DFB-Elf vor dem WM-Gruppenfinale: Bloß kein zweites Südkorea

Wird Costa Rica für die DFB-Truppe bei dieser WM der finale Stolperstein, wie die Asiaten vor vier Jahren? Oder schafft es die Mannschaft ins Achtelfinale? "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Bundestrainer Flick.
von  Patrick Strasser
Die Deutsche Nationalmannschaft nach ihrem Spiel gegen Spanien.
Die Deutsche Nationalmannschaft nach ihrem Spiel gegen Spanien. © IMAGO/ULMER

Das kann sein. Natürlich. Und: Man wird ja auch mal fragen dürfen!

Bundestrainer Hansi Flick freut sich auf die Heim-EM

Ob er denn von sich aus ausschließen könne, dass das dritte Gruppenspiel dieser WM in Katar gegen Costa Rica (20 Uhr, ARD und Magenta TV sowie im AZ-Liveticker) schon sein letztes Match als Bundestrainer sein könne, wurde Hansi Flick bei der Pressekonferenz in Doha gefragt. "Ja, ich kann's bestätigen von meiner Seite aus", sagte der 57-Jährige: "Ich weiß nie, was kommt. Aber ich habe Vertrag bis 2024 und freue mich auf die Heim-EM. Aber das ist noch lange hin."

Deutschland gegen Costa Rica: Siegen oder fliegen?

Eben - weit weg. In seinem 19. Spiel seit dem Amtsantritt am 1. August 2021 herrscht Druck wie in noch keiner Partie zuvor. Siegen oder fliegen? Das Problem an der kniffligen Gruppenkonstellation mit dem Parallelspiel zwischen Japan und Spanien: Man kann auch siegen - und trotzdem heimfliegen am Freitag. Wenn Japan gewinnt und so auf sechs Punkte kommt, die Spanier aber dank ihres 7:0 gegen Costa Rica und der Tordifferenz (aktuell plus sieben) gegenüber dem DFB-Team (minus eins) im Vorteil sind.

Ein sicheres Weiterkommen könnten die Deutschen mit einem 8:0-Kantersieg oder höher sicherstellen. "Wir wollen das Spiel möglichst schnell klarmachen, um auch auf den anderen Platz Druck auszuüben", meinte Flick: "Es wäre sehr vermessen und respektlos gegenüber Costa Rica, wenn wir davon ausgehen, dass wir acht Tore schießen."

Abhängig vom Spanien-Spiel: Gefährliche Situation

Denn - und das macht die Situation so gefährlich: Costa Rica kommt wiederum mit einem Punkt weiter, wenn Japan gegen Spanien verliert - was nicht so unrealistisch klingt. Beim DFB geht die Angst um, wie 2018 in Russland erneut in der Vorrunde zu scheitern. 

Wir blicken viereinhalb Jahre zurück

Vor viereinhalb Jahren verlief die Vorrunde ähnlich, was die Gefühlswelt betrifft, jedoch punktemäßig ganz anders: Zum Start die 0:1-Pleite gegen Mexiko, die viel derber hätte ausfallen können. Dann das 2:1 gegen Schweden mit dem Last-Minute-Freistoß von Toni Kroos. Die plötzlich ausgelöste Euphorie wandelte sich durch das mehr als überraschende 0:2 gegen Südkorea in depressive Schockstarre.

Abgang nach der Blamage: Bei der WM 2018 scheitern Joshua Kimmich & Co. bereits in der Vorrunde an Südkorea
Abgang nach der Blamage: Bei der WM 2018 scheitern Joshua Kimmich & Co. bereits in der Vorrunde an Südkorea © picture alliance/dpa

Und nun? Ist die Euphorie nach nur einem Pünktchen aus zwei Spielen nicht ganz so groß wie 2018, der Druck aber höher. Wenigstens hat der Treffer durch Niclas Füllkrug zum 1:1 gegen Spanien für Erleichterung gesorgt, ein Lebenszeichen gesendet.

Die DFB hat es nicht selbst in der Hand

"Wir haben es nicht mehr ganz in unserer eigenen Hand", sagte Flick und versuchte, Selbstsicherheit auszustrahlen: "Ich bin ein Trainer, der positiv denkt. Druck verspüre ich überhaupt nicht. Auch nicht nach dem Spiel gegen Japan. Ich bin davon überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind. Es ist in unserer Verantwortung, eine Top-Leistung zu bringen."

Das sagt Lothar Matthäus

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, ein enger Freund von Flick, sagte in "Sport Bild": "Unsere Chance weiter zu kommen, ist wesentlich größer, als die Gefahr auszuscheiden. Sie haben jetzt ein gutes Spiel gemacht, sich gesteigert und verdient einen Punkt geholt. Wir haben Spieler, die 2018 nicht dabei waren, der Bundestrainer heißt Hansi Flick und nicht Jogi Löw. Und Costa Rica ist nicht so stark wie Südkorea."

Spielt Füllkrug von Beginn an?

Wird Knipser Füllkrug, der Retter gegen Spanien, diesmal von Beginn an auf Torejagd gehen dürfen? Gar anstelle von Thomas Müller, weil Flick ("Wir finden, es hat gut funktioniert") wohl erneut auf sein Dreier-Mittelfeld mit Kimmich, Goretzka und Gündogan setzt? "Netter Versuch", antwortete der Bundestrainer und meinte zur Frage, ob denn der nach seiner Einwechslung stark aufspielende Leroy Sané beginnen dürfe: "Auch ein netter Versuch."

Das Nadelöhr dieser WM

Das Spiel gegen Costa Rica wird für Flick und sein Team zum Nadelöhr dieses Turniers. Beim Erreichen der K.o.-Runde (mögliche Gegner Kroatien, Marokko oder Belgien) beginnt die WM von null. Und der bleierne Rucksack des drohenden Vorrunden-Aus wäre abgelegt. Eine Wiederholung der Peinlichkeit von 2018 würde allerdings noch schwerer wiegen. Also: Bloß kein zweites Südkorea!

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