DFB-Elf in Frankreich: Bienvenue, Weltmeister-Team!
Was? Nur vier Sterne? Das Mannschafts-Hotel des DFB-Trosses während der EM in Frankreich hat nur vier Sterne? Für jeden WM-Titel einen? Keine Sorge, den 23 Auserwählten von Bundestrainer Joachim Löw wird es im „Ermitage“ in Évian-les-Bains am Genfer See an nichts fehlen. „Der Teamgeist ist entscheidend – nicht, ob das Hotel drei, vier oder fünf Sterne hat“, sagt Teammanager Oliver Bierhoff.
Die rund 70-köpfige Delegation startet am Dienstag ins EM-Abenteuer. Um 12 Uhr müssen sich die Spieler nach zwei freien Tagen in Frankfurt einfinden, zum 14 Uhr startet der DFB-Sonderflieger nach Chambéry. Vom dortigen Regionalflughafen sind es noch rund 130 Kilometer in das 8500-Einwohner-Städtchen Évian, weltbekannt für sein Bergquellwasser. In dem Kurort auf der französischen Seite des Genfer Sees, weitab der Fußballmetropolen des Landes, sucht man vor allem „Ruhe und Abgeschirmtheit“, wie es Löw formulierte. Dessen Assistent Thomas Schneider hatte das 2012 komplett renovierte Hotel mit freiem Blick über den See und den Berge drumherum als Kulisse entdeckt.
„Es ist wichtig, eine kleine Oase zu haben, dass man hier durchschnaufen kann nach den Reisen zu den Spielen“, betont Bierhoff, „es liegt hoch, hat eine schöne Weite und gutes Licht. Wir haben das Hotel exklusiv für uns.“ Sämtliche 83 Zimmer und die fünf Suiten (ab 385 bis zu 1000 Euro die Nacht) – freilich wohnen die Profis darin alleine. Also ganz anders als in den Fünfer-Wohngemeinschaften des „Campo Bahia“ vor zwei Jahren in Brasilien.
„Das Camp hatte einen großen Anteil daran, dass wir den WM-Titel geholt haben“, sagte der mittlerweile aus der Nationalelf zurückgetretene Per Mertesacker. „Verrückt und einmalig“, so die Spieler, sei das Quartier gewesen. Nun soll die Nobelherberge „Ermitage“ samt dem nahen Golfplatz den Zauber für den EM-Titel kreieren. „Das Hotel hat einen gewissen Charme und Zauber“, sagt Georg Behlau, Organisationschef und Büroleiter des Nationalteams, und fügt wegen des Blicks auf den Genfer See hinzu: „Wasser ist immer beruhigend.“
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Der Ort Évian hat dem bekannten Bergquellwasser seinen Namen gegeben. Auch das DFB-Hotel gehört zum Wasserkonzern. „Wir sind stolz, dass sich der Weltmeister Évian ausgesucht hat“, sagt Marc Francina, Bürgermeister des Ortes. Speziell bei diesem Turnier spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle. 2003 trafen sich Staats- und Regierungschefs in Évian zum G8-Gipfel.
Gebucht ist das Hotel bis zum Tag vor dem Finale
Neben dem per Holzbrücke zu erreichenden Schwesterhaus „Hôtel Royal“ gibt es einen Hubschrauber-Landeplatz – für alle Fälle. „Wir haben also viel Erfahrung mit solchen speziellen Situationen“, sagt Hotel-Manager Yannick Le Hec. Hohe Hecken und die Hanglage erlauben kaum ungewollte Blicke auf das idyllische Gelände mit Pool, Teich, Insektenstöcken oder Pétanque-Bahn. Tischkicker, Billardtische, Gesellschaftsspiele und Tischtennisplatten gehören zum Standardprogramm der Ausstattung eines DFB-Quartiers.
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Ein großer Vorteil und entscheidender Grund für die Wahl dieses Hotels: Das Trainingsstadion „Camille Fournier“ mitsamt neuem Rasen ist nur einen Kilometer entfernt. Nach der Ankunft und dem Bezug der Zimmer hat Löw für Dienstag ab 18.30 Uhr ein erstes Training angesetzt. Zu diesem sind auch Fans der Gemeinde am Südufer des Genfer Sees eingeladen. Der Nachteil der Quartier-Wahl: Die Reiserei zu den Vorrunden-Spielorten Paris (Partie zwei gegen Polen und drei gegen Nordirland) und Lille (Auftakt am Sonntag gegen die Ukraine). Zum Flughafen Annecy sind es 90 Minuten mit dem Bus, dort startet jeweils ein DFB-Charter. Vom schweizerischen Genf (lediglich 45 Kilometer, rund 60 Minuten mit dem Bus) darf während der EM nicht gestartet werden. Die Mannschaften sollen im Gastgeberland bleiben. Eine Frage der Sicherheit.
Gebucht ist die Unterkunft bis zur möglichen Abreise zum Finale am Tag vor dem 10. Juli. „Wir sind hoffentlich fünf Wochen in Évian“, sagt Bierhoff. „Ermitage“-Manager Le Hec hofft auf den Finaleinzug, „dann am liebsten gegen Frankreich – das wünschen wir uns jedenfalls. Es wäre eine tolle Geschichte für alle Beteiligten.“
In der Vier-Sterne-Ruhe soll die Kraft liegen. Und der vierte EM-Titel? Würde passen.