"Es muss ja in die heutige Zeit passen": Was Lahm bei der EM anders machen möchte als Beckenbauer 2006

München - Es gibt Gesetze, die ewig gelten, zum Beispiel das, wie man Hollywood-Blockbuster aufbaut: "Mit einem Erdbeben anfangen - und dann langsam steigern!" Auch Philipp Lahms jüngste Pressekonferenz begann mit einem solchen Paukenschlag, denn der Moderator verkündete doch tatsächlich ohne rot zu werden eine veritable Eilmeldung: "Philipp Lahm spielt wieder!"
Moment: War der nicht 2017 zurückgetreten? Hatte den Job hinten rechts beziehungsweise auf der Sechs gegen ein Familienleben plus Unternehmertum getauscht? Und jetzt: Comeback mit 40? Auf der Sechs oder hinten rechts? Weder noch. Lahm, der derzeit vor allem Turnierdirektor der EURO 2024 ist, geht vielmehr mit seiner Stiftung eine Partnerschaft mit Lego ein, und das passenderweise am erstmals von den Vereinten Nationen ausgerufenen "Internationalen Tag des Spielens".
Lahm vertraut auf Neuers Erfahrung und freut sich über Kloses Chance
Aber natürlich kann es bei einem solchen Termin nicht nur darum gehen, wie man das Potenzial von Kindern stärker fördert, sie für die Zukunft bestärkt und gesellschaftliche Aufmerksamkeit auf ihr Wohl und ihre Entwicklung lenkt. Bei einem Philipp-Lahm-Termin geht es irgendwann auch um Fußball, klar.
Themen gibt es mehr als genug, und so muss sich Lahm zu dem zuletzt Richtung Pannen-Manu tendierenden Ex-Spielkamerad Neuer äußern: "Manuel ist unglaublich erfahren, und ich glaube, dass wir beim Eröffnungsspiel gegen Schottland wieder den Rückhalt sehen werden, der er über die letzten Jahrzehnte für die Nationalmannschaft war. Ich vertraue Manuels Erfahrung und Klasse."
Auch ein anderer Ex-Mannschaftskamerad ist gerade im Gespräch: Miroslav Klose, der gerade beim 1. FC Nürnberg als Trainer angeheuert hat. "Ich freue mich für ihn", sagte Lahm, "mich freut es immer, wenn super Spieler auch danach Funktionen übernehmen. Ich freue mich auch, dass er in Deutschland arbeitet."
Lahm auf Beckenbauers Spuren - aber etwas anders
Und in diesem Deutschland beginnt am Freitag das Turnier, dessen Direktor Lahm ist. Auf die Frage, ob er bestätigen könne, dass es bei der Eröffnungsfeier auch einen Beckenbauer-Moment geben werde, sagt er: "Lassen Sie sich überraschen!"
Wenig überraschend will Lahm sich nicht mit Beckenbauer, dem Turnierdirektor der WM 2006, vergleichen: "Die Fußstapfen sind einfach unglaublich groß." Wie Franz Beckenbauer beim "Sommermärchen" möchte auch Lahm bei der Heim-EM so viele Spiele wie möglich sehen, beschreitet dafür aber andere Wege: Statt mit dem Hubschrauber wird er mit der Bahn reisen: "Es muss ja in die heutige Zeit passen." Der Besuch aller zehn Ausrichterstädte in der Vorrunde sei für ihn enorm wichtig.
Für die EM wünsche er sich "eine Mannschaft, die überrascht, wie Island 2016". Was den Turniersieg angeht, sieht er allerdings "die üblichen Verdächtigen" vorn. Wenn die DFB-Elf als Team auftrete, könne es die Begeisterung wie beim Sommermärchen wieder geben, "und dann ist der deutschen Mannschaft alles zuzutrauen".