Die DFB-Elf gegen die Türkei in der Einzelkritik: Jede Menge Vierer bei Nagelsmanns Heimdebüt

Das erste Heim-Länderspiel des neuen Bundestrainers Julian Nagelsmann, ein Test gegen die Türkei, geriet zur ernsthaften Prüfung – und ging komplett schief.
Patrick Strasser |
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Julian Nagelsmanns Heimdebüt als Bundestrainer ging gegen die Türkei tüchtig schief.
Julian Nagelsmanns Heimdebüt als Bundestrainer ging gegen die Türkei tüchtig schief. © IMAGO/Michael Taeger

Berlin - Im emotionalisierten Berliner Olympiastadion vor 72.572 Zuschauern (ausverkauft) geriet das EM-Testspiel zum leidenschaftlichen Schlagabtausch, den die Gäste mit 3:2 gewannen. Ein dicker Dämpfer für die deutsche Nationalelf sieben Monate vor der Heim-EM. Turnier-Stimmung? Gar Euphorie? Mitnichten!

Überraschende Aufstellung: Nagelsmann bringt Havertz als Linksverteidiger

Kai Havertz, überraschenderweise von Nagelsmann als Linksverteidiger aufgeboten, erzielte die frühe 1:0-Führung (5.). Noch vor der Pause stellten die Türken durch zwei Aktionen und sehenswerte Tore über ihre linke Seite auf 1:2. DFB-Torjäger Niclas Füllkrug gelang der Ausgleich (49.), dann traf Yusuf Sari nach Handelfmeter (entschieden nach VAR-Check) gegen Havertz zum 2:3.

Am Dienstag trifft die DFB-Elf im nächsten EM-Test in Wien auf Österreich (20.45 Uhr, ZDF) und deren Bundestrainer Ralf Rangnick. Die Wende zum Besseren?

Die DFB-Noten

KEVIN TRAPP - NOTE 4: Der Frankfurter Torwart bestritt sein achtes Länderspiel, weil sich Marc-André ter Stegen am Rücken verletzt hatte. Kaum gefordert, machtlos beim Hammer von Kadioglu zum 1:1 halbhoch ins kurze Eck. Chancenlos beim 1:2, noch mit einer Hand dran am Elfmetertreffer zum 2:3. Alles in allem unglücklich.

BENJAMIN HENRICHS - NOTE 4: Erhielt von Bundestrainer Nagelsmann das Vertrauen als Rechtsverteidiger. Der Leipziger, gegen Frankreich im September noch Linksverteidiger, defensiv zunächst stabil bis auf den Stellungsfehler vor dem 1:1. Auch das1:2 fiel über seine Seite. Setzte ein paar offensiv Akzente, schickte vor dem 1:0 Sané per Steilpass in den Strafraum.

JONATHAN TAH - NOTE 4: Der Leverkusener Innenverteidiger spielt eine herausragende Saison, erhielt den Vorzug vor dem zuletzt angeschlagenen Hummels. Verteidigte meist aufmerksam, gutes Stellungs- und Kopfballspiel. Dennoch: Die Rufe nach dem erfahrenen Mats Hummels werden wieder lauter werden.

Havertz trifft als Linksverteidiger zur frühen Führung

ANTONIO RÜDIGER - NOTE 4: Der Abwehrchef der neu formierten Viererkette wie immer hart und entschlossen in seiner Zweikampfführung, aber auch oft zu hektisch. Dass seine Abwehr erneut drei Gegentreffer kassierte, spricht nicht für den Abwehrboss.

KAI HAVERTZ - NOTE 3: Der Arsenal-Profi in ganz neuer Rolle. Agierte als asymmetrisch angeordneter Linksverteidiger. Gegen Ball links hinten in der Viererkette, im Ballbesitz sehr offensiv. Das 1:0 erzielte er dann aus Mittelstürmer-Position, schob cool in die lange Ecke – sein 14. Länderspieltor. Pech, dass er den Ball an den nach hinten gestreckten Arm bekam, so den Handelfer zum 2:3 verursachte.

JOSHUA KIMMICH - NOTE 4: Musste krankheitsbedingt die US-Reise im Oktober unverrichteter Dinge abbrechen. Nun sein erstes Spiel unter Neu-Bundestrainer Nagelsmann. Guter Pass in den Lauf von Sané, einige Balleroberungen. Immer wieder an nickligen Aktionen (aktiv und passiv) beteiligt.

