, er ist ein Held und wird als Legende in die Klubgeschichte eingehen. Er ist einzigartig, so einen wie ihn gibt's nur einmal”, sagt Lampard.
Beim 2:1-Sieg gegen Blackburn durfte Drogba dann übrigens doch noch für 36 Minuten ran. Als die Spieler nach der Partie nochmal raus aufs Feld kamen und den FA Cup präsentierten, lief Drogba in die Fankurve, dem Matthew Harding Stand, und schenkte einem Fan seine orangefarbenen Schuhe. Wie gesagt, es hatte was von Abschied an der Stamforde Bridge. Und geht es nach Drogba, dann endet seine Karriere bei Chelsea mit einem Knall. In Fröttmaning.