DFB-Team will hoch hinaus - «Schwer kalkulierbar»

Frankfurt/Main (dpa) - Den spannenden Premieren-Flug im «Riesen-Vogel» dürfen Jogi Löw und seine Jungs hoch über den Wolken genießen - in Südafrika aber warten zunächst einmal Anspannung und viel Ungewissheit.
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Bundestrainer Joachim Löw spricht beim Trainingslager in Südtirol zu den Medien.
dpa Bundestrainer Joachim Löw spricht beim Trainingslager in Südtirol zu den Medien.

Frankfurt/Main (dpa) - Den spannenden Premieren-Flug im «Riesen-Vogel» dürfen Jogi Löw und seine Jungs hoch über den Wolken genießen - in Südafrika aber warten zunächst einmal Anspannung und viel Ungewissheit.

Zwar konnten der Bundestrainer und seine 23 Auserwählten eine Menge Hoffnung und die Gewissheit einer bisher guten WM-Vorbereitung mit an Bord des Superfliegers A380 nehmen. Doch erst in einer Woche in Durban zum Auftakt gegen die «Socceroos» aus Australien wird sich zeigen, wie der jüngste deutsche WM-Kader seit 76 Jahren mit dem Extremdruck einer Fußball-Weltmeisterschaft zurechtkommt. «Das ist schwer kalkulierbar», räumte Projektleiter Löw mit Hinweis auf die mutige Zusammenstellung seines Teams ein.

Auf jeden Fall aber hat es der 50-jährige Freiburger vor seiner möglicherweise letzten Dienstreise als oberster deutscher Fußball-Lehrer geschafft, die düsteren Stimmungswolken der vergangenen Monate rund um die Nationalmannschaft zu vertreiben. Die geplatzte Vertragsverlängerung verbunden mit viel Verärgerung, die Endlos- Debatten um den Verzicht auf Torsten Frings und Kevin Kuranyi, der schier unheimliche Verletzungsfluch - all das bleibt zurück. «Wir wollen die guten Sachen mitnehmen und die schlechten zu Hause lassen. Wir fliegen mit einem guten Gefühl nach Südafrika», erklärte WM-Torwart Nummer 1, Manuel Neuer.

Fußball-Deutschland glaubt wieder an sein Lieblingsteam; die Spiellust der Özil, Khedira, Cacau, Podolski & Co. in den Testspielen und vor allem beim jüngsten 3:1 gegen Bosnien-Herzegowina haben die Vorfreude auf eine stimmungsvolle und erfolgreiche WM in Afrika geweckt. Schwarz-rot-goldene Fähnchen gehören schon wieder zum Straßenbild zwischen Flensburg und Garmisch. «Deutschland wird eine wichtige Rolle spielen», verkündete der Stuttgarter Angreifer Cacau mit neuem Selbstbewusstsein.

«Wir haben gut gearbeitet», bemerkte Löw zur über dreiwöchigen WM-Vorbereitung und ergänzte: «Die jungen Spieler waren hoch belastbar. Natürlich sind sie noch nicht ausgereizt.» Und genau dieses Fragezeichen reiste neben fünf Tonnen Gepäck (1,5 Tonnen mehr als üblich) mit dem 60 Personen starken DFB-Tross. Für 7.10 Uhr am 7. Juni hat Flottenchef-Kapitän Jürgen Raps die Ankunft des A380- Jungfernfluges LH 2010 in Johannesburg angekündigt.

«Sicher gibt es noch Gesprächsbedarf, wo waren wir gut, was müssen wir noch verbessern», kündigte Löw für die ersten Tage am Kap weiter intensives Training und auch weitere theoretische Schulungen an. Im Hotel Velmoré Grande nahe Pretoria, dem Stammquartier des DFB, ist nach langen Querelen um Schwarzbauten und Betriebserlaubnis alles gerichtet. «Alles muss perfekt sein», sagte Georg Behlau, Chef des Büros Nationalmannschaft, der das dritte große Turnier nach 2006 und 2008 managt. Bis zum Endspiel ist die Fünf-Sterne-Herberge in der Provinz Gauteng durch den Verband exklusiv gebucht.

Löw, der gegen Australien sein 50. Länderspiel als Bundestrainer erlebt und während des Turniers Rudi Völler (53 Spiele) überholen kann, wird sich zunächst nur am ersten Tag kurz einen Blick auf die besondere Atmosphäre einer afrikanischen WM gönnen. Gleich am Ankunftstag stellt sich das DFB-Team im Super Stadium von Atteridgeville von Pretoria, der Übungsstätte der Deutschen, bei einem öffentlichen Training den Gastgebern vor.

Doch zum Genießen wird Löw wohl nicht kommen. «Da lebe ich ein bisschen in meiner eigenen Welt. Ich versuche, alles um mich herum auszublenden, mich hundertprozentig auf das zu konzentrieren, was für den sportlichen Erfolg notwendig ist», beschrieb der Bundestrainer seine Anspannung kurz vor WM-Start.

«Ich denke, dass wir die Tage noch nützen müssen», erklärte Miroslav Klose, derzeit Sorgenkind Nummer 1. Der weiter um seine Form ringende Stürmer bleibt zwar kämpferisch, räumte erstmals aber eine Fehleinschätzung ein. «Ich muss zugeben, dass ich die Situation unterschätzt habe», sagte der WM-Torschützenkönig von 2006 der «Bild»-Zeitung. Den Weg vom frustrierten Reservisten beim FC Bayern zum Nationalkicker in Top-Verfassung hatte er sich «leichter» vorgestellt.

Für Löw ist Klose weiter erste Wahl für das erste WM-Gruppenspiel am kommenden Sonntag gegen Australien, auch wenn Cacau mit einer starken Vorbereitung Ansprüche auf die Position im Angriff angemeldet hat. «Ich denke nicht, dass sich etwas geändert hat», hatte Klose nach dem Test gegen Bosnien-Herzegowina gesagt. «Miro braucht noch ein paar gute Einheiten. Da werden wir die nächsten Tage nutzen», betonte der Bundestrainer.

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