Diese Kicker sind der pure Luxus
Özil, Kroos, Müller, Podolski, Götze und Schürrle: Beim 6:2 gegen Österreich wird deutlich, dass Bundestrainer Löw Kreativkicker en masse hat: „Das muss so sein, wenn man Weltspitze sein will“
Gelsenkirchen - Im Grunde ist es so einfach. Der Trainerjargon hat dafür Worte wie „kitzeln“ oder „locken“. Der Plan geht so: Man kritisiert einen Spieler öffentlich, fordert konstantere Leistungen, droht indirekt mit Stammplatzentzug – in diesem Fall war Lukas Podolski das Opfer von Bundestrainer Joachim Löw. Das macht Beine. Der Kölner spielte engagiert bis wütend wie selten in den letzten Länderspielen. Klar, in dieser DFB-Elf will jeder dabei sein.
Wer jetzt den Anschluss verpasst in Löws Schnellspielertruppe, der sieht die Kombinationen nur noch von der Bank. Eines ist sicher: Neben Spanien geht Deutschland nach dem furiosen 6:2 gegen Österreich als Titelfavorit ins EM-Turnier kommenden Sommer.
Löw hat im August sein Fünfjähriges gefeiert, gegen Österreich war er zum 70. Mal in der Verantwortung. Und man kann dem 51-Jährigen nur zurufen: Glückwunsch! Diese Auswahl an Kreativkickern, angeführt von einem überragenden Mesut Özil, ist der beste Kader, der ihm – und wohl etlichen Vorgängern – je zur Verfügung stand. „Wir haben die ganze Zeit darauf hingearbeitet, eine Mannschaft zu haben, in der man Spieler ersetzen kann.
Das muss so sein, wenn man etwas gewinnen und Weltspitze sein will“, sagte Löw dazu. Tatsächlich spielten die Seinen Dauertempofußball. Angetrieben von Schweinsteiger und Kroos, auf den Flügeln kraftvoll (Podolski) und wuchtig (Müller) besetzt, davor ist alles Özil. Und dabei fehlte lange der beste, weil künstlerisch veranlagte Mario Götze, die Entdeckung der letzten Saison. Der Mann, der in seinem Startelf-Debüt gegen Brasilien (3:2) derart glänzte, dass Arsenal den Dortmundern 40 Millionen Euro Ablöse bot. „Natürlich können Özil und Götze zusammenspielen“, erläuterte Löw, „die drei Mittelfeldspieler hinter der Spitze müssen alles können, variabel sein.“
Da ist Müller, bei Bayern auf flexibel getrimmt. Da ist Podolski, der sich zurückmeldete. Dann Götze, der sogar trifft, wenn er nur fünf Minuten spielt. Und nicht zu vergessen: André Schürrle, gestern eingewechselt, schnell und dynamisch. Inklusive Torriecher: das 5:2 war sein vierter Treffer im sechsten Länderspiel. So viel Auswahl war selten, der pure Luxus. „Wir haben viele Spieler, die den entscheidenden Pass spielen können“, sagte Kapitän Philipp Lahm. Die Qualifikation ist somit locker geschafft, in diesem Jahr folgen – angefangen mit dem Freundschaftsspiel am Dienstag in Polen – noch fünf Partien. „Jetzt gilt es, die Spannung hochzuhalten“, sagte Löw. Aber das sollte ihm glücken – angesichts dieses Konkurrenzkampfs.