DFB-Elf: Lahmsteiger? Klappt!

Stuttgart - Sie waren nur zu sechst. Und das war das Problem. Mit Neuer, Boateng, Lahm, Kroos, Schweinsteiger und Götze standen sechs Seriensiegerbayern in der Startelf von Joachim Löw im WM-Test gestern Abend gegen Chile. Zu wenig.
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Es fehlten in Stuttgart also: ein passabler Rafinha für hinten rechts (es spielte Großkreutz), ein veritabler Alaba für hinten links (bis zur Verletzung Jansen, dann Schmelzer), ein Dante für die in der zweiten Halbzeit massiv schwimmende Innenverteidigung (Mertesacker), weiter vorne Thiago (Özil) sowie ein Torjäger wie Mandzukic (Klose).
Und so stellte die Nationalelf, diese Sechs-Elftel-Bayern, im Härtefall-Test gegen die starken Chilenen fest, wie schwer das Länderspiel-Leben so sein kann. Der Bundestrainer haderte und haderte.
Das Herz der Löw-Elf jedoch funktionierte noch am besten 99 Tage vor Beginn der WM in Brasilien. Lahm, Schweinsteiger und Kroos bildeten das bajuwarische Mittelfeld-Dreieck, in dem viele Angriffe der Südamerikaner versumpften. Gleichzeitig kurbelten vor allem Lahm und Schweinsteiger das Spiel von hinten heraus nach vorne an. Lahm war überall. Rettete mal auf der Linie, hielt dann wieder eine Seitenlinien-Konferenz mit Löw ab.
Und Schweinsteiger? Es war für den 29-Jährigen Länderspiel Nummer 101 (noch zwei bis Franz Beckenbauer!) – eines seiner besseren. Man merkte dem Vizekapitän an, dass er sich präsentieren, sich dem Trainer den Kollegen und den Fans beweisen wollte: Ich bin wieder da!
Laufstark und lautstark - auch wenn ihm gegen Ende der Partie die Kräfte und damit die ordnende Hand fehlten. Aber Fitness lässt sich ja aufbauen. Löw muss wenigstens darüber erleichtert gewesen sein, denn das Zentrum des Spiels ist seine größte Sorge. Ilkay Gündogan und Sami Khedira dürften bis zur WM nicht fit werden – und wenn dann nicht zu 100 Prozent. Bleiben noch die Bender-Zwillinge, ebenfalls häufig verletzt. Und eben das Bayern-Duo: Lahmsteiger, ergänzt von der Passmaschine Kroos. Lahm ist die Konstante dieses Trios: fast immer fit und stets zuverlässig. Bei Bayern zur Weltklasse gereift unter seinem Neu-Erfinder Pep Guardiola, in der Nationalelf bei bisher vier Tests als Sechser immer gut. Er soll Schweinsteigers Kompagnon werden in Brasilien, die defensive Abräumer-Rolle ausüben, die Khedira 2010 in Südafrika glänzend erledigte.
Es hängt alles an Schweinsteiger. Nach zwei Operationen am Sprunggelenk und der Pause seit Anfang November hat der 29-Jährige bei Bayern nun zwei Mal von Beginn an gespielt – vielversprechend. Und gestern beim DFB. Ebenso.