ILKAY GÜNDOGAN - NOTE 5: Deutschlands Fußballer des Jahres und auch unter Nagelsmann Kapitän erntete die meisten Pfiffe der türkischen Anhänger. Verteilte in seinem ersten Länderspiel gegen das Heimatland seiner Eltern die Bälle, aber oft zu brav und ohne Durchschlagskraft.

Sané baut nach starkem Start immer mehr ab

JULIAN BRANDT - NOTE 5: Da Jamal Musiala wegen einer Muskelverletzung ausfiel, erhielt der BVB-Offensivspieler die Chance, sich im Zentrum zu zeigen. Doch trotz viel Laufarbeit kam zu wenig Erhellendes, Überraschendes. Eher der Typ Joker beim DFB.

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LEROY SANÉ - NOTE 4: Spielt seine beste Saison bei Bayern. Gegen die Türkei auf dem rechten Flügel, bereitete das 1:0 durch Havertz gewohnt gekonnt vor, aber auch mit viel Laufarbeit nach hinten. Ihm entwischte allerdings Kadioglu vor dem 1:1, da hätte er konsequenter verteidigen müssen. Baute während der Partie ab.

FLORIAN WIRTZ - NOTE 3: Einer der besten Fußballer des Landes ist bei Nagelsmann gesetzt. In Halbzeit eins mit Tempo, aber zu wenig Entschlossenheit und Zug zum Tor. Die zeigte der Leverkusener bei der Vorbereitung zum 2:2 durch Füllkrug – starke Szene.

Füllkrug mit seinem zehnten Treffer im zwölften Länderspiel

NICLAS FÜLLKRUG - NOTE 3: Zwölftes Länderspiel und das zehnte Tor für den Mittelstürmer vom BVB. Nach Pass von Wirtz mit sattem Abschluss ins kurze Eck. Ein Schuss, ein Tor, der Fülle. Job erledigt. Allerdings kam von ihm sonst nicht so viel.

SERGE GNABRY - NOTE 4: Der Bayern-Profi, im Herbst durch einen Armbruch zurückgeworfen, kam in der 72. Minute für Wirtz, sollte mehr Tempo und Torgefahr nach dem 2:3 bringen. Verpasste knapp das 3:3, rutschte am Ball vorbei. Schwach.

LEON GORETZKA - NOTE 4: Der Mittelfeldspieler, der bei Bayern zuletzt angeschlagen pausieren musste, kam in der 72. Minute für Kimmich, konnte allerdings keinerlei Akzente mehr nach vorne setzen.

MARVIN DUKSCH - OHNE NOTE: Der Bremer, dicker Kumpel des Ex-Bremers Füllkrug, durfte sein DFB-Debüt feiern. Kam in der 81. Minute für Brandt, sollte als zweite Spitze den Ausgleich bringen. Brachte nichts ein.

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  • Wolff am 20.11.2023 13:12 Uhr / Bewertung:

    Man (speziell gewisse Politiker) sollte sich auch mal fragen, wie weit man in diesem Land gekommen ist, wenn man im Heimspiel von Anfang an lautstark ausgepfiffen wird.

  • Südstern7 am 20.11.2023 11:17 Uhr / Bewertung:

    Julian Nagelsmann ist der Überzeugung, dass ein guter Spieler überall eingesetzt werden kann.

    Als der Julian in München noch Trainer war bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass diese These fragwürdig ist. So hat er immer versucht die besten Techniker aufzustellen und lieber auf die "Kämpfer" zu verzichten. So brachte er Gnabry oder Sané (oder beide) im engmaschigen Mittelfeld, wo sie ihre Technik und Schnelligkeit gar nicht ausspielen konnten. Außerdem muss man im Mittelfeld auch defensiv geschult sein, um anständig in die ballerobernden Zweikämpfe zu kommen. So hatte er diese begnadeten Techniker regelrecht ihrer Stärken beraubt. Die Spieler wussten gar nicht, was sie auf dem Platz tun sollten.

    Auch in seiner neuen Funktion ist Nagelsmann von seiner Überzeugung nicht abgerückt. Natürlich hat es im Weltfußball schon Beispiele gegeben, wo das funktioniert hat, aber das waren Ausnahmen. Im Grunde musst du jeden Spieler dort bringen wo er am stärksten ist, damit man kompakt steht.

  • SL am 19.11.2023 20:37 Uhr / Bewertung:

    Mit Süle in der Abwehr hätten wir keine drei Gegentore bekommen.

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