EM-Streitfrage: Hat Scholl überzogen?

Die AZ-Redakteure Jochen Schlosser und Gunnar Jans (r.) über die heftige Kritik von ARD-Experte Mehmet Scholl an DFB-Stürmer Mario Gomez
Gunnar Jans/Jochen Schlosser |
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Außerordentlich harte Kritik von Mehmet Scholl gegenüber Torschütze Mario Gomez: "Insgesamt zu wenig"
firo Außerordentlich harte Kritik von Mehmet Scholl gegenüber Torschütze Mario Gomez: "Insgesamt zu wenig"

Hat Scholl überzogen?

Ja

Von Jochen Schosser

Ist ja ein Guter, der Mehmet Scholl. Als Spieler ein launisches Genie, als Redner stets eloquent, als Plattenboss Förderer smarter Popbands, als Werbeträger für Normalo-Marken wie C&A oder Dacia aktiv – und als TV-Experte in der ARD bislang stets öffentlich-gerecht.

Für die EM 2012 hat er sich nun aber wohl ganz viel vorgenommen. Mehmet, Serientäter in Sachen Nettigkeit, will offenbar härter werden. Anders ist seine verbale Blutgrätsche gegen Matchwinner Mario Gomez nicht erklärbar. Dass er die Laufbereitschaft des Bayern-Stars für verbesserungsfähig hält, ist eine fachlich zweifelhafte, aber hinnehmbare Aussage. Scholls Kritik glitt jedoch – um einen Witz zu reißen – ins Geschmacklose ab. „Ich hatte Angst, dass er sich wundgelegen hat“, kalauerte Scholl.

Man muss Angst haben, dass da einer spricht, der den Spieler Gomez beleidigt, weil er ihn einfach nicht leiden kann. Und das wäre gar nicht nett.

Nein

Von Gunnar Jans

Hängt die Grünen, solange es noch Bäume gibt!“ Ein alter Spruch von Mehmet Scholl belegt, dass sein Humor ein spezieller, trockener ist – den nicht jeder versteht. So wird es auch Mario Gomez gehen, wenn er hört, dass er sich wund gelegen habe gegen Portugal.

Doch das war kein Spruch, sondern fundamentale Kritik an einem Stürmer, der zwar trifft, aber nicht zeitgemäß spielt, kein moderner Fußballer ist, nicht fürs Team arbeitet. Scholl hat dies belegt und deutlich gemacht, dass es nichts Persönliches ist zwischen ihnen – sondern etwas Fachliches. Und dafür wird er doch bezahlt als ARD-Experte, nicht fürs Weichspülen. Dass er sich traut, auch Helden (und Vereinskollegen!) zu zerlegen, ist mutig und zeigt, dass Scholl – auch als Bayern-Trainer – unabhängig ist. Nach Niederlagen übrigens kann jeder draufhauen. Vielleicht hat Scholl das ja von seinem Mentor Uli Hoeneß gelernt: antizyklisch zu handeln!

 

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