DFB-Skandal: Die 6,7 Millionen gingen nicht an die FIFA!
Zürich – Bereits kurz nach der mittlerweile legendären Pressekonferenz von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte sich der derzeit suspendierte FIFA-Präsident Sepp Blatter zu Wort gemeldet und Niersbachs Erläuterungen als falsch eingestuft. Niersbach hatte unter Berufung auf Informationen von Franz Beckenbauer behauptet, dass der DFB die ominösen 6,7 Millionen Euro an die Finanzkommission der FIFA zahlen musste, um einen Kredit über 170 Millionen Euro zu erhalten.
Dieser Darstellung widerspricht nun die amerikanische Kanzlei Quinn Emanuel. Die Kanzlei, die als eine der angesehensten und größten der Welt gilt und sich primär mit Wirtschaftsfällen beschäftigt, wurde von der FIFA mit der Untersuchung der vom DFB geschilderten Vorgänge beauftragt.
Das Konto, auf das die Millionen geflossen sein sollen, existiert gar nicht
Wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf Recherchen der Kanzlei berichtet, sollen die 6,7 Millionen niemals auf einem Konto der FIFA eingegangen sein. Die Darstellung des DFB sei zudem unglaubwürdig, da die Finanzkommission der FIFA, an die das Geld angeblich floss, überhaupt keine eigenen Konten besitze. Eine Auszahlung direkt an die Kommission sei also rein technisch schon gar nicht möglich gewesen.
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Wohin das Geld, das der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus dem DFB auf Bitten von Franz Beckenbauer geliehen hatte, tatsächlich geflossen ist, ist daher nach wie vor unklar.
6,7 Millionen Euro Schmiergeld für Blatter-Wiederwahl?
Laut Bild-Zeitung steht der Verdacht im Raum, dass das Geld an einen der Chefs der Finanzkommission überwiesen wurde, um damit Stimmen für Sepp Blatters Wiederwahl als FIFA-Präsident zu kaufen. Demnach könnten entweder der Katarer Mohamed bin Hammam oder der Argentinier Julio Grondona mit den Millionen geschmiert worden sein.
Immerhin konnten die Anwälte von Quinn Emanuel offenbar aufklären, wie es später mit dem Geld weiterging: Im Jahr 2005 überwies der DFB 6,7 Millionen Euro an die FIFA. Diese Summe wurde dann noch am selben Tag auf das Privatkonto von Louis-Dreyfus weitergeleitet. Zumindest dieser Teil von Niersbachs Darstellung konnte damit durch die Wirtschaftsprüfer belegt werden.
Doch während der Rückfluss des Geldes an Louis-Dreyfus damit wohl als gesichert gelten dürfte, ist der ursprüngliche Einsatz-Zweck des Millionenkredits nach der anwaltlichen Prüfung mysteriöser als je zuvor.