DFB-Team: Die Gegner tragen Weiß
Aserbaidschan? Da geht es weniger um die Höhe des Sieges als um die knifflige Frage: Wer spielt sich in Löws WM-Kader? Das wird ein Kampf .
HANNOVER Urlaubsberater – klingt nach einem netten Job. Vor allem, wenn es nur ein lukrativer Nebenjob ist und man lediglich seinen Namen dafür hergibt. Joachim Löw, im Hauptberuf Bundestrainer, mimt beim in Hannover ansässigen Touristikunternehmen Tui als Testimonial den Urlauber. Im TV-Spot, gedreht auf Kreta, springt er ins Meer, hängt in der Hängematte ab und lässt den Bundestrainer einen guten Mann sein. Slogan: „Sie haben es sich verdient.“
Etwas vorgegriffen. Längst ist das Ticket für Südafrika, das Reiseziel des Sommer 2010, noch nicht in der Tasche. Kreta, Südafrika? Die Wahrheit lautet: Aserbaidschan, Russland, Finnland. Das sind die drei letzten Gegner in der WM-Qualifikation, nur mit mindestens sieben Punkten gelingt die direkte Teilnahme ohne den nervenaufreibenden Umweg über die Play-offs im November.
Löw, das steht fest, wird sicher dabei sein, wenn die DFB-Elf sich qualifiziert, dann wird im Spätherbst sein Vertrag bis 2012 verlängert. Doch was ist mit seinem Personal? Längst nicht alle Spieler, die sich in der 14-monatigen Qualifikation mit insgesamt zehn Partien bewähren, erhalten die Zusage für einen der 23 Plätze im Südafrika-Kader.
Die Vielfalt ist größer geworden beim DFB, der Konkurrenzkampf auch. „Ich habe mehr Alternativen, besonders die U21-Europameister bieten sich an“, sagt Löw. An der Spitze: Mesut Özil, der neue Spielmacher. „Es kann sein, dass die U21-Europameister irgendwann einen Großteil der A-Elf stellen“, sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, auch wenn es „vier bis sechs Jahre dauert, bis solche Jahrgänge stabil auf Topniveau ankommen“. Jetzt ist es an den etablierten Spielern, sich gegen die Neuen durchzusetzen. Aserbaidschan wird sicher besiegt. Die wahren Gegner für alle Möchtegern-WM-Spieler tragen heute Weiß: Es sind die Mitspieler im DFB-Trikot.
Eine Übersicht über den Konkurrenzkampf:
Die Torhüter
Enke, Adler, Neuer und Wiese – das sind die vier, auf die sich das Trainerteam festgelegt hat. Einer muss 2010 zu Hause bleiben. Ob es ausgerechnet Neuer sein wird, mit 23 der Jüngste und von vielen als der Mann der Zukunft bezeichnet? Eher unwahrscheinlich.
Die Abwehr
Metzelder und Huth, bei der WM 2006 noch feste Größen, sind out, Lahm und Mertesacker gesetzt. Zum Stamm zählen auch die routinierten Friedrich und Westermann. Tasci und Schäfer werden herangeführt. Kann aber sein, dass sie von der U21-Verteidigung noch überholt werden: Von Beck, Boateng, Hummels, Schwaab - und bald auch von Bayerns Shooting-Star Holger Badstuber (20 Jahre/zwei U21-Einsätze)?
Das Mittelfeld
Hier hat Löw den Bremer Oldie Frings (32) aussortiert, unter Kapitän Ballack zählen Schweinsteiger, Hitzlsperger, Trochowski und Rolfes zu den Arrivierten. Aber die U21-Helden sind längst mittendrin: Özil, Khedira und Marin. Die nächsten Aufrücker-Kandidaten: Ex-Löwe Gebhardt (VfB Stuttgart), der von Bayern an Leverkusen ausgeliehene Kroos sowie Rudy und Reinartz.
Die Stürmer
Gomez, Klose, Podolski, der eingebürgerte Cacau – da ist momentan nicht mal Platz für Top-Torjäger Kießling. Helmes ist verletzt, Kuranyi ausgemustert. Talente? Wenige. Stuttgarts Schieber und ein Müller. Bayerns Thomas Müller. Für wen heißt es im Mai 2010: Südafrika - du hast es dir verdient? Löw wird gegen Aserbaidschan genau hinschauen.
Patrick Strasser