DFB: Schöne Aussichten für 2015

Das Länderspieljahr ist für die DFB-Elf vorüber - mit einem würdigen Abschluss gegen Spanien. Löw freut sich auf eine „verdiente Pause“
von  Patrick Strasser

Vigo - Die Liste ist imposant: Argentinien, Brasilien, Chile, dazu Frankreich, Portugal, England und nun auch noch Spanien, die zwischen 2008 und 2013 stilprägende Vorbild-Mannschaft. All diese großen Fußballnationen hat die deutsche Nationalelf innerhalb von 13 Monaten besiegt, nimmt man das 1:1 vom November 2013 in Mailand dazu, hielt man sich auch gegen Italien schadlos. Doch die Italiener sind ohnehin kein Maßstab mehr.

Das improvisierte, und gerade deshalb sehr respektable 1:0 im Dauerregen von Vigo war ein würdiger Abschluss des Vier-Sterne-Jahres für den DFB. „2014 geht für uns Freude zu Ende“, sagte Joachim Löw, frisch mit einem Handtuch abgerubbelt. Der späte Weitschusstreffer von Toni Kroos im „Estadio Balaídos“ bildete die feine Pointe des Weltmeisterjahres. Und damit keiner von einem zu freundschaftlichen Freundschaftsspiel sprechen konnte, betonte der Bundestrainer: „Deutschland und Spanien sind die Nationen, die in den letzten Jahren den Weltfußball mit den Nationalmannschaften dominiert haben. Von daher war es ein Prestige-Duell, ich bin sehr, sehr zufrieden.“ Nicht allein deshalb, weil es nach dem schwierigen Herbst mit zwei Niederlagen (im Test gegen Argentinien sowie in der EM-Qualifikation in Polen) und zähen Auftritten (gegen Irland und Gibraltar) an der Zeit war, ein Statement zu setzen nach dem Motto: Hallo Welt, wir sind der Weltmeister.

„Bei der WM haben wir alle hinter uns gelassen, die Qualifikation lief dagegen bisher schleppend“, sagte Löw, „daher war es mein Wunsch, dass wir uns hier trotz aller Ausfälle noch einmal bündeln und sammeln, dass wir Bereitschaft zeigen, Biss und Motivation. Das ist eine gute Vorlage fürs nächste Jahr und hilft uns weiter.“ Für die nächsten Aufgaben im Zwischenjahr vor der EM.

Der taktische Fortschritt: „Unsere Mannschaft hat es taktisch hervorragend hinbekommen. Wir waren sehr gut organisiert“, lobte Löw, der auch in Spanien mit einer Dreierkette in der Abwehr experimentierte. Diese Formation, angelehnt an das 3-4-2-1-System des FC Bayern (das in der Rückwärtsbewegung schnell zum 5-2-2-1 wird) soll die Zukunft sein. Und eine Viererkette mit vier gelernten Innenverteidigern wie bei der WM die Ausnahme. Nach der Pause dominierte man mit klugem Ballbesitzfußball teilweise sogar und bescherte den Spaniern die erste Heimschlappe seit 2006.

Die Entwicklung der Jungen: Nach den Rücktritten von Lahm, Klose und Mertesacker haben Antonio Rüdiger, Sebastian Rudy und Erik Durm den nächsten Schritt gemacht. Bei Matthias Ginter, Kevin Volland und Max Kruse muss man die Entwicklung abwarten.

Mehr als vier Monate vergehen nun ohne Länderspiel, erst am 25. März testet die Nationalelf in Kaiserslautern gegen Australien, vier Tage später geht es in Georgien wieder um Punkte für Frankreich 2016. Zuvor steht der pure Genuss auf dem Programm, vor allem für Löw. „Es wird eine verdiente Pause einkehren“, sagte er. Ehrungen, Einladungen, etwa zu „Menschen des Jahres“ im ZDF, ein Leben auf dem roten Teppich. Verdient ist verdient.
Schöne Aussichten.

In Vigo wurde Löw dann noch gefragt, wer seiner Meinung nach Weltfußballer werde. Löw: „Ich glaube, dass es eine enge Geschichte wird. Aber ich denke, es wird einer von den Deutschen sein.“ Einer der Seinen, klar. Aber wer? Da darf er sich natürlich nicht festlegen. Beinahe sicher: Auf der Fifa-Gala am 15. Januar in Zürich dürfte er selbst seinen persönlichen Olymp erfahren: als Welttrainer.

 

 

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