„Die nehmen fast alle unbezahlten Urlaub“

Im Kader von Liechtensteins Nationalmannschaft spielen zwar auch elf Profis – aber eben auch Monteure, Banker, Handwerker und Studenten. Die AZ stellt die Hobby-Kicker aus dem Zwergstaat vor.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In Vaduz tritt die deutsche Nationalmannschaft heute gegen Liechtensetin an.
dpa In Vaduz tritt die deutsche Nationalmannschaft heute gegen Liechtensetin an.

VADUZ - Im Kader von Liechtensteins Nationalmannschaft spielen zwar auch elf Profis – aber eben auch Monteure, Banker, Handwerker und Studenten. Die AZ stellt die Hobby-Kicker aus dem Zwergstaat vor.

Ganz entspannt wird er die 500 Meter von seiner Wohnung rüber schlendern ins Rheinparkstadion. Ralf Loose, der ehemalige Nationaltrainer Liechtensteins (1998 bis 2003) und frühere Bundesliga-Profi (u.a. Borussia Dortmund, Fortuna Düsseldorf), lebt nämlich – der Steuersatz lässt grüßen – noch immer im kleinen Fürstentum, im Hauptort Vaduz. Und er freut sich auf „das Spiel des Jahres“ (Loose). Genau wie ganz Vaduz. Die 5000 Einwohner würden „dem Spiel gegen die Deutschen entgegen fiebern“.

Gemeinsam werden sie dann am Samstagabend die Nationalhymne anstimmen. Und wenn die ersten Töne erklingen, dann wird man wieder für einen kurzen Moment glauben, es stünde großer Fußball an. Die Liechtensteiner nämlich singen ihre Hymne „Oben am jungen Rhein“ zur Melodie von „God save the queen“. Warum, darüber rätseln sogar die Historiker des Fürstentums, Die wahrscheinlichste Variante: Junge Liechtensteiner, die im frühen 19. Jahrhundert als Studenten im Ausland waren, haben die Melodie „importiert“.

„Fußball war tatsächlich mal groß in Liechtenstein“, glaubt Loose, „zu meiner Zeit waren fast alle Profi in ihrem jeweiligen Verein. Als ich angefangen hatte, war es nur einer.“ Jetzt, wenn Deutschland kommt, sind es genau zehn. Zehn von 21, die den Stamm der Mannschaft stellen und unter denen Mario Frick als Rekordspieler (79 Einsätze/13 Treffer) und als Profi beim italienischen AC Siena quasi Liechtensteins Lothar Matthäus ist. „Einer mit Bundesligaformat“, sagt auch Loose. Die anderen Elf im Kader, also mehr als die Hälfte, leben nicht vom Fußball. „Die nehmen fast alle unbezahlten Urlaub“, sagt Loose.

Die AZ nimmt die Hobbykicker aus dem Zwergstaat unter die Lupe.

DIE BÜROKRATEN

Christoph Biedermann (21) arbeitet als Bürokaufmann und spielt drittklassig beim USV Eschen-Mauren in der Schweiz. Thomas Beck ist ein Meister des Zeitmanagements. Der 27-Jährige arbeitet ebenfalls im Büro, spielt für den Schweizer FC Hard in der Regionalliga – und hat schon 62 Länderspiele (fünf Tore) auf dem Konto.

DIE HANDWERKER

Yves Oehri vom FC St. Gallen gibt als Hobbys an: „Alles was Sport ist!“ Sein Körper ist durchtrainiert. Kein Wunder, er arbeitet als Maurer, schuftet Tag für Tag, um dann abends Fußball zu spielen. Ein Amateur halt. Genau wie Martin Telser (29). Der Sanitärmonteur ist ein Fachmann für die Montage von Abwasser-, Gas- und Druckluftanlagen. Fabio D’Elia (25) fertigt als Polymechaniker Werkzeuge. Gegen Deutschland soll er die Abwehr zusammenhalten. Ronny Büchels Handwerk? Der 57-fache Nationalspieler ist Fitnesstrainer.

DIE FINANZEXPERTEN

Stefan Büchel und Andreas Gerster haben nicht nur ihr Hobby, den Fußball, gemeinsam: Beide arbeiten als Banker. Im Steuerparadies ein sicherer Job.

DIE STUDENTEN

Michael Stocklasa (28) und seine beiden Verteidigerkollegen Franz-Josef Vogt und Martin Wille studieren, natürlich BWL. Bei rund 3400 „Firmen“ kommt auf zehn Einwohner ein Unternehmen!

DER SCHÜLER

Er ist der Benjamin im Team. David Hasler vom FC Basel ist erst seit Mai 18 Jahre alt – und hat schon drei Mal für sein Land gestürmt. Sein liebstes Hobby ist nach eigenen Angaben Pokern. Thorsten Klein

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.