Drei im Weckla - und brav auf dem Teppich bleiben

Erstmals stehen vier bayrische Klubs in der Bundesliga. Die AZ stellt sie vor. Heute: Der Club.
von  fbo
Die Altstadt von Nürnberg.
Die Altstadt von Nürnberg. © Berny Meyer

Erstmals stehen vier bayrische Klubs in der Bundesliga. Die AZ stellt sie vor. Heute: Der Club

Der 1. FC Nürnberg ist oftmals schon die Wundertüte der Liga gewesen – zwischen Platz sechs und 16 ist auch diese Saison wieder alles möglich. Der Saisonstart ging für die Franken mit dem Aus im DFB-Pokal beim Regionalligisten TSV Havelse (2:3 n.V.) schon mal in die Hose.


In einer Serie zum Saisonstart untersucht die AZ die vier Klubs: Wie bayerisch – beziehungsweise fränkisch – sind sie? Heute geht es um den 1. FC Nürnberg.

Vereinsfarben: (Wein-)Rot-Weiß.


Kosenamen: Der „Nürnbercher” nennt seinen FCN liebevoll „Glubb”, fränkisch für Club. Auch beim leicht masochistischen Wahlspruch: „Der Glubb is’ a Depp” – eine Anspielung auf viele unglücklich verlorene Spiele und viele unnötige Bundesliga-Abstiege.


Geschichte: Nürnberg ist mit 510000 Einwohnern die größte Stadt Mittelfrankens. Der FCN war bis 1987 Rekordmeister, wurde dann aber vom FC Bayern überholt. Letzter Titelgewinn: DFB-Pokalsieger 2007.


Erzrivalen: FC Bayern, SpVgg Greuther Fürth. Das fränkische Derby ist das meistgespielte Duell in Deutschland (254 Spiele bislang).


Bayern im Kader: Fünf. Der Allgäuer Ex-Sechziger Timo Gebhart kam frisch vom VfB Stuttgart, Ex-Bayern-Spieler Markus Feulner hat seine Wurzeln im Oberfränkischen. Markus Mendler kommt ebenfalls aus dem Allgäu, gehört aber wie der schon ewig in Nürnberg spielende Ersatzkeeper Alex Stephan (Geburtsort Erlangen) und Eigengewächs Julian Wießmeier nicht zur Stammelf. Kultpotenzial hat im Umfeld des Teams Zeugwart Chico Vogt, der zusammen mit Busfahrer Udo Rauh sogar mal ein Fan-Lied über den Club („Der FCN ist mein Verein”) aufgenommen hat.


Kapitän, Trainer, Präse: Bayern? Sucht man hier vergebens. Den FCN führt mit Torwart Raphael Schäfer ein Niedersachse mit oberschlesischen Wurzeln aufs Feld. Trainer Dieter Hecking, Geburtsort Castrop-Rauxel, ist ebenfalls jenseits des Weißwurst-Äquators beheimatet. Der letzte (Unter-)Franke auf dem Trainersessel war vor 14 Jahren Felix Magath. Sport-Vorstand Martin Bader kam von Hertha BSC zum Club und stammt von der Schwäbischen Alb, aus Hechingen im Kreis Tübingen.


Gemütlichkeit: Die Zeiten, in denen der Club von allein Schlagzeilen produzierte, gehören mit der Amtsniederlegung des Teppich-Moguls Michael A. Roth der Vergangenheit an. Seit Bader das Zepter schwingt, ist man um Ruhe und Bodenständigkeit bemüht. Dem traditionsbedachten Publikum wird dagegen nachgesagt, arg kritisch zu sein und selbst im Erfolgsfall immer zu nörgeln.


Maskottchen: In den Neunzigern trieb „Ritter Frankie” im Frankenstadion sein Unwesen. Gehörte mit Helm, aufgeklebtem Comic-Gesicht und billigster Faschingsverkleidung zu den bemitleidenswertesten Glücksbringern der Liga. Wurde irgendwann stillschweigend entfernt.


Beste Zeile in Vereinshymne: „Die Legende lebt / Wenn auch der Wind sich dreht.”


Essen & Trinken: „Drei im Weckla” (= drei Nürnberger Bratwürste in der Semmel, nicht aus Uli Hoeneß’ Nürnberger Fabrik) gibt’s überall rund ums Frankenstadion zu kaufen. Dazu trinkt man(n) dann Kulmbacher-Bier.


Saisonziel:
Offiziell gibt es keins, inoffiziell: 40 Punkte sammeln – und schauen, was geht. Von „Mia san mia” ist der Club ganz weit weg. 

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