Deutschland gegen Argentinien: Rio reloaded
Heute trifft die deutsche Nationalmannschaft auf WM-Finalgegner Argentinien. „Es ist aber keine Revanche“, sagt Löw, der bereits an die EM 2016 denkt. Die AZ macht den Formcheck
DÜSSELDORF - Es hat etwas von Klassenfahrt-Atmosphäre: 52 Tage nach dem WM-Triumph von Rio de Janeiro sind 17 der 23 Weltmeister in Düsseldorf zusammengekommen, um noch einmal zu schwelgen ob ihrer Taten im brasilianischen Sommer. Feiern und sich feiern lassen – das ist das Motto des ersten Freundschaftsspiels der deutschen Nationalelf am Mittwoch (20.45 Uhr, ZDF live) gegen WM-Finalist Argentinien.
Für den unterlegenen Finalisten ist die Begegnung mit den Champions eher lästige Pflichterfüllung. Diesen Test hatten die Verbände schon letztes Jahr vereinbart. Die rechte Motivation nach dem 0:1 vom 13. Juli im Maracanã nahm Bundestrainer Joachim Löw den Argentiniern bereits am Tag vor dem Wiedersehen.
„Es ist aber keine Revanche, sie können den Titel ja nicht zurückholen“, meinte Löw trocken aber wahrheitsgetreu, lobte jedoch: „Argentinien ist mit uns auf Augenhöhe, das hat das Finale gezeigt. Sie sind auch ohne Messi Weltklasse.“ Doch im Grunde spielt der Gegner bei den Tagen in Düsseldorf unter dem Stichwort „Rio reloaded“ keine große Rolle.
Am Montag huldigten rund 40.000 Fans in der „Esprit Arena“ den Weltmeistern, nach Ende der Einheit drehten die DFB-Stars eine Ehrenrunde mit dem WM-Pokal. „Wir können den Leuten nochmal das WM-Gefühl, das Sommer-Gefühl zurückgeben“, hofft Löw, der von „Momenten für die Ewigkeit“, sprach, „wir haben die WM alle maximal genossen - wie in einem Rausch.“
Möge der Euphorie-Kater lange anhalten. Mit der emotionalen Verabschiedung der zurückgetretenen Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker direkt vor der Partie soll das Copacabana-Feeling noch einmal greifbar werden in der Stadt der „Kö“.
Mit Anpfiff kehrt Realität ein. Die Mannschaft, die erstmals das Trikot mit den vier Sternen (für die vier WM-Titel 1954, '74, '90 und 2014) über dem DFB-Logo trägt, hat nur noch bedingt Brasilien-Flair. Die AZ gibt einen Überblick über die Personallage und macht den Weltmeister-Formcheck:
Tor: Manuel Neuer ist als Nummer eins unumstritten und gegen Argentinien Kapitän. Die Stellvertreter bleiben Dortmunds Weidenfeller und Hannovers Zieler. Neuer hat schon wieder annähernd Brasilien-Form: 80 Prozent.
Abwehr: Hier muss mit Ausnahme von Höwedes (Schalke) die zweite Reihe ran, da Bayerns Boateng und der Dortmunder Hummels verletzt fehlen, Mertesacker hat sich ja verabschiedet. Höwedes ist nun Abwehrchef, der Königsblaue befehligt drei Dortmunder: Neben sich Ginter, rechts Großkreutz, links Durm (zusammen haben sie lediglich acht Länderspiele). Durm könnte sich links festspielen, rechts wird Stuttgarts Antonio Rüdiger laut Löw eine Alternative. WM-Form: 10 %.
Mittelfeld: Kein Schweinsteiger, kein Khedira, kein Özil (beide ebenfalls leicht verletzt). Löw muss auch hier improvisieren, kann wenigstens mit Kroos und Kramer im Zentrum sowie Müller drei Startelf-Spieler von Rio bringen. Dazu wirbelt Schürrle über links. Hinter der Spitze beginnt Marco Reus, der die WM kurzfristig wegen eines Syndesmoseband-Teilrisses verpasste. WM-Form: 30 %.
Angriff: Hier bekommt Götze, der Finaltorschütze, als Klose-Ersatz und „falscher Neuner“ sein Roter-Teppich-Spiel. Der Comebacker heißt Mario Gomez, er kommt als Joker. „Ich habe immer viel von Mario gehalten“, sagte Löw, „er ist einer der besten Stürmer, die es überhaupt gibt.“ Und wichtig auf dem Weg nach Paris, dem neuen Sehnsuchtsort. Dort findet das EM-Finale 2016 statt.