Fall Amerell: Druck auf Zwanziger wächst
Der DFB und sein Präsident Theo Zwanziger geraten in der Affäre um den früheren Schiedsrichterbeobachter Manfred Amerell immer mehr in Bedrängnis. Jetzt übten auch Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs und Martin Bader, Sportdirektor des1. FC Nürnberg öffentlich Kritik.
FRANKFURT Der DFB und sein Präsident Theo Zwanziger geraten in der Affäre um den früheren Schiedsrichterbeobachter Manfred Amerell immer mehr in Bedrängnis. Jetzt übten auch Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs und Martin Bader, Sportdirektor des1. FC Nürnberg öffentlich Kritik. Zudem nahm die Vorsitzende des Sportausschusses im deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, den DFB in die Pflicht.
„Der DFB hat sich in dieser Angelegenheit überschätzt. Ich finde, man ist da zu sehr vorgeprescht. Man hätte grundsätzlich klären müssen, ob Amerell sein Amt tatsächlich missbraucht hat“, sagte Allofs. „Jetzt sind eine ganze Reihe von Fakten dazugekommen, die die Angelegenheit sehr kompliziert machen.“ Bader unterstellte dem DFB „nicht das beste Krisenmanagement“. Auch die Sportausschuss-Vorsitzende Freitag äußerte Kritik. „Ich glaube, dass es dem Fußball nicht gut tut, wie die ganze Diskussion geführt wird.“ Auch Amerell erhob erneut Vorwürfe gegen Zwanziger. „Es bestätigt sich der Verdacht, dass dem Präsidenten gerade nicht an einer internen Klärung der Angelegenheit gelegen war.“
Doch Zwanziger selbst sieht sich nach eigener Aussage „gefestigt“ und wies Spekulationen, wonach DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach an seiner Ablösung und einer Inthronisierung von Franz Beckenbauer als neuen DFB-Boss arbeite, vehement zurück. „Niemand wird es schaffen, einen Keil zwischen Wolfgang Niersbach und mich zu treiben. Zwischen uns passt kein Blatt Papier“, sagte Zwanziger der „Frankfurter Rundschau“.
Doch Zwanziger steht nicht nur wegen Amerell, der von Fifa-Referee Michael Kempter sowie drei anonymen Unparteiischen der sexuellen Belästigung beschuldigt wird, unter Druck. Gut drei Monate vor Beginn der WM in Südafrika hält auch der Wett- und Manipulationsskandal den Verband in Atem, nachdem die Zweitligapartie vom 8. Februar zwischen dem TSV 1860 und Rot Weiß Ahlen (0:1, AZ berichtete) in den Fokus gerückt ist. Auch hier gibt es – seitens der Löwen – Kritik am DFB (siehe oben). Zudem hatte Zwanziger bei der gescheiterten Vertragsverlängerung von Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff kein gutes Bild abgegeben.
Der DFB will bei der Präsidiumssitzung am Freitag eine Neustrukturierung des Schiedsrichterwesens verabschieden. Zudem wird über die Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestages für den 30. April beraten, auf dem sich dann auch Zwanzigers Zukunft entscheiden könnte. Offen ist, ob Schiedsrichter-Boss Volker Roth wegen dem Fall Amerell vorzeitig zurücktreten wird.