„Er überrascht auch uns“

Die AZ traf die Eltern von WM-Held Thomas Müllerdaheim in Pähl. Hier verraten sie, wie er im Dorf verwurzelt ist – und warum sie auch das Finale lieber am Ammersee als in Südafrika schauen.
von  Abendzeitung
"Die Stimmung ist ja auch bei uns toll": Gerhard und Klaudia Müller, die Eltern von Thomas Müller.
"Die Stimmung ist ja auch bei uns toll": Gerhard und Klaudia Müller, die Eltern von Thomas Müller. © RTL/Neumann

Die AZ traf die Eltern von WM-Held Thomas Müllerdaheim in Pähl. Hier verraten sie, wie er im Dorf verwurzelt ist – und warum sie auch das Finale lieber am Ammersee als in Südafrika schauen.

Von Alexander Neumann

AZ: Frau Müller, Herr Müller, Ihr Sohn spielt zurzeit nicht nur tollen Fußball, sondern macht auch vor der Kamera stets eine sehr gute Figur. Die Fans lieben seine lockere Art. Wundern Sie sich darüber, wie schlagfertig Ihr Sohn mit gerade mal 20 Jahren und nach nur etwas mehr als einem Profi-Jahr auftritt?

KLAUDIA MÜLLER: Er war schon immer sehr schlagfertig, aber dass er auch im Fernsehen so locker auftritt, hat mich schon überrascht.

GERHARD MÜLLER: Ich glaub’ ja, dass er sich von Jogi Löw mit Absicht immer eine Viertelstunde vor Spielende auswechseln lässt, damit er noch Zeit hat, um sich ein paar Sprüche zu überlegen (lacht).

KLAUDIA: Im Ernst, der Thomas ist einfach ein intelligenter Bursche, dazu kommt sein Talent und sein Nervenkostüm. Das ist ein Gesamtpaket, das kann man nicht lernen, das hat man einfach.

Wenn Sie das letzte Jahr Revue passieren lassen, ist es Ihnen noch ganz geheuer, was da alles passiert ist?

GERHARD: Na ja, das ist ja alles Schritt für Schritt passiert. Erst der Profivertrag - da überlegt man erstmal: Welche Chancen hat er überhaupt in diesem millionenschweren Umfeld? Dann macht er seine ersten Spiele und die laufen ganz gut, und dann bleibt er dabei und etabliert sich. Es sind viele kleine Schritte, die man nach und nach emotional erleben kann. Und erst wenn man ein bisschen Abstand hat, sieht man, wie hoch er mittlerweile gestiegen ist.

Was hat sich für Sie als Eltern im letzten Jahr verändert?

GERHARD: Verändert hat sich vor allem, dass ich ständig gefragt werde, was man tun muss, damit der Sohn so ein erfolgreicher Fußballer wird.

Und was antworten Sie?

GERHARD: Dass man gar nichts tun muss. Lasst die jungen Leute einfach das tun, was ihnen Spaß macht! Der Thomas hat den Fußball schon immer geliebt. Wir haben ihn nur bei dem unterstützt, was er selbst tun wollte.

Stehen Sie jetzt während der WM in regelmäßigem Kontakt mit ihm?

KLAUDIA: Wir schreiben viele SMS, er ruft auch häufig an.

Auch vor dem England-Spiel?

GERHARD: Ja. Er war guter Stimmung und man hat ihm keinerlei Spannung angemerkt.

Ist das immer so bei ihm?

GERHARD: In letzter Zeit schon.

KLAUDIA: Ich denke, dass er sich unheimlich wohlfühlt in der Nationalelf und in dem ganzen Umfeld dort unten. Es sind ja auch viele Spieler vom FC Bayern mit dabei. Immer wenn ich mit dem Thomas telefoniere, habe ich das Gefühl, dass es ihm gut geht. Für mich als Mutter ist das mit Abstand das Wichtigste. Und er hat ja auch hier in seiner Heimat so viele wohlwollende Menschen im Rücken. Egal wo wir hinkommen, die Freude ist so groß über seinen Erfolg und dass es jetzt einer aus Pähl geschafft hat. Er hat hier im Dorf einen sehr großen Rückhalt.

Hilft es ihm auch, dass seine Frau Lisa in Südafrika ist?

KLAUDIA: Es ist natürlich schön und angenehm, dass die Frauen dort sein dürfen, aber ob das einen Einfluss auf sein Spiel hat, weiß ich nicht. Wie gesagt: Das Gesamtpaket ist so, wie es ist. So wurde er geboren, so bleibt er. Er konnte schon immer unheimlich gut noch eins draufsetzen, und das hat er jetzt bei der WM auch wieder gemacht. Er überrascht auch uns immer wieder.

Inwiefern?

GERHARD: Er hat diese Fähigkeit schon öfter gezeigt: Er kommt in eine Mannschaft höherer Spielstärke, arbeitet sich dort rein, etabliert sich und entwickelt sich in dieser Mannschaft weiter. Das macht er jetzt in der Nationalmannschaft immer noch. Reinkommen, sich etablieren – und dann noch eins draufsetzen.

Eine höhere Stufe, in die er jetzt aufsteigen könnte, gibt es ja jetzt fast gar nicht mehr.

GERHARD: Das stimmt, aber irgendwann reicht's ja auch (lacht)

Haben Sie eigentlich vor, noch zu einem Spiel nach Südafrika zu fliegen?

GERHARD: Wir haben nichts geplant. Die Stimmung ist ja auch bei uns hier in Pähl wirklich toll!

KLAUDIA: Ich hätte wirklich Angst, hier was zu versäumen, wenn wir wegfahren würden (lacht).

Aber falls es Deutschland ins Finale schafft, fliegen Sie runter, oder?

KLAUDIA: Nein, dann bleiben wir auch in Pähl. Hier geht doch die Post ab!

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