Die Stimmungsmacherinnen: Chance für die zweite Reihe im DFB-Team
Der große Kreis, den alle Spielerinnen vor dem Spiel schließen, ist schon ein Ritual geworden, nach nur zwei Spielen. Alle haken sich mit den Armen bei zwei Mitspielerinnen ein und wippen mit dem Oberkörper zweimal vor und zurück. Dazu rufen sie: "Schwarz-Rot-Gold, all in!" Die Ansprache im Mittelkreis hatte vor dem ersten Spiel Mittelfeldspielerin Svenja Huth gehalten und an das Feuerwerk erinnert, das die Mannschaft abbrennen will.
Turnierfavoriten dank Teamleistung
Und das Feuer lodert! Auch dank der Teamleistung ist die DFB-Elf einer der Turnierfavoriten geworden, vor dem sich die Gegnerinnen fürchten. Nur durch Gruppenleistung hat die Mannschaft zurück zu ihrer Stärke gefunden. "Wir sind einfach ein Team. Jede unterstützt die andere auf dem Platz. Das Wir-Gefühl im Spiel war extrem", bestätigte auch Sechserin Lena Oberdorf nach dem Auftaktsieg gegen Dänemark. Wie das Teambuilding aussehen soll, haben die Spielerinnen vor dem Turnier klar besprochen.
"Wir haben uns als Team zusammengesetzt und gesagt, was ganz klar unsere Rolle ist, was die Mannschaft von uns braucht, wenn wir nicht spielen", erklärte Mittelfeldspielerin Linda Dallmann vom FC Bayern.
Der mentale Support erreicht die Mannschaft
Ihre Aufgabe ist: das Feuer brennen zu lassen. "Wir sehen uns da ganz klar als wichtigen Faktor, um die Mannschaft durchgehend zu pushen", sagte Dallmann. Man merke, dass der mentale Support die Mannschaft erreicht, sagt sie. "Wir sehen es als unseren Auftrag, dass wir hinterher genauso kaputt sind wie die, die spielen." Das wird sie gegen Finnland vermutlich aber sogar viel tun. Die bisherigen Stammspielerinnen Lena Oberdorf und Felicitas Rauch fehlen mit einer Gelbsperre. Lina Magull spielte zuletzt trotz Oberschenkelproblemen. Für sie könnten Dallmann, Sophia Kleinherne und Lena Lattwein starten.
Dallmann, Lattwein und Kleinhern: Von der zweiten in die erste Reihe
Dallmann wurde in den vergangenen beiden Spielen für Bayern-Kollegin Magull und PSG-Spielerin Sara Däbritz eingewechselt, sie könnte gegen Finnland erstmals von Beginn an spielen, ebenso Mittelfeldakteurin Lattwein, die gegen Spanien zur Halbzeit eingewechselt wurde und starke Aktionen zeigte. Im Spiel gegen Dänemark gelang ihr sogar ein Tor. Auch Kleinherne zeigte überraschend starke Minuten auf der linken Außenbahn. Von der zweiten in die erste Reihe.
Lattwein meint, es würde "uns auch leicht gemacht, in die Mannschaft zu kommen, wenn wir eingewechselt werden." Anpassungen braucht es kaum. Alle Spielerinnen trainieren gleich, sind auf einem ähnlichen Niveau - ein Leistungsabfall war bisher nach keinem der beiden Spiele zu sehen.
Bayern-Spielerin Sydney Lohmann, Wolfsburgs Topstürmerin Tabea Wassmuth und die 19-jährige Jule Brand kamen im Mittelfeld und Sturm bisher wenige Minuten zum Einsatz, obwohl sie in ihren Vereinen zu den absoluten Leistungsträgerinnen gehören.
"Laura schreit sich in jedem Spiel die Seele aus dem Leib"
Verletzen sich Spielerinnen oder sollen sie geschont werden, wie nun gegen Finnland, könnten sie noch enorm wichtig werden. Auch Stürmerin Laura Freigang, die bisher noch keine Einsatzzeit hatte, bekam ein "besonderes Lob". Lena Lattwein sagte über sie: "Laura schreit sich in jedem Spiel die Seele aus dem Leib." Auch Nicole Anyomi, Sara Doorsoun und die beiden Ersatztorhüterinnen Almuth Schult und Ann-Kathrin Berger haben noch keine Minute auf dem Platz gestanden.
AZ-Kolumnistin Julia Simic, die das zweite Spiel gegen Spanien aus nächster Nähe miterlebt hat, hat die Atmosphäre und den Teamgeist gespürt. "Man hat im Stadion extrem gemerkt, wie sich die Mädels gepusht haben", sagte sie. Auch die Bundestrainerin sei dauerhaft gestanden, man habe den Eindruck gehabt, dass sie mitspielen wolle. Der Teamgeist sei einer der entscheidenden Faktoren für den bisherigen Erfolg des DFB-Teams.
Das Gemeinschaftsgefüge sah man auch, als Kapitänin Alexandra Popp sich das Trikot von Lea Schüller überzog, die wegen Corona ausfällt. Schüller nahm ihr im ersten Spiel den Platz in der Startelf weg, sie müsste ihre größte Konkurrentin im Sturm sein. Stattdessen zählt bei den DFB-Frauen die Mannschaft, nicht die einzelne Spielerin.