Deutschland gegen Schweden: So machen Ex-Weltmeister der DFB-Elf Mut

Die Nationalelf trifft auf Schweden – und muss den vorzeitigen WM-K.o. verhindern. "Ich bin sicher, dass es eine Reaktion geben wird", sagt Joachim Löw. In der AZ erklären sechs Weltmeister, warum ein Sieg gelingt.
von  M. Koch, P. Strasser, J. Buhl
Das sagen die sechs Weltmeister (von links nach rechts: Jürgen Klinsmann, Rainer Bonhof, Bodo Illgner, Klaus Augenthaler, Olaf Thon und Bernd Hölzenbein) über das "Endspiel" gegen Schweden
Das sagen die sechs Weltmeister (von links nach rechts: Jürgen Klinsmann, Rainer Bonhof, Bodo Illgner, Klaus Augenthaler, Olaf Thon und Bernd Hölzenbein) über das "Endspiel" gegen Schweden © dpa

München - Sorry, liebe Schweden, aber euer Midsommar-Fest muss in diesem Jahr leider ausfallen! Vor dem zweiten WM-Gruppenspiel am Samstag in Sotschi (20 Uhr, ARD sowie im AZ-Liveticker) ist bei Weltmeister Deutschland die Überzeugung zurückgekehrt, dass die 0:1-Niederlage zum Auftakt gegen Mexiko nur ein Ausrutscher war.

Das Horror-Szenario Vorrunden-Aus? Kein Thema für Jogi Löw und sein Team. "Morgen zählt es, morgen muss die Reaktion zu spüren sein", sagte der Bundestrainer am Freitag und kündigte selbstbewusst an: "Ich bin mir sicher, dass es eine Reaktion geben wird." (Lesen Sie hier: DFB-Elf ohne Hummels gegen Schweden)

Mit einem Sieg hätte das DFB-Team den Achtelfinal-Einzug wieder selbst in der Hand – und Zweifel daran scheint es keine zu geben. "Es wird die Mannschaft gewinnen, die den Sieg mehr will", sagte Stürmer Mario Gomez, "und das werden wir sein."

Das deutsche Motto ist vor der Partie im Fischt-Stadion damit klar vorgegeben: Wir schaffen das! Der WM-Sommer muss weitergehen. Am besten bis zum 15. Juli, dem Tag des Endspiels in Moskau. "Wir sind in der Weltspitze immer noch ganz weit oben", sagte Löw. (Lesen Sie hier: Gegen Schweden - Ende oder Wende?)

Nun gehe es bei der "WM der absoluten Hingabe" darum, die richtige Einstellung zu zeigen: "Die wichtigsten Waffen sind Energie, Körpersprache und Zweikampfverhalten." Der Unterstützung aus der Heimat kann sich Löws Team dabei sicher sein. Die Kritik der letzten Tage? Vergessen! In der AZ machen sechs Weltmeister Mut und erklären, warum es gegen Schweden mit einem Sieg klappt.

Klaus Augenthaler: "An der Ehre packen"

Weltmeister von 1990 sagt: "Ich bin da zuversichtlich. Ich glaube, dass sie es schaffen werden. Jogi Löw wird seine Nationalspieler an der Ehre packen. Es ist jetzt schon wirklich alles gesagt und geschrieben worden. Am Samstag heißt es einfach im Vergleich zum ersten Spiel gegen Mexiko: Mehr Gas geben, mehr Zweikämpfe gewinnen und besser spielen. Ein Vorrunden-Aus der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft kann ich mir nicht vorstellen und das wird auch nicht passieren. Es ist noch zu früh, um beurteilen zu können, ob wir den WM-Titel verteidigen können. Jetzt müssen wir erst mal ins Achtelfinale kommen, dann schauen wir weiter."

