DFB-Elf: Drei Punkte für Rio

Mit einem 3:0-Pflichtsieg gegen die Färöer startet die DFB-Elf die WM-Qualifikation. Götze trifft einmal, Özil doppelt. Laut Bundestrainer Löw verhindern „Kleinigkeiten“ mehr Tore – und Keeper Nielsen.
von  Th. Becker

Mit einem 3:0-Pflichtsieg gegen die Färöer startet die DFB-Elf die WM-Qualifikation. Götze trifft einmal, Özil doppelt. Laut Bundestrainer Löw verhindern „Kleinigkeiten“ mehr Tore – und Keeper Nielsen. 

Hannover - 20 Grad am Abend: zu warm für die berühmteste Zipfelmütze der Fußballhistorie. Aber so wie vor 22 Jahren der bemützte Färöer-Keeper Martin Knudsen beim 1:0 gegen Austrias Kicker zum Nationalhelden wuchs, so fing auch Nachfahre Gunnar Nielsen an, das DFB-Team zu ärgern.

Am Ende wurde doch nichts aus dem Heldenstatus. Die Löw-Truppe bezwang Nielsen und sein Team von den Färöer-Inseln im ersten WM-Qualifikationsspiel 3:0 – der 500.Sieg in der DFB-Länderspielgeschichte. Bundestrainer Joachim Löw sagte: „Es waren heute wieder mal die Kleinigkeiten, die gefehlt haben, um noch mehr Tore zu erzielen.“

634 Tage vor WM-Beginn machte das runderneuerte Team von Löw in der mit 30000 Zuschauern nicht ausverkauften AWD-Arena den ersten Schritt in die richtige Richtung. Ohne Marcel Schmelzer, der sich im Abschlusstraining eine Prellung am Knöchel zugezogen hatte, aber mit vier Münchnern, drei Dortmundern, vier Legionären und einem 4-1-4-1-System (TV-Experte Oliver Kahn: „Gegen die Färöer kann man so ein System mal locker durchziehen“) ging das DFB-Team in die vierte Qualifikationsrunde von Bundestrainer Löw – nur ein Mal (gegen Tschechien) verlor er dabei.

Ein solcher Fauxpas war gegen den 154. der Weltrangliste (18 Inseln, 50000 Einwohner, 280 Regentage pro Jahr, zwei Journalisten beim Spiel in Hannover) natürlich nicht eingeplant. „Wir gehen von nichts anderem als einem Schützenfest aus“, sagte Kahn. Gar zweistellig, fragte die beflissene Moderatorin? Nein, das nicht, meinte Kahn. Anscheinend wusste der Ex-Titan mehr. Mehr über Gunnar Nielsen.

Der Nationaltorhüter der Färöer war der auffallendste, weil meistbeschäftigte Mann auf dem Platz. Nielsen ist 25 Jahre alt, 195 Zentimeter lang, kommt aus Tórshavn, besitzt einen Marktwert von 50000 Euro, ist dritter Keeper bei Manchester City, hat seit drei Jahren nicht mehr im Klub gespielt, insgesamt nur 17 Minuten Premier League gespielt (gegen Arsenal), hatte in sechs Länderspielen 16 Gegentore kassiert – und wäre in Hannover fast so berühmt geworden wie Zipfelmützen-Keeper Knudsen, der heute Kabeljau nach Alaska verkauft und die Torhüter der Färöer trainiert. Gunnar Nielsen hat er jedenfalls sehr gut hinbekommen.

Minute 5: Direktabnahme Reus: Nielsen!

Minute 20: Götze-Solo, Pass auf Müller: Nielsen!

Minute 22: Lahm auf Reus: Nielsen!

Minute 26: Hummels auf Klose: Nielsen!

Erst in Minute 28 war er dann fällig: Mario Götze ließ fünf Mann stehen und traf ins lange Eck: 1:0! Götzes drittes Tor für das DFB-Team. Ein Treffer, der nötig war, um den Chor derjenigen nicht zu groß werden zu lassen, der zur Halbzeitpause glaubte, den Auftritt des EM-Halbfinalisten mit Pfiffen zu bewerten, und das trotz einiger ansehnlicher Kombinationen. Bundestrainer Löw sagte: „Es war von Beginn an zu sehen, dass wir auf Tore aus waren. Es ist aber unser Problem, dass wir derzeit viele Chancen auslassen. Nicht nur in diesem Spiel haben wir zu viele Möglichkeiten benötigt, um Tore zu erzielen.“

In Halbzeit zwei wurde das besser: Mesut Özil belohnte sich mit zwei feinen Treffern zum 2:0 (54.) und 3:0 (71.), so dass man nach dem Schlusspfiff den Blick schnell Richtung Dienstag richtete: „In Österreich“, sagte Thomas Müller, „wartet ein weitaus härterer Brocken."

 

 

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