Dieser WM-Wurm schmeckt nach mehr

München - Müller, Gerd. Auf Anhieb Torschützenkönig – bei seiner ersten WM 1970. Das Spiel um Platz 3 gewann Deutschland mit einem Tor Unterschied gegen Uruguay. Vier Jahre später wurde Müller Weltmeister.
Müller, Thomas. Auf Anhieb Torschützenkönig – bei seiner ersten WM 2010. Das Spiel um Platz 3 gewann Deutschland mit einem Tor Unterschied gegen Uruguay. Vier Jahre später wird Müller...
...Weltmeister! So steht’s in „54-74-90“ (7,50 EUR, an großen Kiosken oder unter www.547490.de zu bestellen). Schon im Editorial weckt der Hamburger Medienmacher Oliver Wurm die Lust auf die WM in Brasilien, und es glückt, diese Vorfreude auf 132 Seiten durchzuhalten. Auf dem Titel sind drei Herren in dunklen Anzügen zu sehen, zwischen Guido Buchwald (1990) und Bernd Hölzenbein (1974) steht der WM-Pokal, Horst Eckel (1954) hält den Coupe Jules-Rimet hoch.
Drei Weltmeister an einem Tisch. Hölzenbein und Buchwald staunen über den Ernährungswissenschaftler Sepp Herberger, bei dem Wasser verpönt war: „In der Halbzeit sind wir heimlich auf die Toilette“, erzählt Eckel, „um zu trinken“. 1990 unter Franz Beckenbauer war Cola verboten, Buchwald verrät, wie Pierre Littbarski die Brause in Kaffeekannen einschmuggelte.
Während bei Pep Guardiolas die Bayern-Stars heute erst zwei Stunden vorm Spiel wissen, ob sie dabei sind, erfuhren Herbergers Recken die Aufstellung zwei Tage vorher. Buchwald erklärt seinen Spitznamen und dass selbst Wolfgang Schäuble ihn Diego nennt. Hölzenbein erzählt von der 74er Schwalbe und dass „die Leute nach der „Super-Super-Super-Super-Zeitlupe meist still“ seien. Und Eckel berichtet von Autogrammstunden in Schönschrift – „damit der Name leserlich war“.
Zwei Stunden hat das Gespräch des Trios mit dem Schriftsteller Ronald Reng und AZ-Mitarbeiter Hartmut Scherzer gedauert – 30 Seiten lang und doch nie langweilig ist die gewaltige Strecke im Blatt.
45 deutsche Weltmeister leben noch, fast alle haben ihren WM-Tipp für 2014 verraten. Und ihre Idole benannt – die Idole der Idole: Beckenbauer posiert mit einem gerahmten Fritz Walter, Sepp Maier lacht Lew Jaschin an, Matthäus zeigt sich mit Günter Netzers Mähne und Netzer nur mit dem Ball: „Ein klassisches Idol hatte ich nie.“
Es folgen spannende Statistiken, auf dem Titel als „Angeberwissen“ verkauft, und am Ende (ver)spricht der „Geist von Spiez“ im Interview: „Im Sommer drehen wir nochmal ein gemeinsames Ding.“
54-74-90-Macher Oliver Wurm hat sich im Editorial übrigens aufs Bild mit Eckel, Hölzenbein und Buchwald gedrängt, als Platzhalter: „Auf dem Cover ist noch reichlich Platz für einen Vierten“, schreibt er. „einen vierten Weltmeister. Thomas Müller.“
Dieser WM-Wurm schmeckt nach mehr.