Experiment gescheitert

Beim 3:3 in der Ukraine zeigt sich, dass die DFB-Auswahl und ihre Testspieler mit Löws Alternativ-System noch überfordert sind.  
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Wollte stellenweise dem Spiel seiner Elf nicht mehr zuschauen: Bundestrainer Joachim Löw
dapd Wollte stellenweise dem Spiel seiner Elf nicht mehr zuschauen: Bundestrainer Joachim Löw

Beim 3:3 in der Ukraine zeigt sich, dass die DFB-Auswahl und ihre Testspieler mit Löws Alternativ-System noch überfordert sind.

Kiew - Im Wildwasser-Kick gegen einen der Gastgeber der Euro 2012 hat die DFB-Elf beim 3:3 gegen die Ukraine die erste Auswärtsniederlage im 74. Spiel unter Bundestrainer Joachim Löw gerade noch abwenden können. Vor 69 720 Zuschauern im 600 Millionen Euro teuren Neubau des Olympiastadions experimentierte Löw – mit mäßigem Erfolg. Nach der Partie sagte er: „Da war viel Positives. Ich bin nicht so unzufrieden.“

Da Marcel Schmelzer mit Wadenzerrung als Lahm-Ersatz ausfiel, baute Löw um: 3-5-2. Dreier-Kette gab’s unter ihm noch nie. Löw erklärte: „Wir wollen unberechenbarer werden. Ich wollte den Ernstfall vor dem Ernstfall proben. Das Recht nehme ich mir raus.“ Auf dem Feld stand die jüngste DFB-Elf der Nachkriegszeit. Durchschnittsalter: 23,27. Senior: Mario Gomez, 26, der im 50. Länderspiel erstmals Spielführer sein durfte. Das beweise „seinen neuen Stellenwert“, so ARD-Experte Mehmet Scholl.

Auch Torwart Ron-Robert Zieler hatte eigentlich Grund zum Feiern: Debüt im DFB-Dress, nach nur 27 Ligaspielen. Seit Manuel Friedrich und Malik Fathi am 16. August 2006 beim 3:0 gegen Schweden war er der 50. Debütant unter Löw. Zieler wird sich mit gespalteten Gefühlen an die Premiere erinnern. Zur Halbzeit lautete seine Bilanz: null Paraden, drei Gegentore. Später sagte er: „Das wünscht man sich das anders.“

Bei leichten Schneeschauern kam das Spiel schwer in Fahrt, was am Defensivspiel der Gastgeber lag. Dafür offenbarte sich die Idee mit der Dreierkette Boateng-Badstuber- Hummels als gewagtes Experiment. Schon nach drei Minuten entwischte der 35-jährige Anatoli Schewtschenko den DFB-Jungs, traf aber nur das Außennetz. 25 Minuten später brannte es wieder im deutschen Strafraum: Auf der linken Abwehrseite grätschte Spielmacher Mario Götze vergeblich an der Grundlinie, in der Mitte stocherte Andriy Jarmolneko die Hereingabe über die Linie, aus nächster Nähe beobachtet vomanderen Spielmacher, Mesut Özil. Verteidiger? Nicht zu sehen.

Ähnlich chaotisch die Situation beim 0:2 in Minute 36: Hummels und Badstuber, zwei Drittel der Defensive, versuchten sich bei einem Eckball im gegnerischen Strafraum, was den Hausherren viel Platz eröffnete. Evgen Konoplyanka nutzte den Freiraum und marschierte über das halbe Feld, unbedrängt vom einzig verbliebenen Dennis Aogo. Der hoffte auf den spurtenden Christian Träsch, doch der kam zu spät, sah nur noch wie Konoplyanka Zieler ausspielte und einschob. Der Distanzschuss von Toni Kroos zum Anschlusstreffer zwei Minuten wendete nichts zum Besseren, denn in Minute 45 schlug es wieder hinter Zieler ein: Traumtor von Serhiy Nazarenko.

TV-Experte Scholl wertete die erste Halbzeit als „relativ durcheinander“, Thomas Müller fand das „System nicht so schlimm“, halt „ein bisschen auf gut Glück“. In Durchgang zwei kam Andre Schürrle für Träsch und Simon Rolfes für Khedira, was die Offensive befeuerte, die Defensive aber nicht stabilisierte. Zieler verhinderte das 4:1 durch Schewtschenko, Nazarenko verzog frei vor dem Tor - was für ein Chaos. Doch dann bewies die Truppe „eine gute Moral“, wie Löw fand: Rolfes traf zum 2:3 (65.), der eingewechselte Thomas Müller zum 3:3 (77.), doch der Gesamteindruck blieb: wild.

Schlusswort von Interims-Kapitän Gomez: „Wir lernen daraus und werden die Fehler nicht nochmal machen.“

 

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