DFB-Remis gegen Spanien: Charaktertest bestanden!

Die DFB-Elf erkämpft sich ein verdientes 1:1 gegen Spanien. Dank Costa Ricas Sieg gegen Japan hat Deutschland nun ein weiteres Endspiel. Torschütze Füllkrug: "Gehen mit gutem Gefühl ins nächste Spiel."
von  Patrick Strasser
Alle lieben Lücke! Niclas Füllkrug rettet gegen Spanien mit seinem erlösenden Tor (kl. Foto) zum 1:1 die nach der Japan-Pleite angeknackste Ehre der deutschen Nationalmannschaft.
Alle lieben Lücke! Niclas Füllkrug rettet gegen Spanien mit seinem erlösenden Tor (kl. Foto) zum 1:1 die nach der Japan-Pleite angeknackste Ehre der deutschen Nationalmannschaft. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Am ersten Advent erhält man selten Präsente – in noch selteneren Fällen aus Costa Rica. Das 1:0 der Lateinamerikaner am Nachmittag des zweiten WM-Gruppenspieltages gegen Japan war "MagentaTV"-Experte Michael Ballack "ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die deutsche Mannschaft". Das musste dann am Abend im Stadion Al Bayt noch ausgepackt werden.

Gegen Angstgegner Spanien, seit fünf Pflichtspielen für die DFB-Auswahl unbezwingbar, schaffte die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick dank Joker Niclas Füllkrug ein 1:1.
Der Matchwinner sagte im ZDF: "Wir wollten unbedingt dieses Spiel ziehen. Es ist wichtig, einen Punkt geholt zu haben, auch fürs Gefühl. Jetzt haben wir die Möglichkeit, in die nächste Runde zu kommen. Wir gehen mit einem guten Gefühl ins nächste Spiel und hoffen, dass alles gut ausgeht."

Deutschland muss gegen Costa Rica gewinnen

Auch wenn das DFB-Team mit einer Niederlage nicht ausgeschieden wäre – so verbesserte man die Ausgangsposition erheblich. Man konnte einen Tiefpunkt verhindern, denn: Noch nie in der WM-Geschichte hat die deutsche Nationalelf drei Partien hintereinander verloren.

Nun muss am letzten Spieltag am Donnerstag, wenn das DFB-Team – selber Ort, selbe Uhrzeit – auf Costa Rica trifft: Deutschland in jedem Fall gewinnen und wäre weiter, wenn Japan gegen Spanien verliert. Holt Japan einen Punkt, kommt es auf die Tordifferenz an. Gewinnt Japan, wird die Torausbeute mit den dann punktgleichen Spaniern (aktuell plus 7) verglichen. Schwierig.

Kehrer und Goretzka rutschen in die Startelf

Vor Anpfiff hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf frohlockt: "Das ist natürlich enorm, dass wir das Weiterkommen jetzt eigentlich wieder in der eigenen Hand haben. Ich glaube, dass das nochmal eine Extra-Portion Motivation für die Mannschaft war." Wenn es das nach der verheerenden 1:2-Auftaktpleite gegen Japan überhaupt gebraucht hätte.

Flick veränderte die Startelf auf zwei Positionen: Anstelle von Nico Schlotterbeck und Kai Havertz kamen Thilo Kehrer (erster Einsatz bei dieser WM) und Leon Goretzka rein. Ilkay Gündogan rückte auf die Zehner-Position, Thomas Müller ganz nach vorne als Neuner. "Wir wollen Stabilität im Mittelfeld haben", erklärte Flick seine Wechsel und sagte: "Leon und Joshua spielen das auch bei Bayern. Ich hoffe, dass wir die Mitte zubekommen."

Rüdiger-Treffer vom VAR aberkannt

Spanien mit mehr Ballbesitz, mit feinen Passfolgen, dem saubereren, klareren Spiel. Das DFB-Team, mit Wut und Mut. Die beste Chance der ersten Halbzeit hatten die Spanier in Person Dani Olmo (RB Leipzig), von dessen Schuss DFB-Kapitän Manuel Neuer mit einer Hand an die Latte patschte (7.) – puh! Ab der 30. Minute konnte man Nervosität erkennen, plötzlich flipperte der Ball zwischen all den Weltklassespielern. Ging ja um was.

Und dann um Zentimeter. Antonio Rüdiger köpfte einen Kimmich-Freistoß von rechts völlig frei und voller Wucht ins rechte Eck (40.), ein kollektiver Jubel der Erleichterung bis sich der VAR meldete, der Doha Keller: Abseits, und das nicht mal knapp. Ein psychologischer Rückschlag fürs DFB-Team? Erstmal nicht. Torlos zur Pause.

Füllkrug dürfte gegen Costa Rica von Beginn an stürmen

Bis auf die Tribünen (deutlich mehr Fans pro Spanien) konnte man den gegenseitigen Respekt spüren und die beidseitige Sorge vor einem Gegentor. Ein Schachspiel in der Wüste, Anspannung im klimatisierten Stadion. Chancen ergaben sich nur durch Fehler im Spielaufbau. Die Spanier luden ein, Kimmich prüfte Torhüter Unai Simon (57.).
Und dann schaltete Süle diese eine Sekunde zu spät, als Jordi Alba von links ins Zentrum passte und Morata vor Süle mit der Fußspitze hoch ins kurze Eck vollendete – das 0:1 (62.). Die DFB-Auswahl mit einem Fuß im Flieger nach Hause.

Flick reagierte mit einem Dreierwechsel, brachte Leroy Sané, Lukas Klostermann und Niclas Füllkrug. Der Bremer traf in seinem dritten Länderspiel nach Pass von Sané und Vorlage von Musiala, dem er im Grunde den Ball vom Fuß nahm, mit Wucht und Willen ins lange Eck (83.).
Der spätberufene Füllkrug (29) dürfte gegen Costa Rica von Beginn an spielen.

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