Die WM-Kolumne von Marie Lang: Schweißtreibend

Oh Mann, was war das für eine emotionale Achterbahnfahrt! Das ist definitiv nichts für mein Nervenkostüm. Nach dem 1:2 gegen Japan war meine Stimmung ziemlich am Gefrierpunkt, dann erwachte die Hoffnung am Vormittag, als Costa Rica, beim 0:7 gegen Spanien noch als Schießbude missbraucht, uns den großen Gefallen tat, Japan zu schlagen. So schnell geht es von "fast schon Koffer packen" zu "wir haben es in der Hand".
"Ich mag es überhaupt nicht, wenn man es nicht selber in der Hand hat"
So ist der Sport und das macht ihn so toll, so mitreißend. Beim Spanien-Spiel war ich dann super aufgeregt. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man es nicht selber in der Hand hat. Klar, als Sportlerin war ich vor meinen Kämpfen auch immer aufgeregt, angespannt, aber ich wusste: Ich bin die, die ihr Schicksal selber bestimmt.
"Der Angstschweiß lässt dich Pfunde purzeln"
Als reine Augenzeugin bin ich nicht wirklich geeignet. Ich sitze Nägel knabbernd da, greife immer wieder zum Handy, nur um was in der Hand zu haben, was anderes zu tun zu haben. Wenn die WM aus deutscher Sicht so weitergeht, dann brauche ich gar keinen Schwitzanzug mehr, um bald wieder auf mein Kampfgewicht zu kommen, der Angstschweiß beim nervenzehrenden Zuschauen lässt die Pfunde purzeln. . .
2014: als man sich als Fan noch sicher sein konnte
Für das Spiel gegen Costa Rica bin ich jetzt optimistisch, auch wenn bei dieser WM, in dieser Gruppe wirklich alles passieren kann. Denn eines muss man definitiv sagen: Die Zeiten, als man als Fan sicher sein konnte, dass die deutsche Mannschaft einen Gegner auf
jeden Fall schlagen wird, sind vorbei. Schon lange vorbei. Gefühlt war es das letzte Mal 2014 so.
WM 2018, EM 2021, WM 2022 - Schonkost für unsere Nerven gibt es leider gar nicht mehr. Schön und schrecklich zugleich. Ich werde gegen Costa Rica sicher wieder Ablenkung griffbereit haben. . .