DFB-Elf: Zweimal gewonnen, viel verloren

Trotz der maximalen Punktausbeute läuft einiges schief beim DFB-Team seit der EM. Die AZ zeigt auf, was besser werden muss.
Patrick Strasser |
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Auch nicht immer auf der Höhe: Philipp Lahm.
dpa Auch nicht immer auf der Höhe: Philipp Lahm.

Thomas Müller nahm den Gedanken-Fluchtweg. Machen Spieler gerne, wenn Kritik aufkommt angesichts ihrer mangelhaften Leistung. Dann rechtfertigen Punkte alles. So also war es am Dienstagabend auch. „Wir haben 2:1 gewonnen, das lasse ich mir von keinem kaputt machen“, sagte der Bayern-Profi, „es ist mir lieber, dass wir so gewinnen, als mit zehn Übersteigern zu verlieren.“
Grundsätzlich: ja. Doch nach einem musikalisch missratenen Konzert sagen Musiker einer Band auch nicht: Wir haben doch alle Songs gespielt - was wollt ihr?
Um so erfreulicher, dass Bundestrainer Joachim Löw realistischer mit dem 2:1 seiner Nationalelf im WM-Qualifikationsspiel in Wien gegen Österreich umging.
„Wir waren cleverer", sagte er. Das war es dann auch schon. Der Bundestrainer wusste, wie der 12. Mann hieß: Dusel. „Wir hatten in manchen Situationen Glück. Die Österreicher hätten das 2:2 erzielen müssen“, fügte Löw hinzu. Doch die Zielvorgabe, der Anspruch lautet: Überzeugend gewinnen, dem Gegner das Spiel aufzwingen - wenn schon nicht gegen Spanien oder EM-Spaßverderber Italien, dann wenigstens gegen Österreich, den 49. der Fifa-Weltrangliste.
Nach dem ersten Doppelspieltag der Qualifikation für die WM in Brasilien 2014 steht auf der Habenseite: 3:0 gegen Färöer, 2:1 in Wien. Sechs Punkte, 5:1 Tore. Zwei Mal gewonnen, viel verloren.
Die AZ zeigt auf, worin sich die DFB-Elf seit dem Euro-Aus verschlechtert hat.

Die (Selbst-)sicherheit: Mit einem Schlag, dem Doppelpack von Italiens Balotelli im EM-Halbfinale, hat die Nationalelf Souveränität und Selbstverständlichkeit verloren. Wisch und weg. Erstmals in Löws Amtszeit scheint sein Team zu stagnieren, fundamentale Dinge gingen verloren. Fall A: Gegen einen spielerisch limitierten Gegner wie die Färöer, die nur verteidigen, ist man nicht in der Lage, dominant und torreich aufzutreten wie noch in der Quali zur EM 2012. Fall B: Einen attackierenden Gegner wie Österreich kann man nicht mehr überrollen wie bei der WM 2010. „Der Gegner hat früh Druck gemacht. Damit sind wir überhaupt nicht klargekommen“, bilanzierte Kapitän Lahm.

Das neue Spielsystem: Gegenpressing à la Dortmund predigt Löw, doch in Wien gerieten Mittelfeld und Abwehr derart unter Druck, dass planlose lange Bälle nach vorne geschlagen wurden. Der Bundestrainer tobte an der Seitenlinie und gab hinterher zu: „Eine Woche reicht nicht, um das zu lernen. Dafür brauchen wir Monate.“

Die Abwehr: Fehlpässe, Stellungsfehler, leichtsinnige Rückpässe zu Torhüter Neuer. In der EM-Vorrunde noch Trumpf, wirkt die Defensive nun fahrig, Linksverteidiger Marcel Schmelzer hat kein Nationalelf-Niveau. Pech, dass die beiden besten Linksverteidiger der Liga (Alaba, Fuchs) Österreicher sind. „Wir haben nicht so viele Alternativen“, sagte Löw über den wunden Punkt, „wir müssen mit Marcel weiter arbeiten.“ Als spräche ein Vater resignierend von den schulischen Mängel seines Sohnes. Die nächsten Prüfungen: Irland und Schweden im Oktober. Der Schwierigkeitsgrad steigt.

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