DFB-Boss bei der WM in Kater: 1:0 für Neuendorf

Und nun zum Sport. Sonst meist die Überleitung zum Fußball, zur schönsten Nebensache der Welt. Bei der ersten Pressekonferenz des DFB im Medienzentrum des Quartiers der Nationalelf in Al Ruwais verhielt es sich gänzlich anders. Der WM-Auftakt gegen Japan am Mittwoch kam nur kurz zur Sprache, als DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Freitag das Podium betrat.
"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir einen positiven Auftakt erleben und das Spiel sicherlich gewinnen", sagte Neuendorf.
Wichtig(er) ist neben dem Platz
Der 61-Jährige macht bei seinem ersten Turnier in der Rolle als Delegationsleiter Nationalelf ("Zuvor habe ich viele WM-Spiele als Fan geschaut") auf Optimismus, weil er das Team von Bundestrainer Hansi Flick als "echte Einheit" wahrnehme und "der Spirit der Mannschaft gut" sei. Mehr Fußball war nicht.
Bei diesem umstrittenen Turnier in Katar heißt es: Wichtig(er) ist neben dem Platz. Und damit zur Politik und den vielen Brennpunkten, die Thema der Gespräche der fünfköpfigen DFB-Delegation vor Ort sein werden.
Ein "Statement für die Menschenrechte" trotz drohender Geldstrafe
Die Themen im Einzelnen:
Die "One Love"-Armbinde, die Kapitän Manuel Neuer tragen wird: Mögliche Sanktionen von Seiten der Fifa schrecken Neuendorf nicht ab: "Ich bin durchaus bereit, eine Geldstrafe in Kauf zu nehmen. Das ist keine politische Äußerung, sondern ein Statement für die Menschenrechte." Damit befindet sich Neuendorf auf Linie mit den Engländern.
Neben Neuer und Harry Kane wollen auch weitere Spielführer (Niederlande, Belgien, Schweiz, Wales, Dänemark) die Binde tragen. Ausgeschert per Rückzieher: Frankreichs Hugo Lloris. Einige Kritiker nörgeln, dass die Regenbogenbinde anstelle des Kompromisses mit dem Herz in bunten Farben ein noch deutlicheres Zeichen gegenüber der Situation der Menschen- und Arbeiterrechte in Katar gewesen wäre.
Infantinos Wiederwahl 2023 ist wahrscheinlich: kein Gegenkandidat
Die Opposition gegen Infantino: Der deutsche Verband verweigert dem Schweizer, seit 2016 an der Macht, demonstrativ die Gefolgschaft und unterstützt den 52-Jährigen auf dem Weg zu seiner Wiederwahl im März 2023 nicht - obwohl an einer dritten Amtszeit Infantinos kein Weg vorbeiführt.

Es gibt schlicht keinen Gegenkandidaten, außerdem haben die Kontinentalverbände aus Südamerika, Asien, Afrika und Ozeanien ihre Unterstützung signalisiert. "Ein Kontinentalverband hat Infantino nicht nominiert - die UEFA. Ich fühle mich nicht isoliert", so Neuendorf.
Nationalmannschaft spendet eine Millionen Euro an SOS-Kinderdorf
Die gute Tat der Spieler: Als Zeichen der Solidarität mit den rund 400. 000 Wanderarbeitern im WM-Gastgeberland unterstützt die Nationalmannschaft ein SOS-Kinderdorf in Nepal mit einer Million Euro.
"Das Geld kommt direkt von den Spielern. Es war der Mannschaft ein besonderes Anliegen", erklärte Neuendorf, "wir wollen die Menschen unterstützen, wo sie herkommen, um den Migrationsdruck zu nehmen. Die Kinder sollen Bildung erfahren."
Neuendorf nimmt keine Rücksicht auf Befindlichkeiten bestimmter Personen. "Es gibt einige Dinge, die mich in letzter Zeit bei der Fifa irritiert und verstört haben", sagte der DFB-Boss und nannte das Verbot für die dänischen Trikots mit dem Slogan "Menschenrechte für alle" und den Brief Infantinos an die WM-Starter, mit dem er die Kritik am Gastgeber Katar abwürgen wollte.
Die FIFA schweigt, Neuendorf zeigt sich couragiert
Entschädigungsfonds für Gastarbeiter? Vonseiten der Fifa kommt nichts. Eine Positionierung zu den Protesten im Iran? Die Fifa schweigt. Nach nur nach acht Monaten im Amt hat Neuendorf die Scheu vor den Mächtigen im Weltverband abgelegt und positioniert sich als Chef des größten Einzelsportverbands der Welt angemessen couragiert. 1:0 für Neuendorf.
Ob die Fifa kontert und dagegenhält?