Dortmund gegen ManCity: Und wieder Balotelli!
Dortmund wähnt sich bei Manchester City auf der Siegerstraße – doch ein umstrittener Elfer führt zum Ausgleich. Klopp lobt dennoch
MANCHESTER Was die deutsche Nationalmannschaft schon im EM-Halbfinale gegen Italien erleben musste, hat nun auch Borussia Dortmund ereilt: am Ende, da hat Mario Balotelli eben häufig das letzte Wort. Der Italiener verwandelte am 2. Spieltag der Champions League in der 89. Minute für Manchester City einen zweifelhaften Handelfmeter zum schmeichelhaften 1:1-Endstand, und verweigerte so Dortmund den möglichen ersten Auswärtssieg in der Königsklasse seit 2003.
Wie das zustande kam, war äußerst unglücklich: Sergio Agüero hatte Neven Subotic aus kurzer Distanz an den Unterarm geschossen – dass Schiedsrichter Pavel Kralovec dies elfmeterreif auslegte, quittierte BVB-Coach Jürgen Klopp im ZDF-Studio mit sarkastischem Gelächter. „Da kann man doch gar nicht mehr drauf reagieren“, sagte er. „Sehr schade, dass wir so bestraft werden“, ergänzte Torwart Roman Weidenfeller. Der hatte Balotelli vor dem Elfmeter noch ein paar warme Worte geflüstert („ich wollte ihn ablenken“), was dieser, nach dem er Weidenfeller zum 1:1 verladen hatte, mit der international anerkannten „Mund-zu!“-Geste quittierte. Dortmunds Aufstand – von Balotelli abgewendet, zumindest an diesem Abend.
Klopps Aufmüpfige hatten sich zuvor auf Augenhöhe präsentiert, im Vergleich Reich gegen (vergleichsweise) Arm, Millionen-Truppe gegen Talentschuppen, beides Landesmeister, doch auch ein paar nicht unerhebliche Nullen auf dem Kontoauszug voneinander entfernt. Eine turbulente erste Halbzeit hatte im Zeichen zweier Privatduelle gestanden – Weidenfeller gegen Sergio Agüero auf der einen, City-Torwart Joe Hart gegen Mario Götze auf der anderen. Dreimal musste der von Bundestrainer Jogi Löw stets verschmähte Weidenfeller im Eins-gegen-Eins gegen den Argentinier (8., 27., 34.) eingreifen. Doch auch Dortmund hatte Argumente, sogar akustisch hörbare: Hart lenkte erst einen Götze-Schuss an den linken Pfosten (12.), dann an die Latte (39.). „Ein tolles Spiel“, freute sich Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in der Halbzeit bei „Sky“ – es hätte auch gut 3:3 stehen können.
Jürgen Klopp hatte wie schon beim 1:0 gegen Ajax Amsterdam zum Auftakt der „Meister-Gruppe“ auf das Duo Götze/Reus gesetzt, die beiden diesmal aber in einem offensiven 4-3-3-System auf die Flügel beordert. Klopps klare Ansage: Wir sind nicht zum Spaß hier. Letztmals in der Champions League auswärts etwas geholt hatte der BVB schließlich am 18. März 2003, 1:0 beim AC Milan, Jan Koller traf, Matthias Sammer coachte. Es gab also durchaus Nachholbedarf, vergangene Saison hatte sich Dortmund bei der Rückkehr in die Königsklasse bekanntlich in Marseille (0:3), Piräus (1:3) und beim FC Arsenal (1:2) arg fliegengewichtig präsentiert. „Letztes Jahr in London hat der ein oder andere noch Fotos gemacht. Jetzt sind wir hier und wollen ausschließlich Ergebnisse mitnehmen“, sagte Klopp vor Spielbeginn.
Und das setzte der BVB beherzt um. Überfallartig griffen die Gäste immer wieder über ihre pfeilschnellen Außen an – und nachdem Götze Hart nicht bezwingen konnte, machte es Reus mit einem Rechtsschuss ins linke Eck zu seinem ersten Champions-League-Tor besser (62.).
Reus, Gündogan und Lewandowski hätten das Ergebnis sogar noch hochschrauben können. Das letzte Wort war dann allerdings dem eingewechselten DFB-Schreck Balotelli vorbehalten. „Wenn man so spielt, will man auch die komplette Punktzahl mitnehmen“, sagte Klopp, der trotzdem zufrieden war: „Darauf können wir richtig aufbauen.“ Nächster Gegner: zweimal Real.