DFB-Pokalfinale: Eintracht Frankfurt nimmt die Rolle des Außenseiters an
Als schlechteste Rückrunden-Mannschaft ins Pokalfinale: Eintracht Frankfurt kann ein äußert durchwachsenes Halbjahr in Berlin vergessen machen und träumt vom Coup gegen den Favoriten.
Frankfurt/Main - Fredi Bobics Terminkalender ist randvoll. Auf dem Schreibtisch des Sportvorstandes von Eintracht Frankfurt in der WM-Arena stapeln sich die Interview-Anfragen, im Halbstundentakt muss der frühere Nationalspieler erklären, wie es das schlechteste Rückrunden-Team der Fußball-Bundesliga ins Pokalfinale schaffen konnte.
Und, ob der große Favorit Borussia Dortmund am Samstag (20 Uhr/Sky und ARD) im Berliner Olympiastadion überhaupt geschlagen werden kann.
Bobic grinst. "Es ist doch immer das Gleiche - das Gequatsche vor dem Finale ist immer groß, jeder weiß, wie es ausgeht", sagte der 45-Jährige: "Aber keiner weiß es wirklich. Wir haben den BVB in der Hinrunde geschlagen, und in der Rückrunde waren wir in Dortmund nicht weit weg von einem Unentschieden. Die Tagesform wird entscheidend sein - und, wer diesen Pokal am Ende mehr möchte."
Daran, dass sich in Hessen eine ganze Metropolregion nach dem Titel sehnt, besteht kein Zweifel. Der letzte von insgesamt vier Pokalsiegen liegt 29 Jahre zurück, vor elf Jahren verlor die Eintracht das Finale gegen Rekordmeister Bayern München denkbar knapp (0:1).
"Mal ein anderes Endspiel"
Kapitän Alexander Meier und der nach seiner Krebserkrankung zurückgekehrte Marco Russ waren damals schon dabei. "Ein Pokalfinale ist für uns nichts Alltägliches. Das schafft Eintracht Frankfurt vielleicht alle zehn bis 15 Jahre einmal", sagte Bobic, der den Pokal als Profi 1997 mit dem VfB Stuttgart gewonnen hatte: "Und ich glaube, viele Fußballfans in Deutschland freuen sich auch, dass es mal ein anderes Endspiel gibt als Bayern München gegen Borussia Dortmund."
Viel deutlicher als beim zum deutschen Klassiker gewordenen Duell der Branchenführer tritt in diesem Jahr ein Team als Favorit an. "Man muss nur auf den Kader und die Qualität in der Offensive schauen", sagte Bobic: "Wir sind der krasse Außenseiter. Aber trotzdem ist es wie in der Bundesliga - wie viele Spiele haben wir gehabt, wo vorher alle falsch getippt haben."
"Unfassbares Verletzungspech"
Vor allem aber gab es in diesem Jahr elf (von 18) Ligaspiele, die Frankfurt verloren hat - teils nach erschreckend schwacher Leistung. Nach Abschluss der Hinrunde lag das Team von Trainer Niko Kovac, der die Eintracht im vergangenen Jahr vor dem Abstieg bewahrt hat, noch auf einem Europacupplatz.
"Das hatte sicherlich auch seine Gründe. Wir hatten zwischenzeitlich unfassbares Verletzungspech und haben manchmal einfach unter unseren Möglichkeiten gespielt - genauso, wie wir in der Hinrunde über unseren Möglichkeiten gespielt haben", sagte Bobic: "Das ist aber eine ganz normale Geschichte. Wir sind Eintracht Frankfurt. Dieses Selbstverständnis haben wir noch nicht, dass wir sagen: 'Wir rocken jetzt die Liga'."
In Berlin will das Kovac-Team dennoch "rocken" - weit mehr als 20.000 Fans werden sich dafür auf den Weg in die Hauptstadt machen. Die, die keine Karte haben, feiern beim offiziellen Fanfest am Alexanderplatz. Wahrscheinlich bis tief in die Nacht. Und hoffentlich friedlich.