Fan-Eklat um Pezzoni: Die Angst vor der eigenen Kurve

Nach dem Fan-Eklat um Kölns Pezzoni gibt es in Hannover den nächsten Skandal. 96-Boss Kind ist empört: „A...löcher!“
AZ Sportredaktion |
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Hannover-Boss Martin Kind steht normalerweise nicht unter Verdacht, leicht die Contenance zu verlieren. Angesichts verbaler Entgleisungen des eigenen Anhangs vergaß Kind am Rande des Spiels seiner 96er beim VfL Wolfsburg (4:0) allerdings auch mal kurz die Beherrschung. „Teile unserer Fans sind weder bundesliga- noch europacuptauglich – das sind Arschlöcher!“, schimpfte der Präsident von Hannover 96, nachdem sich sich vermeintliche Fans mal wieder daneben benommen und Emanuel Pogatetz, den ehemaligen 96er im Wolfsburg-Trikot, böse beschimpft hatten.

„Sohn einer Hure“ hatte sich der Österreicher unter anderem anhören lassen müssen. „Die kennen die Spielregeln nicht, die haben kein Niveau“, sagte Kind über den eigenen Anhang und setzte damit Diskussion über Umgangsformen zwischen Anhängerschaft und Profigeschäft fort, die durch den Fall Kevin Pezzoni kurz zuvor ins Rollen gekommen war.

Pezzoni hatte vergangene Woche beim 1. FC Köln um Auflösung seines Vertrages gebeten, nachdem er von FC-Hooligans bedroht worden war – ein Vorgang, der ein drastisches Echo aus der Bundesliga hervorrief.

„Wir müssen aufpassen, dass wir den Bogen nicht überspannen. Es ist auffallend, wie schnell wir Spieler zu Helden machen und drei Wochen später wieder zu Deppen“, sagte beispielsweise der Trainer des VfB Stuttgart, Bruno Labbadia und nannte den Fall Pezzoni „eine Katastrophe“. Bayern-Trainer Jupp Heynckes wünscht sich derweil einen Schulterschluss der Bundesligisten. „Rowdys und Krawallmacher muss man ausgrenzen“, sagte er und rief dazu auf, vor „solchen Menschen“ nicht zu kapitulieren. „Da sind die Klubs und die Sicherheitskräfte gefordert, rigoros durchzugreifen. Diese Leute haben im Stadion absolut nichts verloren.“

Dieser Meinung ist auch Michael Gabriel. Der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) stellt fest, dass der Respekt „deutlich geringer“ geworden ist: „Die Schwelle, von Beleidigungen zu körperlicher Gewalt zu kommen, hat sich negativ verschoben.“ Allerdings differenziert Gabriel, er weist einen Teil der Schuld den Vereinen und Verbänden zu: „Vereine dürfen sich nicht scheuen, Grenzen zu ziehen. Je mehr ein Verein sich auch in ruhigen Zeiten mit seiner Fanszene auseinandersetzt oder auch mal Strafen ausspricht, desto höher ist die Akzeptanz in schwierigeren Phasen.“

Jedoch sei auch die Kommunikation zwischen dem Deutschen Fußball-Bund, der Deutschen Fußball Liga und den Fans „nicht perfekt“ gelaufen. Zudem sei seit dem Sicherheitsgipfel „bei den Fanprojekten nicht ein Cent mehr“ angekommen. „Da muss mehr kommen. Es ist ein fatales Zeichen, wenn die Politik versucht, Verantwortung für soziale Schieflagen auf den Fußball abzuwälzen“, sagte Gabriel.

Wenn ein Spieler bereits verunsichert oder ängstlich sei, setze eine „Spirale irrationalen Verhaltens“ ein. „Wenn ich Angst habe, handle ich nicht mehr vernünftig, das Umfeld erwartet es aber von mir“, sagte Bertling. Werner Spinner, Präsident des 1. FC Köln, spricht dagegen von einem allgemeinen Problem: „Wer mit dem Finger auf Köln zeigt, wird der Sache nicht gerecht. Der Druck im Profifußball ist sehr groß. Das ist Ausdruck einer Tendenz im Profifußball insgesamt.“

 

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