Dortmunds Götze: „Mario kann alles“
Borussia Dortmund übernimmt nach dem 2:0 beim FSV Mainz wieder die Tabellenführung – auch dank einer Gala-Vorstellung von Jungstar Götze. BVB-Coach Klopp lobt den 18-Jährigen.
MAINZ Jürgen Klopp ist halt immer noch der Hausherr im Bruchweg-Stadion. Auch wenn seine Mannschaft jetzt Gelb-Schwarz trägt. Borussia Dortmund spielte jedenfalls den besseren Mainzer Fußball, den Klopp sieben Jahre lang in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt geprägt hatte. Thomas Tuchel hat das Mainzer Märchen fortgesetzt, sogar bis zur Tabellenspitze der Bundesliga. Doch beim Gipfeltreffen siegte Klopps junge Mannschaft verdient mit 2:0 – durch die Tore von Mario Götze (26.) und Lucas Barrios (67.). Also wieder Platztausch an der Spitze.
„Nur eine Momentaufnahme nach zehn Spieltagen, die sich aber gut anfühlt", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Der FSV Mainz 05 ist nach der zweiten Heimniederlage in Folge (davor 0:1 gegen den Hamburger SV) wieder Zweiter, einen Punkt hinter Dortmund, aber sechs Punkte vor dem Dritten, Bayer Leverkusen. Das beruhigt.
Der Knackpunkt des rasanten Spiels war der Foulelfmeter in der 48.Minute, von Subotic an Szalai verursacht. „Wenn ich schon sage, ’kann man geben’, dann war's auch ein Elfmeter“, räumte Klopp ein. Das Zugeständnis ließ sich leicht geben, nachdem sein Kapitän Roman Weidenfeller den Strafstoß von Eugen Polanski pariert hatte. Polanski gab zerknirscht zu: „Das Spiel läuft auf jeden Fall anders, wenn ich den Elfmeter reinmache.“ Er habe sich zu sicher gefühlt, nachdem Weidenfeller einen Schritt nach rechts gemacht habe. Polanski zielte auf die linke Seite – vom Torwart aus gesehen – , in die sich dann Weidenfeller warf und den Ball abwehrte.
Die Welt schaute beim deutschen Spitzenspiel zu und wurde Zeuge von deutschem Spitzenfußball. 185 Länder waren nach Angaben der DFL zugeschaltet. Der deutsche Gipfel glänzte dann auch an dem goldenen Herbsttag und die Welt dürfte staunen über die nächste Welle von Wunderkindern in der Bundesliga. Ein zweiter Özil? Revier-Kid Mario Götze, gerade einmal 18 Jahre alt, trickste zwei routinierte Mainzer Abwehrrecken aus und schoss ganz cool das 1:0. „Das Tor hat Spaß gemacht“, Freude sich Klopp ebenso wie über den genialen Pass Götzes zu Barrios, den der Paraguayer zum entscheiden 2:0 verwertete. „Mario kann alles“, schwärmte Klopp.
Tuchel tröstete es wenig, dass sein populärer Vorgänger davon sprach, „wie wahnsinnig schwer“, es ihnen die Mainzer gemacht hätten, wie eng das Spiel und wie stark Mainz gewesen sei. Das Lob war geschmeichelt. Denn nach überlegenem Beginn der Mainzer erspielte sich der BVB mit seinem Tempo- und Kombinationsspiel bald eine Torchance nach der anderen.
Barrios machte den Anfang, als er allein auf Wetklo zu stürmte, den Ball am Torwart, aber ganz knapp auch am Pfosten vorbei schob. „Wir waren gut ins Spiel gekommen“, analysierte Tuchel, „aber durch einfache Ballverluste“ – wie vor dieser Barrios-Szene oder vor dem Götze-Tor – „haben wir Sicherheit und Vertrauen verloren. Wir haben zu viele Chancen zugelassen.“
Nach dem Wechsel besann sich Tuchels Team auf ihre Mainzer Stärke. „Wir haben viel flach und mit viel Tempo gespielt. Es hat jedoch das Tor gefehlt, das uns Vertrauen gegeben hätte.“ Weidenfeller verhinderte nach dem gehaltenen Elfmeter in einer Eins-zu-eins-Situation gegen Sami Allagui (50.Minute) abermals den Ausgleich. Das zweite Gegentor sei dann „einen Tick zu früh gefallen“, klagte Tuchel. „Da war es schwer, noch den Glauben an eine Wende zu finden.“ Die Leistung sei in gewissen Phasen „sehr gut gewesen. Aber so bleibt nix.“
Hartmut Scherzer