Didis letzte große Nummer
Die Stars des FC Chelsea, auch Stürmer Drogba, sind nicht mehr die Jüngsten. Die AZ zeigt, auf wen es beim Finale dennoch aufzupassen gilt
LONDONRoberto Di Matteo war am Samstag zu Gast in Berlin, um die Bayern auszuspionieren – und war mittelschwer beeindruckt. Allerdings eher vom Gegner. Einen Tag später fragte ihn die AZ, ob es seinem FC Chelsea denn möglich wäre, Pokalsieger Borussia Dortmund am Samstag im Champions-League-Finale zu kopieren. „Es ist schwer, ein anderes Team zu kopieren, weil wir offensichtlich andere Spieler haben”, sagte Di Matteo lachend. „Es war sehr interessant anzuschauen und ich war von Dortmund sehr beeindruckt. Aber es wird keine Rolle spielen, wie viele Tore Bayern kassiert hat. Ich denke, dass es ein 50:50-Spiel wird.” Ein „paar interessante Ideen” habe er mitgebracht, sagte er dann aber doch noch.
Was Lewandowski, Kagawa und Co. vormachten, sollen Drogba, Lampard und Co. nachmachen, auch wenn mit Kapitän John Terry, Branislav Ivanovic, Raul Mereiles und Ramires wichtige Spieler gesperrt fehlen. Die AZ stellt Chelseas-Schlüsselspieler fürs Finale vor:
Didier Drogba (34): Bulliger Stürmer von der Elfenbeinküste, der immer mit vollem Körpereinsatz spielt – Kampfname: Didi. Mit 156 Toren seit 2004 auf Platz vier der ewigen Chelsea-Torschützenliste. Trägt sein Herz auf der Zunge, neigt zum Drama. Sagte später, bei seiner ersten Unterschrift bei den Blues sei ihm „kotzübel” gewesen, der Abschied von Jose Mourinho habe ihn dagegen einst „wie ein Schlag ins Gesicht" getroffen. Steht vor einem Wechsel nach China. München wird wohl seine letzte große Nummer. Jeróme Boateng sollte gewarnt sein.
Frank Lampard (33): Schütze des „Wembley”-Tores von Bloemfontain bei der WM 2010 gegen Deutschland. Erlebt gerade seinen dritten Frühling, nachdem er unter André Villas-Boas zeitweise auf die Bank verbannt wurde und mehrfach nur Joker-Tätigkeiten verrichtete. Unter Roberto Di Matteo wieder zu alter Stärke gereift. Hat nicht mehr den Zug zum Tor wie früher, spielt dafür aber nach wie vor Zuckerpässchen. Schlug zu Beginn seiner Karriere mehrfach über die Stränge. Mittlerweile geläutert, hat zwei Kinder mit seiner Ex, einem Model, und ist seit 2011 mit Freundin Christine verlobt. Pikant: Tottenham-Coach Harry Redknapp ist sein Onkel und drückt im Finale Bayern die Daumen, weil die Spurs nur dann in die Champions-League-Qualifikation dürfen. „Frank weiß, dass es da keine Liebe gibt”, sagt Redknapp.
David Luiz (25): Witziger Brasilianer mit roter Lockenpracht. Kam 2011 für 30 Millionen Euro von Benfica Lissabon, konnte sich aber noch nicht als Leistungsträger in der Innenverteidigung erweisen. Starke Auftritte wechseln sich bei ihm mit Blackouts ab. Hat seit Anfang April kein Spiel mehr absolviert – wegen einer Oberschenkelverletzung. Soll aber diese Woche im Training laut Di Matteo „hart rangenommen” werden, damit's mit einem Einsatz klappt. Schließlich sind Terry und Branislav Ivanovic gesperrt.
Petr Cech (30): Stieß 2006 mit dem Knie von Reading-Stürmer Stephen Hunt zusammen und zog sich einen Schädelbruch zu, konnte seine Karriere nach einigen Monaten aber fortsetzen. Trägt seither einen Helm, der seinen Kopf schützt. Galt einst als bester Keeper der Welt, stagnierte nach seiner Verletzung aber in seinen Leistungen. Strahlt mittlerweile wieder die Ruhe eines ganz Großen aus, Barcelonas Stars – Lionel Messi inklusive – verzweifelten an ihm. Trägt gerne grelle Neontrikots, weil er behauptet, die Farbe würde Stürmer dazu verleiten, ihn anzuschießen.
Fernando Torres (28): Hat ein paar finstere Monate hinter sich, weil er zwischen Oktober und März keinen LKW mehr traf. Jene 58,5 Millionen Euro Ablöse, die Chelsea im Januar 2011 an den FC Liverpool bezahlte, belasten den Spanier. Da er erst seit kurzem wieder seinem Job als Torjäger nachgeht (sieben Tore unter Di Matteo), waren zeitweise T-Shirts mit dem Aufdruck „I was there when Torres scored” („Ich war dabei, als Torres traf”) der Renner in London. Allerdings wird am Samstag wohl Drogba starten.