DFB-Elf: Das Klose-Dilemma
Köln - Der ewige Miro und die ewige Stadt: Dieses Klose-Kapitel findet in Italiens Hauptstadt bei Lazio Rom eine Fortsetzung. Noch eine Saison hängt der 37-jährige Stürmer in der Serie A dran. Seine letzte? Wer weiß. Fest steht jedenfalls: Bei Weltmeister Deutschland wird der DFB- und WM-Rekordtorjäger schmerzlich vermisst. Denn nach seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach dem Triumph von Rio im vergangenen Sommer fehlt dem Vier-Sterne-Team ein klassischer Mittelstürmer wie ihn Klose und zig andere Angreifer „Made in Germany“ jahrelang verkörperten.
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Doch im Land von Bomber Gerd Müller, Horst Hrubesch, Klaus Fischer, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann sind offenbar mittlerweile andere Qualitäten für die Position in vorderster Front gefragt als bloßer Torinstinkt oder Kopfball-Stärke. Für den letzten Saison-Doppelpack gegen die USA und Gibraltar tauchten lediglich die beiden Namen Mario Götze und Max Kruse in der Abteilung Sturm auf.
WM-Held Götze (23) ist aber eher offensiver Mittelfeldspieler, Kruse (27) mehr eine hängende Spitze, die sich in den freien Räumen bewegt. Auch der Bayer Thomas Müller (25), dem Joachim Löw eine Pause zugestand, passt eher in die Kategorie der falschen Neun.
Der Bundestrainer setzt wohl auch in Zukunft auf wendige, technisch versierte und wuselige Angreifer. „Das Spiel hat sich verändert“, sagt Löw. Der 55-Jährige räumt aber auch ein, dass es ihm manchmal Kopfschmerzen bereite, keinen „Brecher“ alter Schule mehr in der Hinterhand zu haben. Ein Comeback von Mario Gomez (29/AC Florenz), wie von vielen nach dem Rücktritt von Klose erwartet, wird es wohl nicht geben.
Daran ändert auch das Plädoyer von Klose nichts. „Mario Gomez sehe ich eindeutig als Mittelstürmer der Nationalmannschaft“, sagte vor Kurzem der langjährige Sturmpartner des in der abgelaufenen Saison oft glücklosen Fiorentina-Stürmers. Bei Löw dürfte Gomez mit Blick auf die EM-Endrunde im kommenden Sommer aber ebenso wenig eine Rolle spielen wie Bundesliga-Torschützenkönig Alex Meier. Gomez gibt allerdings nicht auf. „Ich fühle mich nach wie vor als Bestandteil der Nationalmannschaft. Ich will in der neuen Saison verletzungsfrei bleiben und mich mit vielen Spielen sowie Toren für die Nationalmannschaft und die EM empfehlen. Das ist mein Ziel“, sagte der Ex-Stuttgarter und -Bayer der „Sport Bild“.
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Der ehemalige Löw-Assistent und jetzige DFB-Sportdirektor Hansi Flick bemerkte zwar, dass man auch in Zukunft in den DFB-Nachwuchsteam nach einem sogenannten klassischen Mittelstürmer Ausschau halten werde, beschrieb aber zugleich das Dilemma in der Liga: „In der Bundesliga gibt es derzeit nicht mehr so klassische Stoßstürmer vom Typ Klose oder Gomez. Und ein Robert Lewandowski, der den Ball in nahezu jeder Situation behauptet und beherrscht, spielt leider nicht für Deutschland.“
Deshalb orientiere man sich auf Dauer am Modell von Champions-League-Sieger FC Barcelona. Denn auch die Wunderknaben Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez haben wenig mit den Sturmformationen früherer Jahre zu tun. „Unser Ziel muss es sein, immer flexibel zu bleiben“, fordert Löw deshalb von seinen verkappten Torjägern, die dann auch gerne mal Mesut Özil (26) oder Marco Reus (26) heißen dürfen.