Olaf Thon: "Müller trift zweimal" 

Weltmeister von 1990 sagt: "Unsere Turnierstärke stimmt mich optimistisch für das Schweden-Spiel, wir können uns deutlich steigern. Ich denke, dass nur Marco Reus und Jonas Hector neu in die Startelf rücken. Sami Khedira würde ich weiter spielen lassen. Joachim Löw wird nicht so viel ändern, wie vielleicht einige Experten erwarten. Es geht auch mehr um die Einstellung als um die Aufstellung. Reus, für den Mesut Özil weichen muss, bringt mehr Tempo ins Spiel. Gegen die unbeweglichen Schweden sind die Laufduelle in der Offensive entscheidend. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir immer da sind, wenn die Spannung am höchsten ist. Wir gewinnen das Spiel 2:0, Thomas Müller trifft zweimal."

Jürgen Klinsmann: "Jogi, der ideale Trainer"

Weltmeister von 1990: "Bei fast jeder Weltmeisterschaft – auch 1954, 1974, 1990 und 2014 – gab es ein schlechtes Spiel unserer Mannschaft. Ich gehe davon aus, dass dieses Mal eben das Auftaktspiel dieses schlechte war. Zudem die Mannschaft von Mexiko, die ich – auch aus eigener Erfahrung – schon immer als ein Top-Team eingeschätzt habe, extrem stark war. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft die Qualität hat, Schweden und Südkorea zu besiegen und ins Achtelfinale einzuziehen – dann beginnt mit dem K. o.-Modus eh ein neues Turnier. Ich bin auch überzeugt, dass wir mit Jogi Löw den idealen Bundestrainer haben. Er hat mehr als 160 Länderspiele, eine Super-Bilanz, ist Weltmeister und hat die Erfahrung. Er wird die richtigen Entscheidungen treffen."

Bernd Hölzenbein: "Wiedergutmachung"

Weltmeister von 1974: "Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir gegen Schweden gewinnen, da würde ich jede Wette eingehen. Dass man mal Probleme hat bei einem Turnier, ist völlig normal, das gab es immer. In der ersten Partie hat sicher nicht jeder deutsche Spieler seinen besten Tag gehabt, jetzt gibt es die Chance zur Wiedergutmachung. Personell ist die deutsche Mannschaft jedenfalls deutlich besser besetzt. 1974 haben wir die Schweden bei der WM in Deutschland ja auch geschlagen, wir gewannen in der Zwischenrunde 4:2. Am Ende sind wir Weltmeister geworden. Das wünsche ich der deutschen Mannschaft jetzt auch."

Bodo Illgner: "Es geht um die Einstellung"

Weltmeister von 1990: "Die Aufstellung ist nicht so entscheidend wie die Einstellung. Das ist zwar eine Phrase, aber es ist wichtig, dass sie mit der Geduld, die sie gegen Mexiko nicht hatten, an das Spiel gegen die Schweden, die eine sehr kompakte Abwehr stellen werden, herangehen. Es muss die technische Überlegenheit, die wir gegenüber den Schweden sicher haben, gezeigt werden. Nicht übernervös, nicht überschnell agieren. Darüber hinaus ist es von enormer Wichtigkeit, dass hinten konzentriert zu Werke gegangen wird und sich die Verteidiger nach dem Spielaufbau wieder nah zu ihren Gegenspielern begeben – damit nicht so große Räume entstehen. Wenn das so sein wird, bin ich guter Dinge, dass es gelingen kann."

Rainer Bonhof: "Es kommt eine Reaktion"

Weltmeister von 1974: "Ich bin absolut überzeugt, dass die Jungs gegen Schweden den Turnaround packen. Wenn du Deutschland ärgerst, kommt eine Reaktion – das war immer so und wird auch diesmal so ein. Das Beste an der Niederlage gegen Mexiko war, dass sich die Mannschaft zusammengesetzt und ausgesprochen hat. Es war durch die lange Pause zwischen den Spielen genügend Zeit, alles aufzuarbeiten. Das wird auch Jogi Löw getan haben. Er hat schon oft genug bewiesen, dass er die richtigen Schlüsse zieht. Die Mannschaft hat jetzt gemerkt, wie es ist, wenn man als Titelverteidiger gejagt wird und muss diese Rolle annehmen. Das wird ihr gelingen und dann werden wir in diesem Turnier auch noch ganz weit kommen."

 

 

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