Deutschland gegen Mexiko: Interview mit Moderatorin Vanessa Huppenkothen

Die 32-jährige Deutsch-Mexikanerin ist die Tochter des ehemaligen Duisburg- und Schalke-Profis Dieter Huppenkothen. Sie arbeitet als Moderatorin und Model.
AZ: Frau Huppenkothen, am Sonntag gibt es bei der WM ein ganz besonderes Spiel für Sie. Das Heimatland Ihres Vaters trifft auf das Ihrer Mutter: Deutschland auf Mexiko.
VANESSA HUPPENKOTHEN: Es fragen mich schon alle, für wen ich bin. Professionell betrachtet würde ich sagen: Deutschland hat eine bessere Mannschaft und wird gewinnen. Aber mein Herz ist geteilt.
Wäre ein Unentschieden für Sie also das Beste?
Wenn ich mit dem Herzen sprechen würde: Ja. Aber ich weiß, dass Deutschland gewinnen wird.
Was kommt mit Mexiko auf die deutsche Elf zu? Chicharito ist aus seiner Zeit in Leverkusen hier gut bekannt.
Er ist unser bester Spieler und kann Deutschland ein wenig ärgern. Marco Fabian und Carlos Salcedo spielen ja aktuell bei Frankfurt. Die Deutschen wissen also schon ganz gut, wie und auf welchem Niveau die Mexikaner spielen.
Kapitän Rafa Marquez: Gehört dazu wie die Nationalfahne
Rafael Márquez wird mit 39 Jahren an seiner fünften Weltmeisterschaft teilnehmen.
Er ist der Kapitän und gehört zum mexikanischen Team wie die Nationalfahne zu Mexiko. Dort ist er eine echte Berühmtheit. Zu seinem Klub hat er schon Ciao gesagt, die WM wäre jetzt ein krönender Abschluss seiner Karriere.
Wird er in Mexiko weiterhin positiv gesehen, nachdem es Vorwürfe gibt, er habe Kontakte zu einem Drogenkartell?
Das hat seinem Ruf schon geschadet. Er hatte eine tolle Karriere und seitdem diese Geschichte bekannt wurde, ging alles ein wenig bergab. Was an den Vorwürfen dran ist, kann ich aber nicht beurteilen.
Für Schlagzeilen sorgte auch die WM-Party des Teams mit viel Alkohol und Escort-Ladys.
Nach dem Skandal wissen wir als Mexikaner, dass unsere Mannschaft die WM nicht ernst nimmt. Viele der Spieler, wie etwa Herrera, haben nach der Party Probleme mit ihren Ehefrauen. Das wirkt sich negativ auf die Konzentration aus, ihr Kopf ist woanders.
Sie sind für den TV-Sender ESPN in Russland vor Ort. Werden Sie am Sonntag Interviews mit deutschen Spielern führen?
Möglich. Hauptsächlich bin ich als Moderatorin eingeplant.
So schön schrill sind die Fans der Fußball-WM
Auf diese deutschen Spieler freut sich Vanessa Huppenkothen besonders
Gibt es einen deutschen Spieler, auf den Sie sich dabei besonders freuen würden?
Manuel Neuer ist ja wieder da, ein Interview mit ihm wäre schön oder mit Mats Hummels.
Sie nennen Neuer zuerst. Auch, weil Sie Fan von Schalke sind, wo er ja lange spielte?
Auch deshalb wäre es toll, mal mit ihm zu sprechen.
Erklären Sie doch bitte kurz, wie sie zum Schalke-Fan wurden, obwohl sie in Mexiko City geboren sind und dort leben.
Mein Vater Dieter spielte früher bei Schalke. Als ich zehn Jahre alt war, hat er mich mit ins Stadion genommen und ich habe viele Spiele dort mit meiner Familie angeschaut. Wir haben auf der Tribüne gesungen, getanzt und mitgefiebert.
Dann hat Ihnen die vergangene Saison sicher gefallen, in der S04 Vizemeister wurde.
Auf jeden Fall! Sie haben eine super Saison gespielt. Ich habe in Mexiko viele Spiele verfolgt.
Glauben Sie, dass Sie irgendwann eine Schalker Meisterschaft miterleben können?
Ich hoffe schon! Aber ich fürchte, Bayern ist zu stark.
Vanessa Huppenkothen zu den Gerüchten um eine Affäre mit Cristiano Ronaldo
2014 wurden Sie von den Kollegen zur schönsten Sportreporterin gewählt, haben den Spitznamen "Sexy Mexi".
(lacht) Ich möchte vor allem, dass die Leute gut über meine Arbeit sprechen. Bis jetzt habe ich alles richtig gemacht: Ich habe einen Award gewonnen, bin bei ESPN. Meine Karriere hat sich seit der WM 2014 um 180 Grad gedreht. Ich bin kein junges Mädchen mehr und nur da, weil ich ein schönes Gesicht habe. Man muss zeigen, was man kann.
Ihren inoffiziellen Titel als "Miss WM" würden Sie aber trotzdem verteidigen, oder?
(lacht) Mein Ziel ist das jetzt nicht unbedingt, aber wenn es sich so ergibt, ist das okay.
Haben Sie in Ihrem Beruf damit zu kämpfen, auf Ihr Aussehen reduziert zu werden?
Das ist manchmal ein Problem. Wenn ein Mann etwas Falsches sagt, macht es nichts. Wenn einer Frau das passiert, heißt es gleich, dass sie keine Ahnung vom Sport hat. Man darf sich als Frau keine Fehler erlauben.
Ist es Ihnen schon mal passiert, dass ein Interviewpartner mit Ihnen flirten wollte?
Früher ja, jetzt kennen mich die Leute und wissen, dass ich seriös bin. Ich habe auch mein Privatleben und bin mit jemandem zusammen. Am Anfang wollten manche Spieler meine Telefonnummer und mit mir ausgehen. So etwas geht aber gar nicht. Zumal ich überhaupt nicht auf Fußballer stehe.
Gilt das auch für Cristiano Ronaldo? Nach einem Interview wurde Ihnen eine Affäre nachgesagt.
Ronaldo ist überhaupt nicht mein Typ. So etwas kann aber dabei rauskommen und rückt auch meine Arbeit in ein schlechtes Licht. Ich sehe die Profis als Spieler, gewissermaßen als Kollegen – nicht mehr.
Diese deutschen Bands hört Vanessa Huppenkothen
Gibt es neben Ihrem Lieblingsklub noch andere Dinge an Ihnen, die typisch deutsch sind?
Ich mag zum Beispiel deutsche Musik, deutsches Kino, deutsche Models und Sportler.
Welche Musik denn?
Die Toten Hosen und Rammstein. Ich höre gerne Pop, aber wenn ich weiß, dass jemand deutsch ist, auch das gerne.
Sorgt die Aussprache Ihres deutschen Nachnamens manchmal für Probleme?
Ja, aber nicht nur in Mexiko. Die Leute sagen meinen Namen überall, wie sie wollen. (lacht)
Wo werden Ihre Herzens-Teams bei der WM landen?
Ich hoffe, dass es Deutschland schafft, den Titel zu verteidigen und Mexiko nach langer Zeit mal wieder das Viertelfinale erreichen wird.
Nicht das Finale gegen Deutschland?
Das werden sie nicht schaffen, das weiß ich.
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