Die Bungalow-Bilanz: Eine DFB-WG ragt heraus

Nach dem Dusel-Remis ist vor dem Wembley-Knaller - höchste Zeit also für die Zwischenzeugnisse. Welche DFB-Wohngemeinschaft hat bislang im EM-Turnier am besten abgeliefert? Eine Übersicht der AZ.
von  Patrick Strasser
Die deutsche Nationalmannschaft wohnt im "Home Ground" in Herzogenaurach.
Die deutsche Nationalmannschaft wohnt im "Home Ground" in Herzogenaurach. © imago images/Harry Koerber

Herzogenaurach - Harmonie in Herzogenaurach: Joshua Kimmich hing in einem Schaukelstuhl und ließ sich berieseln. "Radio Müller" hatte sich selbst eingeschaltet, dann gibt es bekanntlich ja kein Entrinnen. Der Bayern-Profi, mit erstem Vornamen Thomas, hatte sein Handy gezückt und damit sich und seinen Mitspieler beim Entspannen im Nationalelf-Camp gefilmt.

"Locker ins Achtelfinale geschaukelt, jetzt geht's erst richtig los", witzelte Müller in die Kamera und erklärte in seiner Funktion als Bundeshumorminister des DFB mit bayerischem Einschlag: "Zweiter simma. Klasse! Ha! Das Wort Zweiter, das besteht ja aus zwei und Weiter. Verstehst?"

Spaßvogel Müller: "...dann kriege ich einen Nobelpreis"

Kimmich nickte lächelnd und flüsterte verlegen: "Eigentlich schon, ja." Müller darauf: "Wenn ich das poste, ja, dann kriege ich einen Nobelpreis." Hm, unwahrscheinlich.

Für den Freitag hatte Bundestrainer Joachim Löw den Spielern kurzfristig frei gegeben. Kein Training, keine Termine. Genug Zeit also für Kimmich, sich in seinem Holz-Bungalow zu erholen.

Schließlich nächtigt Müller woanders. Drei bis vier Spieler bewohnen auf dem weitläufigen, baumreichen Gelände des EM-Quartiers "Home Ground" (zu Deutsch: Heimspielstätte) in der "World of Sports" bei DFB-Partner eine der sehr hochwertigen, aber doch kleinen Holzhütten.

Nach Ende der Vorrunde und vor dem ersten K.o.-Spiel gegen England am Dienstag in London ist es Zeit für Zwischenzeugnisse. Aber nicht Mann für Mann, sondern Bungalow für Bungalow. Welche Wohngemeinschaft überzeugte bisher am meisten? Die AZ-Übersicht...

1. Das "Go-Go"-Quartett: Hausmeister Müller ist selbstredend Chef der Gruppe mit Robin Gosens und Leon Goretzka.

Gosens war der "Star of the Match" beim 4:2 gegen Portugal, Goretzka öffnete gegen Ungarn mit seinem Schuss das Tor zum Achtelfinale. Kevin Trapp, der vierte Mitbewohner, ist als Ersatztorwart noch ohne Einsatz. Wohl inspiriert von Hobbyphilosoph Müller nannte die Crew ihren Bungalow "Platon" nach dem griechischen Denker aus der Antike.

DFB-Team: Die Mischung macht's!

2. Drei stille Wasser & ein Joshua: Ehrgeizling Kimmich wohnt mit Leroy Sané, Kai Havertz und Ersatztorhüter Bernd Leno in einem Bungalow. Der extrovertierte Kimmich und drei eher stille Wasser.

Die Mischung macht's - das war ja das Ziel der sportlichen Leitung um DFB-Direktor Oliver Bierhoff bei der Einteilung. Kimmich und Havertz (zwei Tore) haben schon abgeliefert, Sanés großer Moment lässt noch auf sich warten.

3. Das "A-Team" um Kroos: Routinier Toni Kroos haust mit Matthias Ginter (bisher wie Kroos solide bis zufriedenstellend) und den noch nicht eingesetzten Florian Neuhaus und Christian Ginter. Sie nennen ihre Hütte "A-Team" nach der TV-Serie aus den 80er Jahren.

4. Das "Berghain"-Trio: Hier residieren Mats Hummels, Niklas Süle und Kevin Volland. Von ihrer Statur würde das Gespann auch zum kultigen Techno-Klub in Berlin-Friedrichshain passen. Als Türsteher war Hummels noch zu durchlässig, seine Mitbewohner hatten nur Kurzeinsätze.

Im Maschinenraum des DFB ist noch Luft nach oben

5. Die Vierer-"G-Unit": Oldie Neuer ist der Chef der WG mit Lukas Klostermann (verletzt), Jonas Hofmann (ohne Einsatz) und Küken Jamal Musiala. Die "Gorilla-Einheit", benannt nach der Hip-Hop-Gruppe aus New York,

6. Das Briten-Trio: Diese WG wird aktuell viel Besuch erhalten, um zu erfahren, wie die Premier-League-Kollegen von Antonio Rüdiger, Timo Werner (beide Chelsea) und Robin Koch (Leeds/bisher ohne Einsatz) so ticken. Bei Werner ist leistungsmäßig Luft nach oben.

7. Das Haus der Maschinen: In der Vierer-WG mit Ilkay Güdogan, Emre Can, Serge Gnabry und Marcel Halstenberg, genannt "Casa de Máquinas", scheinen die Mitglieder noch ziemlich schlecht geölt. Läuft noch nicht rund im Maschinenraum - oder hat gar jemand den Stecker gezogen?

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