DFB-Elf: Raus aus dem Sumpf

Wie das DFB-Team die Turnier-Niederlagen von 2006 bis 2010 verarbeitet hat – und welche Lehren sie aus dem bitteren Aus gegen Italien ziehen müssen
Patrick Strasser |
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Die Enttäuschung ist Phillip Lahm ins Gesicht geschrieben, bei Thomas Müller fließen die Tränen, Mario Gomez ist entsetzt: Nach dem EM-Aus gegen Italien können's Jogis Jungs nicht fassen.
Andreas Gebert, dpa Die Enttäuschung ist Phillip Lahm ins Gesicht geschrieben, bei Thomas Müller fließen die Tränen, Mario Gomez ist entsetzt: Nach dem EM-Aus gegen Italien können's Jogis Jungs nicht fassen.

Das Scheitern als Chance: Wie das DFB-Team die Turnier-Niederlagen von 2006 bis 2010 verarbeitet hat – und welche Lehren sie nun aus dem bitteren Aus gegen Italien ziehen müssen

Warscahu - Philipp Lahm bemühte sich um sinnvolle Worte. Und in seinem Statement zur Halbfinal-Pleite gegen die Italiener steckte alles drin, was ein Kapitän sagen muss: Emotionen, eine kurze Analyse, eine ehrliche Selbstanklage, ein Fazit der Mannschaftsleistung und des Turniers, schließlich ein Ausblick auf das, was kommen könnte. Wenn, ja wenn.

„Die Niederlage ist sehr bitter. Dumme Fehler haben zu den Gegentoren geführt. Das darf nicht passieren”, sagte Lahm. „In der zweiten Halbzeit haben wir alles versucht, aber unser Tor fiel zu spät. Wenn ich kurz nach der Pause meine Riesenchance nutze, haben wir noch die Möglichkeit zum Ausgleich oder sogar zu gewinnen.”

Die Worte von Bastian Schweinsteiger waren knapper. Er fasste den Schock so zusammen: „Wir haben uns mehr erhofft, deshalb sind wir enttäuscht. Aber es ist, wie es ist, und es geht weiter.” Aber wie? Und was lernt man daraus? Das Bittere war nicht die Unterlegenheit in dieser Partie, sondern der fehlende Zugriff auf eigene Stärken. Sie wollten, aber konnten nicht.

„Wir haben so viel Potenzial in der Mannschaft”, resümierte Lahm, „aber wer es nicht zur rechten Zeit abruft oder clever genug ist, der verliert so ein Spiel.” Bis zur Perfektion haben es die Italiener beim 2:1 vorgemacht, wie man mit limitierteren Mitteln maximalen Erfolg haben kann.

Lahm und Schweinsteiger haben es nun schon vier Mal mitgemacht. Den Weg von der Hoffnung zur Euphorie bis zum Dämpfer – und zurück auf Anfang. Aus diesem Kreislauf wollen Kapitän und Vizekapitän entkommen. Die Devise für die WM 2014 in Brasilien muss lauten: Raus aus dem Sumpf. Die AZ zeigt, was Trainer Joachim Löw und seine Mannschaft aus dem jeweiligen Scheitern der letzten vier Turniere lernen kann:

Dortmund 2006: Im Halbfinale der Sommermärchen-WM war Schluss gegen Italien – 0:2. Die Azzurri zockten die Klinsmann-Elf in der Verlängerung ab. Das Team lernte, dass Adrenalin und Emotionen nicht immer der beste Ratgeber im Spiel sind. Löw löste Klinsmann ab, fortan wurde an der Entwicklung eines Spielsystems gearbeitet.

Wien 2008: Bei der EM erreichte man das Finale, teils zittrig (Vorrunde), teils ungestüm-kraftvoll (3:2 gegen die Türkei). Im Finale erhielten sie ihre erste spanische Lektion. Torres traf zum 1:0. Eine Lehrstunde in Effizienz.

Durban 2010: Wieder ging es gegen die Spanier, diesmal im WM-Halbfinale. Zuvor hatte die Löw-Elf England und Argentinien mit furiosem Spiel zerlegt, nun hieß die Überschrift der iberischen Unterrichtseinheit: Die Kleinigkeiten entscheiden, Überraschung ist die beste Waffe. Die Kurpass-Könige schlugen per Standard zu. Ecke, Kopfball Puyol, Tor – 0:1. Aus.

Warschau 2012: Wieder ein Halbfinale, wieder Italien. Sie lehrten der DFB-Elf, wie man sich als Team gegen alle Widrigkeiten auflehnen kann, wie man eigene Stärken eiskalt gegen Schwächen des Gegners einsetzt. Wenn die Deutschen alle Lektionen gelernt haben, könnte der fünfte Anlauf 2014 tatsächlich zum Titel führen.

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