Entblattern Sie sich!
München - Die so ganz und gar nicht ehrenwerte Gesellschaft des Welt-Fußballverbandes Fifa hat über Jahrzehnte ihre ganz eigenen Regeln fern des gängigen Moralkodexes entwickelt. Der Tango corrupti, in dem nur der geschmierte Handschlag etwas zählt, durch den etwa die Weltmeisterschaften vergeben werden, wurde bis zum orgiastischen Exzess getanzt.
Moral? Menschenrechte? Alles keine harte Währung, keine verlässliche Größe, in einem Mikro-Kosmos, in dem nur das Geld die (Fußball-)Welt regiert. Die Fifa war so dermaßen tief im eigenen Sumpf, in den jahrelang etablierten Automatismen des Gebens an monetären und anderweitigen Gefälligkeiten und Nehmens gefangen, dass der Neustart nur noch von außen, von den Strafverfolgungsbehörden eingeleitet werden konnte. Selbstreinigung? Die Flecken auf der Weste waren im System Fifa, im System Blatter, nicht mehr sichtbar, denn die Weste war schon lange nicht mehr weiß, sondern schmutzbesudelt.
Die Wahl des neuen Präsidenten muss jetzt zu einem fundamentalen Sinneswandel und Neuanfang genutzt werden. Transparenz statt Hinterhof-Geschäften, vorbei die Zeit des Rumlavierens und Durch-Franzelns. Mit dem Slogan „Change“ (Wandel) trat einst Barack Obama an, um dem Präsidentenamt in den USA wieder etwas Würde zurückzugeben. Wandel, den braucht die Fifa nun auch – und zwar echten, ernstgemeinten und einen erfolgreicheren und tiefgreifenderen, als ihn Obama den großen Worten folgen ließ. Für die Fifa kann es jetzt nur heißen: Entblattern Sie sich!
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