Deutschland gegen Holland: Sieben Bayern gegen Arjen
Am Mittwoch trifft Robben mit den Niederländern auf Deutschland – und seine Bayern-Mitspieler. Von Elfmeter bis Coolness: Was sich Robben von seinen Klubkollegen abschauen kann
DANZIG Wer früh ausscheidet, wird eher fit. Natürlich dürfte Jupp Heynckes in seiner Funktion als Bayern-Trainer niemals während dieses Turniers solch egoistische Gedanken äußern. Doch sollten die Holländer mit Arjen Robben nach ihrer 0:1-Auftaktpleite gegen Dänemark auch am Mittwoch in Charkow gegen die DFB-Elf verlieren, dürfte der Auftritt kommenden Sonntag gegen Portugal bereits die letzte Episode dieser EM sein. Robben hätte Urlaub, könnte sogar am 3. Juli beim Trainingsauftakt an der Säbener Straße dabei sein. Oder kurz danach, je nach Absprache.
Dafür sorgen können Robbens acht Bayern-Kollegen, sieben von ihnen standen in der Startformation beim 1:0 gegen Portugal, nun trifft man sich im direkten Vergleich. Dann ist Schluss mit lustig, nett und fürsorglich wie noch am 22. Mai, als sich Schweinsteiger & Co. beim Robben-Kompensationsspiel gegen die Pfiffe der Bayern-Fans in der Allianz Arena wendeten.
„Er ist unser Gegenspieler am Mittwoch, kein Mitspieler”, sagte Mario Gomez am Montag, „also werden wir keine Freunde sein in dieser Partie, danach dann natürlich wieder.” Da Toni Kroos wieder als einziger aus dem Bayern-Block wohl auf die Bank muss, bleibt das ungleiche Duell: Sieben gegen Arjen.
Da Robben momentan mit sich und der Fußballwelt hadert („Es fühlt sich an, als wäre ich in einem schlechten Film gelandet”), hier ein paar Vorschläge, was er sich von seinen Mitspielern abschauen könnte.
Manuel Neuer: Klingt doof, ist aber so: Elfmeter schießen. Siehe das Champions-League-Finale gegen Chelsea. Neuer hat beides drauf, verwandeln und halten. Sollte es für die Holländer in Charkow einen Elfmeter geben und Robben hat tatsächlich den Schneid anzutreten – es wäre die Klimax einer wahnwitzigen Robben-Elferstory von Dortmund über Berlin und Madrid bis München. Klaas-Jan Huntelaar meinte: „Wenn es gegen die Deutschen geht, dann ist Arjen so cool und wird sich den Ball zum Elfmeterpunkt hinlegen und schießen.”
Jérome Boateng: die Coolness. Hatte viel um die Ohren nach seinem Hotel-Treffen mit Gina-Lisa, wurde von Löw öffentlich gerügt – und lieferte gegen Portugals Ronaldo eines seiner besten Länderspiele ab.
Holger Badstuber: die Geschicklichkeit. Der Innenverteidiger kommt beinahe ohne jedes Foul aus, sah nur durch eine unglückliche Berührung gegen Portugal Gelb.
Thomas Müller: die Fairness. Geht mit voller Härte und Vehemenz in die Zweikämpfe, ist aber kein Spieler, der verdächtig ist, durch zu frühes Abheben einen Freistoß oder Elfmeter herauszuholen. Was bei Robben nicht immer der Fall war.
Bastian Schweinsteiger: das Führen einer Mannschaft. Obwohl er gegen Portugal noch nicht wieder der Alte war, hat er seine Mitspieler angeleitet, überließ Nebenmann Khedira die spektakuläreren Aktionen. Man muss sich auch mal zurücknehmen.
Mario Gomez: die Lässigkeit. Der Bayern-Stürmer reagierte gelassen auf Scholls harsche Kritik. Hätte dem etwas impulsiveren Robben nach den Beckenbauer-Sprüchen auch gut zu Gesicht gestanden.
Philipp Lahm: Als Linksverteidiger wird er auf Hollands rechter offensiver Seite Robben direkt gegenüberstehen. Also ganz hautnah: die Zweikampfführung.