Die Nationalmannschaft und die Fußball-Fans: Entfremdung am Tiefpunkt

Na? Freuen Sie sich auch schon so dolle auf die EM 2024 in Deutschland? In nur neun Monaten schon geht's los – heyho! Das Spektakel mit 24 Nationalmannschaften, deren Fans das ganze Land bereisen und – hoffentlich friedfertig – bereichern. Fröhlich, laut, bunt. Nach dem Sommermärchen 2006, als die Welt zu Gast bei – überraschend aufgeschlossenen und überraschend gut kickenden – Freunden war, steht 18 Jahre später hierzulande ein Fußball-Großereignis an. Aber mit diesem DFB-Team mitfiebern?
Ob es die Vorrunde übersteht? Ein Ausrichter mit Außenseiterchancen. Puh! Europa zu Gast bei – ja, Verlierern. Die echte Fanszene, abgesehen vom Kunstprodukt Fanclub Nationalmannschaft, juckt diese EM aber mal so gar nicht. Denn wahre Anhänger haben keinen Spaß an Defätismus, wollen ihre Nationalelf nicht wie bei der WM 2018 und 2022 scheitern sehen. Sie wenden sich lieber ab – wie längst geschehen. Ist ja auch nicht mehr anzusehen, das Gekicke und nicht mehr anzuhören, das Gesabbel.
Einschaltquoten im Sinkflug, Stadien nicht ausverkauft: Fans wenden sich von der Nationalelf ab
Siehe Kai Havertz, der sich von den Fans bei der WM in Katar "alleine gelassen fühlte". Was für ein entrückter, realitätsferner Schwachsinn. Die Entfremdung zwischen den Fans und dem einst liebsten Kind der Deutschen ist auf dem Tiefpunkt angekommen. Früher herrschte an Länderspielabenden landesweit Lagerfeuer-Romantik, heute springen nur noch Funken des Zorns über.
Die Einschaltquoten kommen einer Daumen-runter-Abstimmung gleich. Dabei herrscht in Deutschland ein Boom – auf Vereinsebene. In den Profi-Ligen sind die Stadien fast alle ausverkauft, Zeit und Geld wird in aufwändige Choreographien gesteckt. Die Identifikation der Fans mit ihren Klubs stieg nach der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Abstinenz massiv an.

Umso schlimmer, dass die Nationalelf diese Chance dermaßen in den Sand setzt. Das Länderspiel am Dienstag gegen Frankreich, dieser Klassiker gegen den Vizeweltmeister, ist längst nicht ausverkauft – und das in einer Fußballstadt wie Dortmund. Enttäuschte Liebe ist der schlimmste Kummer.