Fall Amerell: Beckenbauer fürchtet Anfang einer Lawine
MÜNCHEN - Franz Beckenbauer befürchtet eine weitere Ausweitung des DFB-Schiedsrichterskandals: „Wie willst du das lösen? Das hat eine Eigendynamik bekommen. Jeder sagt irgendwas, jeder gibt seinen Senf dazu. Vielleicht ist das ja auch erst der Anfang einer Lawine“.
Der „Kaiser“, der auch im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sitzt, ist von den Verwicklungen und Vorwürfen um den früheren Referee Manfred Amerell noch immer geschockt. Dass es im deutschen Schiedsrichterwesen, das lange Jahre auch international als beispielhaft galt, Formen von Machtmissbrauch oder gar sexueller Belästigung gegeben haben soll, ist für Beckenbauer „unvorstellbar“.
Amerell, den Beckenbauer seit mehr als 40 Jahren kennt, wird von mindestens vier Unparteiischen der sexuellen Belästigung bezichtigt. Das ehemalige Mitglied des Schiedsrichterausschusses Amerell weist die Vorwürfe strikt zurück und hat einen Unterlassungsantrag gegen den DFB gestellt. Über den wird am Donnerstag (13.00 Uhr) im Münchner Landgericht I verhandelt. Es geht dabei um die Frage, ob der DFB weiter behaupten darf, „dass Herr Amerell in der Vergangenheit mehrere Personen bedrängt und/oder belästigt hat“.
Beckenbauer sieht für den DFB keine schnelle Lösung. „Es ist wie beim Wettskandal, das eskaliert jetzt eben. Was willst du machen?“ Manchmal gebe es eben solche Konstellationen: „Da musst du mit den Unebenheiten fertig werden“, erklärte Beckenbauer. DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte den Fall bereits vor zwei Wochen für seinen Verband für abgeschlossen erklärt.
In Zwanziger sieht Beckenbauer trotz der jüngsten Turbulenzen um die geplatzten Vertragsverlängerungen mit Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff sowie bei der Aufarbeitung der Schiedsrichter-Affäre weiter den geeigneten Mann, um den Verband aus dieser Krise zu führen. „Der Theo ist ein Super-Präsident, der auch darunter leidet“, sagte der ehemalige DFB-Teamchef. Beckenbauer sieht vor allem auch ein großes Kommunikationsproblem: „Was willst du machen? Du kannst ja nicht den Leuten den Mund verbieten. Jeder gibt da seine Meinung kund. Das kannst du ja nicht verhindern.“
dpa