Deutschland gegen Italien: Ein bisserl Amore

AZ-Leute-Koumnistin Kimberly Hoppe über das ganz besondere Verhältnis von München zu Italien – und einen schicksalhaften Abend.
von  Kimberly Hoppe
Deutschland trifft Italien – in München besonders häufig.
Deutschland trifft Italien – in München besonders häufig. © imago/dpa/AZ

München – Das erste Mal in Italien war ich mit vier, konnte "un gelato per favore" bestellen, bis "tre" zählen, mit dem kleinen Rocco am Strand Sandburgen bauen, nur staunen, wie dünn die Pizza war – und wie lange kleine Kinder dort aufbleiben durften.

Es war sofort um mich geschehen. Bis heute bin ich in Italien verliebt und damit sicher nicht allein. Ganz unabhängig vom "Bella Bionda"-Ding hat mich die italienische Lebensart verzaubert.

Ob Land oder Leute, Essen oder Emotion: Alles ist dort intensiver, lauter, mitunter lustiger, auf jeden Fall leidenschaftlicher und natürlich molto chaotischer. Aber abgesehen von irgendwelchen Urlauben: Sind es nicht diese viel beschworenen italienischen Momente, die wir Hobby-Südländer so gerne in unseren Alltag einbauen? Si! Ein Cappuccino draußen im Straßencafé, der Feierabend-Spritz beim – natürlich – Lieblingsitaliener. Dazu ein bisschen, äh, un poco Formaggio, Adriano Celentano aus den Boxen, fertig ist das kleine Glück, das in manchen Momenten so groß sein kann.

Trotzdem sind die meisten in solchen Momenten wahrscheinlich insgeheim doch froh, in München zu wohnen, wo alles deutlich besser funktioniert. Scusi, nicht böse gemeint, ist aber so. Ihr mögt bemerkenswert laut miteinander reden und lachen können, niedliche Vespas erfunden, hinreißende Frauen mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida haben – und wissen, wie eine richtige Lasagne gemacht wird.

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Dafür können wir auch höflich zuhören, nicht nur wild durcheinander schreien, die schnelleren (und besseren) Autos bauen und mit Frauen wie Senta Berger und Iris Berben locker mithalten. Wir haben die Wiesn ("Oktobäärfääst!"), die ihr so liebt, Bier, das nach was schmeckt und die besseren Würstl. Bevor nun allerdings über Wirtschaftslage, Arbeitslosigkeit, Zukunftsperspektive, das Kranken- oder Rentensystem im Deutschland-Italien-Vergleich debattiert wird, komme ich lieber zum entscheidenden Punkt. Deutschland gegen Italien im EM-Viertelfinale.

Allora, liebe Italiener, so gern wir Euch und Euer fröhliches Land haben, wir werden diesmal, das erste Mal überhaupt in einem wichtigen Turnier, gegen Euch gewinnen. Basta. Trotzdem werden wir Euch danach in den Arm nehmen, trösten und auf einen oder zwei Ramazzotti einladen (nicht nur, weil ihr das viel zu viele Male davor mit uns so gemacht habt).

Auch wenn es für Euch ein unvergesslich trauriger und schmerzhafter Abend sein wird, ein bisserl Amore zwischen uns bleibt. Immer.

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